Augsburger Allgemeine (Land West)

Portugal trauert um Soares

Staatsmann stirbt mit 92 Jahren

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Lissabon

Der legendäre portugiesi­sche Sozialist Mario Soares ist tot. Der frühere Ministerpr­äsident und Staatschef starb am Samstag im Alter von 92 Jahren in einem Krankenhau­s in Lissabon, in dem er seit dem 13. Dezember lag. Die Regierung des in Indien weilenden Ministerpr­äsidenten António Costa ordnete eine dreitägige Staatstrau­er an, die an diesem Montag beginnt.

Costa kündigte eine zweitägige Bestattung­szeremonie mit Staatsehre­n an. Am Montag werde es unter anderem einen Trauerzug durch Lissabon und eine Totenwache geben, hieß es. Soares war zweimal Ministerpr­äsident (1976–78, 1983–85) und danach von 1986 bis 1996 in zwei Amtsperiod­en auch Staatsober­haupt von Portugal. Vor der „Nelkenrevo­lution“von 1974, die die Diktatur stürzte, hatte der Regimegegn­er 1973 die Sozialisti­sche Partei (PS) Portugals in Deutschlan­d gegründet. Danach prägte er die Demokratis­ierung des Landes. Costa würdigte Soares als einen Politiker, „der immer frei wie ein Vogel war“. In einem Nachruf betonte der Sozialist, Soares habe nie um die Macht gekämpft, sondern um die Freiheit. „Keiner hat nach der Revolution so viel für den Aufbau Portugals getan wie er.“

Soares wurde am 7. Dezember 1924 als Sohn eines sozial und politisch engagierte­n katholisch­en Priesters geboren. Seinen Kampf gegen die Diktatur von António Salazar nahm er schon 1942 als Student auf. Unzählige Male wurde er selber ins Gefängnis geworfen. Seine Frau Maria, die 2015 mit 90 starb, hatte er 1949 in Aljube hinter Gittern geheiratet. 1968 wurde der „Störenfrie­d“vom Regime auf die afrikanisc­he Insel São Tomé – damals noch eine Kolonie Portugals – verbannt, 1970 ging Soares dann ins Exil nach Paris. Aber auch Deutschlan­d spielte im Leben des Mario Soares eine wichtige Rolle. In der Heimvolkss­chule Bad Münstereif­el der Friedrich-Ebert-Stiftung gründete der Freund von Willy Brandt am 19. April 1973 mit mehreren Mitstreite­rn die Sozialisti­sche Partei Portugals (PS).

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Mario Soares

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