Augsburger Allgemeine (Land West)

Fit für den Frühling

Freizeit Es ist wieder Fahrradzei­t. Ein Experte verrät, wie das Rad nach langem Winterschl­af wieder fit wird und worauf beim Neukauf zu achten ist

- VON PHILIPP KINNE

Augsburg Jetzt, da es draußen warm wird, kommen sie wieder aus den Schuppen, Garagen und Kellern. Längst sind es nicht mehr einfach nur Fahrräder, die dort in den kalten Monaten eingelager­t werden. Es sind E-Bikes, Fixies, Mountainbi­kes oder Trekkingrä­der oder Falträder. Und doch eint sie alle eines: Holt man das Rad aus seinem Winterquar­tier, quietscht die Kette, bröckelt der Reifen oder die Bremsen greifen nicht mehr so richtig.

Wie aus dem schlappen Fahrrad wieder ein fittes Frühlingsb­ike wird, weiß Martin Wohlauer, Mitglied des Vorstands vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club in Augsburg. Er sagt: „Als Erstes sehe ich mir immer die Reifen an.“Sind die an den Seiten brüchig, sollte man sie austausche­n. Unbedingt sollte auch der Reifendruc­k überprüft werden. Er entscheide­t über den Fahrkomfor­t und die Langlebigk­eit der Reifen. Wie hoch der Druck sein muss, hängt vom Gewicht des Fahrers und von der Belastung des Reifens ab. Heute ist auf jedem Rei- ein Minimum und eine Obergrenze zum Druck angegeben. „Das angegebene Minimum sollte man immer einhalten“, sagt er. In der Regel liegt ein ausreichen­der Reifendruc­k zwischen 2,5 und fünf Bar.

Wenn das Rad lange in der Garage stand, sollte auch die Kette geölt werden. Ein spezielles Fahrradöl ist dafür nicht notwendig, meint der Experte: „Wichtig ist, dass die Kette schmiert.“Ansonsten fängt es schnell an zu quietschen. Wer mit seinem Rad auf Schotterwe­gen oder in der Natur unterwegs ist, sollte darauf achten, dass kein Dreck die Kette blockiert.

Am besten wäre es, sie nach jeder Fahrt zu fetten oder zu ölen. Mindestens jedoch einmal im Monat, rät Wohlauer. Seine Faustregel: „Eine Fahrradket­te muss nach ungefähr 1000 Kilometern ausgetausc­ht werden.“Auch die Bremsen sollten im Frühjahr überprüft werden. Wenn die Bremsbacke­n noch greifen, ist alles in Ordnung. Stoppt das Rad bei angezogene­r Bremse aber nicht sofort, ist ein Besuch in einer Fahrradwer­kstatt ratsam. „Natürlich muss man nicht immer gleich in die Werkstatt“, sagt Wohlauer. Wer handwerkli­ch geschickt ist, kann sich mit dem richtigen Werkzeug den Gang dorthin oft sparen. „Einen Reifen- oder Kettenwech­sel bekommt jeder auch zu Hause hin.“Eine Rundum-Untersuchu­ng gibt es in den meisten Fahrradwer­kstätten für rund 50 Euro. Je nach Zustand des Rads kommen zusätzlich­e Kosten für Arbeitszei­t und neue Teile dazu.

Zurzeit liegen neben den üblichen Standardmo­dellen vor allem Fahrräder mit Elektroant­rieb und sogenannte Fixies im Trend. Die sehr leichten Fixie-Fahrräder haben nur einen Gang, dünne Reifen und gelegentli­ch wird auf die Bremsen verzichtet. Wohlauer bezeichnet die Räder als „sehr rudimentär“. Beim Kauf eines solchen Fahrrads spiele oft vor allem der „Eisdielenf­aktor“eine Rolle: „Damit kann man einfach herrlich angeben und vor der Eisdiele auf und abfahren.“

Für den Alltag seien diese Räder wegen fehlender Reflektore­n, Federung oder Gangschalt­ung aber nicht geeignet. Denn die Sicherheit dürfe beim Fahrrad nicht zu kurz komfen men, betont Wohlauer. Gesetzlich vorgeschri­eben sind unter anderem rote und weiße Reflektore­n, Beleuchtun­g hinten und vorne und eine Klingel. „Zumindest auf die Beleuchtun­g sollten Sie auf keinen Fall verzichten“, sagt der Experte. Ansonsten drohe schnell ein Knöllchen.

Wer auf der Suche nach einem neuen Fahrrad ist, der sollte zunächst auf eines achten, rät der Experte: „Auf den Preis.“Bei besonders günstigen Angeboten aus dem Discounter oder dem Baumarkt sollte man skeptisch sein. Oft seien dabei Teile nicht sauber verarbeite­t oder nicht richtig eingestell­t. „Natürlich gibt es auch Ausnahmen.“Für ein Rad, mit dem man problemlos jeden Tag zur Arbeit fahren kann, müsse man mit 500 bis 1000 Euro rechnen. Wer Wert auf eine gute Federung oder Öldruckbre­msen legt, gibt schnell 2000 Euro aus.

Selbst fährt der Fahrradexp­erte übrigens ein über zehn Jahre altes Trekking-Fahrrad. Er sagt: „Es muss nicht immer das neueste Modell sein, solange man sich darum kümmert.“

 ?? Foto: Ingo Wagner ?? Sobald es draußen warm und sonnig wird, holen viele das Rad aus Kellern und Schuppen. Doch nach dem Winter kann es sein, dass die Kette quietscht oder der Reifen brö ckelt. Ein Experte verrät deshalb, wie man das Rad wieder auf Vordermann bringt.
Foto: Ingo Wagner Sobald es draußen warm und sonnig wird, holen viele das Rad aus Kellern und Schuppen. Doch nach dem Winter kann es sein, dass die Kette quietscht oder der Reifen brö ckelt. Ein Experte verrät deshalb, wie man das Rad wieder auf Vordermann bringt.

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