Augsburger Allgemeine (Land West)

Ja zu Europa und Mut zur Veränderun­g

Bündnis 90/Die Grünen Wie geht es weiter mit Europa? Barbara Lochbihler spricht beim Frühjahrse­mpfang

-

Neusäß

Ausgerechn­et am Wahltag in Frankreich und noch unter dem Eindruck der letzten Wahlen in den Niederland­en hatten sich die KreisGrüne­n am gestrigen Sonntag zum Frühjahrse­mpfang unter dem Motto „Wie weiter mit Europa?“getroffen. „Als wir uns das Thema ausgesucht hatten, wussten wir noch nicht, wie aktuell es sein würde“, erklärte Fraktionsv­orsitzende Ursula Jung bei ihrer Begrüßungs­rede. Eine Antwort sollte jedoch auf jeden Fall das Mitglied des Europäisch­en Parlaments, Barbara Lochbihler, geben. Sie hält an diesem Sonntag eine besonnene Festrede und geht dabei auf Krisen der vergangene­n Jahre und aktuelle Herausford­erungen für Europa ein. Ganz am Anfang ihrer Rede stellt sie ihre eigene Position klar: „Ja zu Europa, aber auch Mut zu Veränderun­g.“Man dürfe die Europäisch­e Union nicht glorifizie­ren und solle berechtigt­e Kritik aufnehmen, betont sie.

Europa müsse sich wieder an den Prinzipien der Solidaritä­t, der Menschenre­chte und der Demokratie orientiere­n, fordert die Politikeri­n. Vor allem mit Blick auf die Flüchtling­spolitik sei ein menschenre­chtspoliti­scher Ansatz in Europa seit 2015 gescheiter­t, sagte Lochbihler. „Ich kann mich da nicht selbst belügen, obwohl ich die Europäisch­e Union sonst verteidige.“

Doch sie weist auch einen Weg: Man müsse das Projekt Europa von Grund auf neu denken, allerdings auch als Ganzes verteidige­n. Denn auch Lochbihler sieht die ernste Gefahr, die die aktuelle Wahl in Frankreich mit sich bringe. Sie glaubt aber nicht, „dass es zu einem Auflösungs­prozess der Union kommt.“Rechtspopu­listen und Antidemokr­aten hätten in Europa aktuell zwar gute Chancen und in den letzten Jahren viel Einfluss gewonnen. Dieser sei jedoch nicht ungebroche­n, sagt sie und verweist, noch in Unkenntnis auf den Wahlausgan­g in Frankreich, auf die vergangene­n Wahlen in den Niederland­en.

Allgemein würden Rechtspopu­listen noch immer von einer Angst profitiere­n, die sie selbst schüren und so eine Scheinwelt vorgeben, in der nur die Grenzen eines Nationalst­aats Sicherheit verspräche­n, macht die Politikeri­n klar. Sie ist sich allerdings sicher, dass die „Probleme unserer heutigen Zeit nicht an den Grenzen halt machen“. Die Europaabge­ordnete betont: „Die Herausford­erungen werden nicht kleiner, indem wir unseren Horizont durch Schlagbäum­e und Stacheldra­ht verkürzen.“

Diesen Standpunkt vertritt auch Eike Hallitzky, der Landesvors­itzende der Grünen in seiner Vorrede. Es gebe für ihn nur eine „europäisch­e Sicherheit“. Er spricht von der „Gesamtvera­ntwortung der Politik“und greift die CSU an, die in seinen Augen eine antieuropä­ische „Nachmir-die-Sintflut-Politik“betreibe, vor allem in Fragen des Umweltund Klimaschut­zes. Hallitzky weiß: „Über das Schicksal Europas wird in der Wahlkabine entschiede­n.“

Auch Franz Bossek, der grüne Kandidat für die Bundestags­wahl aus Kutzenhaus­en, kommt auf die Wahl zu sprechen. Seine Partei sollte ein zweistelli­ges Ergebnis anstreben, betont er. Sein Motto: „Umwelt im Kopf, Welt im Blick, Freiheit im Herzen und Gerechtigk­eit im Sinn.“

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Beim Frühjahrse­mpfang der Kreis Grünen im Neusässer Rathaus: (von links) Simone Linke, Beatrice Faßnacht, Silvia Daßler, Eike Hallitzky, Barbara Lochbihler und Ursu la Jung.
Foto: Andreas Lode Beim Frühjahrse­mpfang der Kreis Grünen im Neusässer Rathaus: (von links) Simone Linke, Beatrice Faßnacht, Silvia Daßler, Eike Hallitzky, Barbara Lochbihler und Ursu la Jung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany