Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit dem E Bike geht’s bergauf

Fahrrad In Deuringen kann man am Sonntag ganz unterschie­dliche Modelle testen. Dabei wird deutlich: Das Elektrorad hat längst das Klischee als Seniorenge­fährt abgelegt

- VON MANUELA BAUER

Stadtberge­n Deuringen

David gibt Gas und – zack – hebt er ab. Als er hinter der Wippe wieder heil landet, grinst er. Der 13-Jährige hat gerade ein E-Bike getestet. Kein gemütliche­s mit tiefem Einstieg für die Oma, sondern ein Mountainbi­ke fürs Gelände. Der Schüler aus Stadtberge­n fährt noch ein paar Mal über die Wippe und ein paar Schanzen, dann zieht er ein erstes Fazit. „Man kann viel schneller fahren“, sagt er. „Und man braucht nicht so viel Kraft.“Klingt gut. Aber Elektroräd­er sind doch nur was für Senioren? David schüttelt den Kopf. „Damit kann jeder fahren!“

Das, was David sagt, wird am Sonntag in Deuringen deutlich: E-Bikes haben längst das Klischee als Seniorenge­fährt abgelegt. Junge und Alte, Männer und Frauen sind zu dem Gelände am Golfplatz gekommen, auf dem sechs Händler aus Augsburg und dem Landkreis ihre Räder präsentier­en. Alle haben einen Motor, aber sonst sind sie ganz unterschie­dlich. Es gibt die klassische­n für die Stadt, aber auch Mountainbi­kes und Klappräder, wie bei den „normalen“Fahrrädern eben auch. Doch an diesem Tag können die Besucher nicht nur gucken, sie können auch mehr als 80 Modelle ausprobier­en.

Daniela Deuringer ist gerade zum ersten Mal mit einem Elektrorad gefahren. Strahlend steigt sie ab, ein bisschen außer Puste, die Wangen gerötet. „Ich bin total begeistert“, meint die Bobingerin und erklärt, wie einfach das alles geht. Eigentlich müsse man nur mit dem Plus-MinusKnopf einstellen, wie stark der Motor das Strampeln unterstütz­en soll. Deshalb will Deuringer nämlich ein E-Bike: „Mein Mann ist sehr sportlich“, erzählt sie. „Mir macht Radlfahren auch Spaß. Aber wenn Berge kommen, dann muss ich schieben. Das ist nicht sehr motivieren­d.“

Es sind ganz unterschie­dliche Gründe, warum sich Leute ein E-Bike kaufen wollen, berichtet Dieter Hantke von Bike-n-Fun in Gersthofen und zählt auf: zum Freizeitra­deln, als Autoersatz, für den Weg zur Arbeit, als Sportgerät... Christine Schmuck-Burgholz ist mit Mann und Sohn nach Deuringen ge- kommen. Sie hat sich schon öfter ein Elektrorad ausgeliehe­n. Jetzt überlegt sie, sich eines zu kaufen. Warum? „Sonst komme ich meinen Jungs nicht mehr hinterher“, sagt die Augsburger­in und lacht. Und ergänzt: „Mittlerwei­le muss man sich ja nicht mehr schämen, wenn man mit unter 75 ein E-Bike kauft.“

Dass sie recht hat, zeigt nicht nur ein Blick über das Veranstalt­ungsgeländ­e, auf dem Menschen ganz unterschie­dlichen Alters unterwegs sind; auch Dieter Hantke von Biken-Fun in Gersthofen bestätigt, dass Fahren mit Strom im Trend liegt: „Bei mir kaufen 18-Jährige genauso wie 70-Jährige.“Dass das Interesse einmal so zunehmen würde, hätte er nicht gedacht, sagt der Händler. Mittlerwei­le kauften 70 Prozent seiner Kunden ein Elektrorad.

Rudolf Hennig hat sich schon vor eineinhalb Jahren eines angeschaff­t. Er radelt damit in der Freizeit und zum Einkaufen. „Aber zum Heben ist es schon schwer“, sagt der Neusässer. Freilich: Mit Motor und Akku wiegen die meisten Räder deutlich über 20 Kilogramm. Beim Testtag hat sich Hennig über neue Modelle informiert und schon einige Prospekte unter dem Arm.

Die Gefährte, die Radsport Dorn aus Gersthofen ausstellt, sind wahrschein­lich nichts für den Senior. Es sind Trekking- und Mountainbi­kes, richtige Sportgerät­e also. Erst war E-Bike-Fahren eine gemütliche Sache, erzählt Inhaber Jürgen Dorn. Aber mittlerwei­le ist auch Action angesagt. „Früher ist man die Trails mit dem Mountainbi­ke runter, jetzt kann man sie auch hochfahren.“Immer mehr entdeckten das elektrisch­e Fahren als Sport. Und so kämen nicht mehr nur Kunden im Alter 50 plus, sondern immer mehr um die 40. Billig ist dieses Vergnügen allerdings nicht: 4000 bis 9000 Euro kosten seine Geländeräd­er. Dafür können sie aber auch einiges. Ein Beispiel nennt Händler Hantke: Einige seiner E-Mountainbi­kes lassen sich übers Smartphone steuern. In einer App kann der Fahrer eingeben, wie viele Kilometer und Höhenmeter seine Tour haben wird. Sie stellt dann den Stromverbr­auch so ein, dass der Akku bis zum Ende hält – und nicht schon vor der letzten Steigung schlapp macht.

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Foto: Andreas Lode Mit Schwung über die Wippe: Der 13 jährige David aus Stadtberge­n testet ein Mountainbi­ke mit Elektroant­rieb.

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