Augsburger Allgemeine (Land West)
Aus Liebeskummer Wohnung in Brand gesetzt
Prozess 35-Jähriger hatte acht Menschen in Gefahr gebracht. Dafür erhält er eine dreijährige Haftstrafe
Nachts, kurz vor ein Uhr geht am 8. September bei der Augsburger Berufsfeuerwehr der Alarm ein. In der Pilgerhausstraße hat ein Mieter seine Wohnung in Brand gesetzt. In oberen Stockwerken des Mehrfamilienhauses sind acht Menschen eingeschlossen. An eine Flucht durch das bereits stark verqualmte Treppenhaus ist nicht zu denken. Unter Einsatz einer Drehleiter können Feuerwehrleute alle Bewohner unverletzt retten. Nur eine Wohnung brennt aus. Zu drei Jahren Gefängnis hat gestern die 1. Strafkammer des Landgerichts den Brandstifter verurteilt. Der 35-Jährige war noch in der Nacht festgenommen worden. Er hatte die Löscharbeiten von der Straße aus verfolgt. Es ist ein mildes Urteil, denn Staatsanwältin Beate Christ hatte wegen besonders schwerer Brandstiftung eine Haftstrafe von über vier Jahren gefordert. Dem widersprach das Gericht. Der Vorsitzende Claus Pätzel begründete dies mit dem Hinweis, keiner der Hausbewohner habe sich konkret in Lebensgefahr befunden. Ob tatsächlich zwei von ihnen leichte Rauchvergiftungen erlitten, wie es zunächst geheißen hatte, ließ sich im Prozess nicht mehr klären. In der Verhandlung gab der Angeklagte, ein türkischer Familienvater, die Tat zu. Offenbar eine Kurzschlusshandlung. Nach einem Ehekrach war seine Frau mit den Kindern ausgezogen. Nach zwei Wochen, in denen sie nicht zur Rückkehr zu bewegen war, hatte er in jener Nacht damit gedroht, die Wohnung anzuzünden. In den Zimmern schob er die Möbel zu einem Haufen zusammen und schickte ihr davon Fotos. Doch die erhoffte Reaktion blieb aus. Und so zündete er alles an. Das Gericht billigte dem Angeklagten (Verteidiger: Marco Müller) verminderte Schuldfähigkeit zu. Es folgte dem Gutachter, wonach sich der 35-Jährige zur Tatzeit in einer psychischen Ausnahmesituation befand. Der Angeklagte reagierte mit Unverständnis auf das Urteil. Er hatte in seinem Schlusswort betont, er erwarte zu einer Bewährungsstrafe verurteilt zu werden.