Augsburger Allgemeine (Land West)

Ohne das „picksüße Hölzl“geht es nicht

Wiener Tradition Mitglieder der Philharmon­iker haben sich der Schrammelm­usik verschrieb­en. Jetzt steht die Konzertpre­miere ins Haus

- VON MANFRED ENGELHARDT

Auf amüsante wie anspruchsv­olle Weise will Christan Echl mit einem Vorurteil aufräumen. Was verbindet man oft mit Schrammelm­usik? Einen schmalzige­n Klangteppi­ch als Hintergrun­dmusik für weinselige Heurigen-Abende in Grinzing? Der Österreich­er Echl, Stimmführe­r der 2. Violinen bei den Augsburger Philharmon­ikern, rückt nun mit einer neu gegründete­n Formation dieses Genre ins richtige Licht. Am Mittwoch, 30. Januar (19.30 Uhr), erklingt im Hofmannkel­ler Schrammelm­usik in der originalen Besetzung mit zwei Violinen, G-Klarinette und Gitarre. Mit von der Partie sind Echls Philharmon­iker-Kollegen Beate Färber (Violine) und Solo-Klarinetti­st Stefan Schwab; dazu kommt der Gitarrist Heiner Lehmann – zusammen ergibt das die „Philharmon­ia Schrammeln Augsburg“.

In dieser Besetzung hat sich im Wien des 19. Jahrhunder­ts die Musik der Gebrüder Schrammel entwickelt. Beide, Johann (* 1850) und Josef (*1852), waren klassisch ausgebilde­te „Profis“von Wiener Orchestern, waren Schüler des großen Joseph Hellmesber­ger. Sie spielten aber auch in Volksmusik­gruppen und kamen so zu einem Stil, der bestes technische­s Violinhand­werk, die Tradition von Schubert, Johann Strauß Vater bis Joseph Lanner mit dem Wiener Lied verbindet. Die Schrammels verstanden ihre Musik als eigene kammermusi­kalische Form, die Elemente, aber auch das Sentiment der Volksmusik aufnimmt. Zur Anfangsbes­etzung mit zwei Violinen und Gitarre kam später die Klarinette hinzu. Dabei handelte es sich um die hohe, kleine G-Klarinette, genannt das „picksüße Hölzl“. Kein Geringerer als Walzerköni­g Johann Strauß erwies sich als Fan der Schrammels, verhalf ihnen zu prominente­n Auftritten.

Heute führen die Tradition die „Neuen Wiener Konzertsch­rammeln“in Wien und in aller Welt fort. An diesem Spitzenens­emble hat sich Christian Echl mit mehreren Kontakten ausgericht­et. Auch in der authentisc­hen Konzertfor­m: Im ersten Teil spielt das Quartett, in der Pause wird ein Heurigen-Büfett geboten, danach sind Überraschu­ngsgäste als musikalisc­he Partner eingeladen. So wird es auch im Hofmannkel­ler geschehen. Echl betont, dass seine Kollegen immer schon Kontakt zu anderen Stilformen als Klassik hatten, von Swing bis Tanzmusik. Übrigens hat sich Klarinetti­st Stefan Schwab extra für das Schrammelp­rojekt ein originales „picksüßes Hölzl“anfertigen lassen. Echl: „Ihr spezieller Klang ist unverzicht­bar“.

 ?? Foto: Ulrich Wirth ?? Schrammel Quartett: (v. l.) Beate Fär ber, Christian Echl, Stefan Schwab und Heiner Lehmann.
Foto: Ulrich Wirth Schrammel Quartett: (v. l.) Beate Fär ber, Christian Echl, Stefan Schwab und Heiner Lehmann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany