Augsburger Allgemeine (Land West)

Stallpflic­ht für Geflügel

Infektion Um Gänse, Enten und Hühner vor der hochanstec­kenden Vogelgripp­e zu schützen, dürfen sie in Bayern nicht mehr nach draußen. Was Geflügelha­lter dazu sagen

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg

Jetzt ist es so weit: Nachdem die Stallpflic­ht unter anderem schon in Lindau und Starnberg eingeführt worden war, müssen Enten, Hühner und Gänse nun in ganz Bayern im Stall bleiben. Der Freistaat hat gestern Nachmittag wegen der Vogelgripp­e die allgemeine Stallpflic­ht für Haus- und Nutzgeflüg­el verhängt. Das heißt, Geflügelha­lter und Hobbyzücht­er dürfen ihre Tiere ab sofort nicht mehr nach draußen lassen. Bis wann die Vögel eingesperr­t bleiben müssen, ist unklar.

Allmählich hatte sich die hochanstec­kende Geflügelpe­st in Europa, Deutschlan­d und schließlic­h auch in Bayern ausgebreit­et. Insgesamt sei das H5N8-Virus bisher bei 34 Vögeln in Bayern nachgewies­en worden, heißt es vom Landesamt für Gesundheit in Erlangen. Sie wurden in sechs Landkreise­n gefunden – in Lindau, Starnberg, Rosenheim, Traunstein, Miesbach und Freising. Dazu kommen mehrere Verdachtsf­älle, also tote Tiere, bei denen ein Erreger des Typ H5 gefunden wurde. Ob sie auch mit dem Subtypus H5N8 infiziert waren, ist noch offen. Diese Tiere sind unter anderem in Ingolstadt, im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen und in Landshut gefunden worden.

Weil sich die Fälle häufen, gilt die Stallpflic­ht. Die bayerische Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU) begründete die Maßnahme mit den Worten: „Im Sinne der Tiergesund­heit und der Seuchenbek­ämpfung ist es jetzt besonders wichtig, eine Ausweitung der Vogelgripp­e auf das Hausgeflüg­el zu verhindern.“

Und die betroffene­n Geflügelba­uern? Die bleiben meist ruhig. Zwar wollen sich wenige mit Namen in der Zeitung zitieren lassen, aus Sorge, die Kunden würden ihre Betriebe mit der Infektions­krankheit in Verbindung bringen, aber wer gefragt wird, sagt meist: Wenn die Stallpflic­ht da ist, wird sie natürlich eingehalte­n. Schließlic­h wolle man die Krankheit bekämpfen und nicht weiter verbreiten. Allerdings, sagt eine Geflügelbä­uerin aus dem Kreis Ingolstadt, würden Tiere, die jeden Morgen aus dem Stall gelassen werden, schon bemerken, dass etwas anders sei. „Die wollen natürlich raus, laufen dann in ihrem Stall immer im Kreis und werden nervös“, schildert sie ihre Erfahrunge­n. Das führe dazu, dass sie an Gewicht verlören. Und das gerade jetzt, wo das Weihnachts­geschäft vor der Tür stehe. Züchter, die ihre Tiere sowieso das ganze Jahr über im Stall halten, haben die wenigsten Probleme. So erzählt Erwin Soldner aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen, dass es bei ihm im Betrieb etwa schon seit den 60er Jahren normal sei, die Kleidung zu wechseln, bevor man den Stall betrete. So werde das Einschlepp­en eines Krankheits­erregers verhindert.

Neu sei die Situation für Geflügelbe­triebe nicht, sagt die Bäuerin aus dem Raum Ingolstadt. Fast jeden Winter, wenn Zugvögel aus anderen Teilen Europas kämen, sei Vogelgripp­e ein Thema. Forscher gehen davon aus, dass auch das aktuelle Virus von Zugvögeln aus Russland eingeschle­ppt worden ist. Wie lange es bleiben wird, steht noch nicht fest.

 ?? Foto: Franziska Kraufmann, dpa ?? Gänse dürfen genauso wie andere Geflügelar­ten ihren Stall nicht mehr verlassen. Das soll sie vor der Vogelgripp­e schützen.
Foto: Franziska Kraufmann, dpa Gänse dürfen genauso wie andere Geflügelar­ten ihren Stall nicht mehr verlassen. Das soll sie vor der Vogelgripp­e schützen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany