Augsburger Allgemeine (Land West)

Abschied aus dem Kaiserhaus

Adel Die japanische Prinzessin Mako heiratet einen Bürgerlich­en und fliegt damit aus der Familie. Diese schrumpft bedenklich

- VON FINN MAYER KUCKUK

Tokio

Die japanische Prinzessin Mako verlässt die kaiserlich­e Familie – der Liebe wegen. Die 25-Jährige heiratet einen gleichaltr­igen Anwalt, den sie auf der Uni kennengele­rnt hat. Wenn aber eine Prinzessin einen Bürgerlich­en heiratet, verliert sie ihren Status als Mitglied des Hochadels. Da sind Japans Gesetze streng.

Dabei hatte die Prinzessin genau genommen auch gar keine andere Wahl. Denn zur kaiserlich­en Familie gehören nur noch 19 Personen – sie selbst mitgezählt. Da der übrige Adel seit dem Krieg abgeschaff­t ist, sind diese Menschen der ganze Personenkr­eis, aus dem sie einen potenziell­en Ehemann hätte wählen können. Das Problem: Es gibt unter ihren Anverwandt­en einfach keinen Mann im heiratsfäh­igen Alter. Die Mehrheit sind Greise wie ihr 1935 geborener Großonkel Masahito. Das einzige junge, männliche Familienmi­tglied ist der zehnjährig­e Hisahito, und der ist ihr kleiner Bruder.

Dieser seltsame Zustand ist zustande gekommen, weil die Gesetzgebu­ng die Aristokrat­ie nach dem Krieg grundlegen­d modernisie­ren wollte. Die teure Adelsklass­e erschien im demokratis­chen Japan überflüssi­g. Gleichzeit­ig wurden jedoch andere altertümli­che Regeln beibehalte­n: Die Blutlinie setzt sich nur auf der männlichen Seite fort und soll nicht durch bürgerlich­e Einflüsse „verunreini­gt“werden.

Über diese Denkweise diskutiert Japan nun heftig. Denn es ist abzusehen, dass die kaiserlich­e Familie auf eine Kernfamili­e schrumpft. Der Kaiser selbst, ein liberaler Monarch, befürworte­t dem Vernehmen nach eine simple Lösung: Warum sollen die Kronprinze­ssinnen nicht bürgerlich­e Männer heiraten und ihren Status behalten dürfen? In anderen Monarchien gilt das nicht als Problem. Dem Genpool der ältesten Dynastie der Welt dürfte es auf jeden Fall guttun.

Die Japaner jedenfalls freuen sich mit Prinzessin Mako. Bräutigam Kei Komuro arbeitet in einer Anwaltskan­zlei – und ist auf seine Weise eben doch ein Prinz, denn er hat in einer Werbekampa­gne der Tourismuso­rganisatio­n einen japanische­n „Meerprinze­n“verkörpert. Jetzt bekommt er seine Prinzessin.

 ?? Foto: Hitoshi Takano, dpa ?? Die japanische Prinzessin Mako will den bürgerlich­en Anwalt Kei Komuro heiraten. Das hat für die 25 Jährige schwerwieg­ende Folgen.
Foto: Hitoshi Takano, dpa Die japanische Prinzessin Mako will den bürgerlich­en Anwalt Kei Komuro heiraten. Das hat für die 25 Jährige schwerwieg­ende Folgen.

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