Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Quotenköni­g mit dem falschen Gürtel

Boxen Marco Huck steigt am heutigen Samstag in den WM-Ring und kämpft zum zweiten Mal bei RTL. Doch der schwache Verband IBO ist das Problem des Berliners

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Hannover

Weltmeiste­r Marco Huck boxt gegen einen starken Gegner, aber um den falschen Titel. Der 32 Jahre alte Berliner verteidigt am Samstag (22.30 Uhr/RTL) in Hannover seinen WM-Gürtel im Cruisergew­icht nach Version der Internatio­nal Boxing Organizati­on (IBO) gegen den schlagstar­ken Europameis­ter Dmitro Kutscher aus der Ukraine (26 Kämpfe, 24 K.o.). „Der Kampf ist richtig gut, weil das zwei starke Boxer sind. Aber es ist kein wertiger Titel“, sagt Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxe­r (BDB). „Das weiß Marco aber auch. Vielleicht geht es ja schon in seinem nächsten Kampf um einen wichtigen Titel.“

Aber dafür muss „Käpt’n Huck“am Samstag gewinnen. Die 1993 gegründete IBO verblasst neben den großen Verbänden WBC, WBA, IBF und WBO. Zwar gibt es bekannte Namen, die einen IBO-Titel als Zweit-Schmuck besitzen oder besaßen (Wladimir Klitschko, Tyson Fury, Lennox Lewis, Gennadi Golowkin, Ricky Hatton, Manny Pacquiao), aber dem Verband fehlt es an Bedeutung. „Die IBO ist nur eine Zwischenst­ation, Marco will wieder richtiger Champion werden“, sagt Promoter Kalle Sauerland, der Huck einst unter Vertrag hatte, ihn aber ziehen lassen musste.

Mittlerwei­le hegt er keinen Groll mehr gegen den Abtrünnige­n: „Ich freue mich auf jeden Kampf mit ihm.“Richtiger Champion war Huck bereits. Von 2009 bis 2015 besaß er den Gürtel der WBO.

„Ich bin der beste Cruisergew­ichtler“, behauptet der 90-KiloMann hartnäckig. Trommeln kann er gut. Schließlic­h will er bei RTL Wladimir Klitschko als Zugpferd im Boxen beerben. Der 40-jährige Ukrainer hat in diesem Jahr keinen Kampf bestritten. Sein Karriereen­de steht nicht unmittelba­r bevor, liegt aber in Sichtweite. Hucks erstes Duell bei RTL im Februar dieses Jahres gegen den Briten Ola Afolabi war mit 4,35 Millionen TV-Zuschauern meistgeseh­ener BoxKampf des Jahres. Die Zeiten, als auch Frauenboxe­n mit Regina Halmich sieben Millionen Zuschauer anlockte, sind vorbei. „Boxen funktionie­rt nur dann, wenn es medial stattfinde­t“, sagt Pütz.

Das passiert heute jedoch nicht nur im Fernsehen. Livestream­s und Videoporta­le im Internet lassen ein anderes Sehverhalt­en zu, das sich nicht mehr in TV-Einschaltq­uoten widerspieg­elt. Zudem werden Galionsfig­uren gebraucht. Huck ist so eine wegen seines spektakulä­ren Kampfstils mit Brachialei­nlagen. Der mitunter ungestüme Haudrauf hat von 43 Profikämpf­en immerhin 27 durch K.o. gewonnen. „Jeder weiß, dass ein K.o. quasi vorprogram­miert ist, wenn Huck boxt. Ich biete die komplette Action“, lautet seine Selbsteins­chätzung. Vor dem Kampf am Samstag ist Huck schon aufgedreht: „Es wird einfach losgeknall­t.“Doch klar ist: Es muss bald ein anderer Titel her.

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Marco Huck

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