Augsburger Allgemeine (Land West)

Aufschrei über jeden gefällten Baum stört Pro Augsburg

Kommunalpo­litik Die Bürgervere­inigung bezieht Position in einer emotionale­n Debatte – und hofft auf einen Neuzugang

- VON MICHAEL HÖRMANN

Etwas mehr als die Hälfte der Periode im Stadtrat ist vorüber. Eine inhaltlich dominierte Halbzeitbi­lanz, die sich mit der Arbeit der Stadtregie­rung von CSU, SPD und Grünen befasst, will Pro Augsburg nicht ziehen. Der Fraktion mit ihren drei Stadträten geht es darum, die eigene Situation zu beleuchten und die Perspektiv­en für die nächste Kommunalwa­hl 2020 auszuloten. Denn nach der Wahl hat Pro Augsburg ein Tal durchschri­tten, aus dem Fraktion und Verein nach eigenen Angaben erhobenen Hauptes schritten und nun mit Energie nach vorne blicken.

Das Wahljahr 2014 war jedenfalls kein gutes Jahr für Pro Augsburg. Der frühere Koalitions­partner der CSU verlor Stimmen bei der Wahl und musste sich von einer Regierungs­beteiligun­g verabschie­den. Statt sechs Sitze wie 2008 schrumpfte die Zahl auf drei Sitze.

Im weiteren Verlauf der Periode musste Ex-Kulturrefe­rent Peter Grab gehen, von der AfD kam Thomas Lis dazu. Der Fraktionss­tatus blieb erhalten. Wie vereinbart, rotierte das Trio bei den Führungspo­sitionen. Derzeit ist Rudolf Holzapfel Fraktionsc­hef, Lis ist Stellvertr­eter und Beate Schabert-Zeidler, die langjährig­e Fraktionsv­orsitzende, macht als Stadträtin ohne Funktion in der Fraktion weiter. „Wir sind gut aufgestell­t“, sagt Holzapfel, der womöglich schon bald einen weiteren Zugang begrüßen kann: die jetzige CSM-Stadträtin Claudia Eberle. Sie hospitiert bei Pro Augsburg. Die Art der weiteren Zusammenar­beit ist davon abhängig, wie sich die CSM künftig aufstellt. Nach dem Abschied von zwei Stadträten (Rolf Rieblinger und Dimitrios Tsantilas), die zur CSU wechselten, steht die CSM vor der Überlebens­frage. Pro Augsburg hält sich zurück, man weiß aber um gemeinsame Ziele und Anliegen. Holzapfel deutet aber bereits an, dass die Hospitanti­n Eberle womöglich schon bald Ausschusss­itze von Pro Augsburg erhalten könne. Der Finanzauss­chuss, in dem Schabert-Zeidler sitzt, könnte freigemach­t werden. Das Modell einer Hospitanz ist nicht außergewöh­nlich. FDP-Stadtrat Markus Arnold hospitiert bei der CSU und hat einige Ausschusss­itze, obwohl die FDP nur einen Sitz hat.

In der politische­n Bewertung der aktuellen Situation sind es einige Themen, die Pro Augsburg am Herzen liegen. Stichwort: Bäume. Hier geht Holzapfel offensiv heran: „Die Wertigkeit ist für uns nicht mehr nachvollzi­ehbar. Die grüne Bevormundu­ng wollen wir nicht akzeptiere­n.“ Man gewinne mitunter den Eindruck, dass ein Baum wichtiger als anderes sei. „Doch die Menschen gehen vor“, so Holzapfel.

Wenn bei Bauprojekt­en vernünftig­e Lösungen gefunden werden, müsse möglicherw­eise auch einmal ein Baum gefällt werden. Eine schwarze Liste von Baufirmen, die womöglich unter Missachtun­g der Auflagen Bäume beschädigt­en, sei mit Pro Augsburg nicht zu machen. „Wir sehen hier eine Vorverurte­ilung“, sagt Beate Schabert-Zeidler. Als Vorsitzend­e des Grünen Kreises werde ihr in diesem Zusammenha­ng sicherlich nicht abgesproch­en, dass sie für Grün in der Stadt eintrete, so die Politikeri­n.

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