Augsburger Allgemeine (Land West)
TSV Gersthofen sieht Blau
Handball Nach der Niederlage in Ichenhausen legt sich ein Spieler mit den Schiedsrichtern an. Welche der fünf neuen Regeln auch für die unterklassigen Vereine von Bedeutung sind
Gersthofen Auch im Kellerduell der Handball-Bezirksoberliga ging der TSV Gersthofen leer aus. Beim SC Ichenhausen gab es eine 23:25-Niederlage.
Die Gastgeber legten gut los, und Istvan Walczer wuchtete immer wieder die Bälle aus dem Rückraum ins Netz. Gersthofen hielt dagegen, war mal ein Tor im Rückstand, dann wieder ein Tor vorne. Mit einem 14:13 ging es in die Pause. Nach dem Wechsel wurde Gersthofens Torwart Michael Müller so richt warm geschossen. Er lief zwischenzeitlich zur Höchstform auf und vernagelte das Tor für den SCI. Die Gäste konnten sich zur 45. Minute mit 19:16 absetzen.
Die Partie wurde gegen Ende immer hektischer, es folgten viele Unterbrechungen der Unparteiischen, die lautstark kommentiert wurden. Am Ende behielt Ichenhausen die Oberhand und gewann 25:23.
Dass die Nerven im Abstiegskampf blank liegen, zeigt die Tatsache, dass der Gersthofer Michael Kraus hinterher gegenüber dem Schiedsrichtergespann seine Meinung kundgetan hat und dafür die Blaue Karte unter die Nase gehalten bekam. „Das ist nicht regelkonform“, protestiert TSV-Abteilungsleiter Samir Babovic, „es muss die Rote Karte vorausgehen.“Man habe auch nicht aufgrund der Schiedsrichterleistung verloren, sondern wegen Unvermögen. „Es fehlt die Konstanz und das Selbstvertrauen“, sagt Babovic. Durch Verletzungen, Arbeit und Auswärtsstudium hat man eine schwache Trainingsbeteiligung und muss jede Woche mit einer anderen Aufstellung antreten. Dazu stehen aufgrund anderweitiger Hallenbelegungen vier Auswärtsspiele in Folge an. „Wir werden uns zur Rückrunde verstärken“, kündigt der TSVHandballchef an, dass man den Klassenerhalt noch nicht zu den Karten gelegt hat.
Die neuen Handballregeln
Die Blaue Karte ist eine von fünf neuen Regeln, die zu Beginn dieser Saison in Kraft traten und hier erklärt werden.
Blaue Karte
In der Vergangenheit war den Zuschauern oft nicht klar, ob die Rote Karte eine reine Matchstrafe war oder mit einem schriftlichen Zusatz- bericht verbunden ist. Die Blaue Karte schafft hier Klarheit. Sie wird von den Schiedsrichtern gezeigt, wenn nach der Disqualifikation durch die Rote Karte auch noch ein gesonderter Bericht folgt, dem dann weitere Disziplinarmaßnahmen folgen.
Siebter Feldspieler
Durch einen weiteren Spieler kann eine Überzahl erzeugt werden. Es besteht jedoch die Gefahr, dass nach einem Fehlwurf oder einem Ballverlust der Gegner sofort auf das leere Tor werfen kann. Wird ein zusätzlicher Spieler mit Leibchen eingewechselt, darf er noch immer als Torwart agieren, falls der Rückwechsel nicht rechtzeitig klappt. Wird ein siebter Spieler ohne Leibchen eingewechselt, darf dieser den Torraum nicht betreten.
Zeitspiel
Durch eine neue Vorgabe soll verhindert werden, dass die Regel zum passiven Spiel unterschiedlich angewendet wird. Nach dem Vorwarnzeichen werden der angreifenden Mannschaft nur noch sechs Pässe zugestanden, dann muss der Angriff abgeschlossen werden. Bisher lag das im Ermessen der Schiedsrichter, wann sie auf Freiwurf wegen Zeitspiel entschieden.
Verschärfte Strafen in den letzten 30 Sekunden
Wenn es darum geht, in der letzten Minute ein knappes Ergebnis zu verteidigen, nehmen Mannschaften oft eine Regelwidrigkeit zur Verhinderung einer Torchance in Kauf. Wird einem Spieler auf diese Weise in den letzten 30 Sekunden eine Torgelegenheit genommen, gibt es sofort auf Strafwurf und Disqualifikation.
Verletzte Spieler
Die neue Regel besagt, dass ein Spieler, der auf dem Spielfeld behandelt werden musste, die nächsten drei Angriffe seiner Mannschaft aussetzen muss. Das soll bezwecken, dass Schauspieleinlagen bestraft und vermieden werden. Im Bayerischen Handball-Verband gilt dies aber erst ab der Dritten Liga.