Augsburger Allgemeine (Land West)
Kantine zieht in den Yum Club
Nachtleben Die Zukunft des Liveclubs ist gesichert: Er wechselt von Kriegshaber an den Königsplatz. Wo die Vorteile liegen
Seit Jahren bangt Kantinenbetreiber Sebastian Karner um die Zukunft seines Liveclubs. Die Kantine, die es seit 2002 auf dem Gelände der ehemaligen Reese-Kaserne gibt, muss ausziehen. Sie befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Künstlern und Musikern des Kulturparks West, die das Areal ebenfalls verlassen müssen. Während letztere im neu erschlossenen Oberhauser Gaskessel eine neue Bleibe finden können, geht es für die Kantine in die Innenstadt.
Händeringend hatten Sebastian Karner und sein Geschäftspartner Jürgen Lupart nach einer passenden Immobilie gesucht. Als der YumClub vor einigen Monaten Insolvenz anmeldete, ergriffen sie die Chance. Vor einigen Wochen meldete der Club am Königsplatz, dass ein „strategischer Investor“gefunden sei. Das Geheimnis ist nun gelüftet: Durch diese Investition sicherte sich die Kantine den Platz mitten in der Innenstadt und will die Disco nun zu einem Liveclub umwandeln. „Die Zeit reiner Diskotheken und vor allem Großraumdiskotheken ist vorbei. Clubs und Eventhallen mit Programm lösen die Disco mehr und mehr ab“, sagt Karner.
Bis aus dem jetzigen Club ein neuer entstehen kann, in dem auch Konzerte stattfinden werden, müssen noch einige Aufgaben gelöst werden. Der Plan: Bis zum geplanten Umbau in eine neue Livespielstätte betreibt die Musikkantine zusammen mit den bisherigen Inhabern den Yum-Club weiter. Mit dem Betriebsübergang können die Arbeitsplätze gesichert und die Insolvenz abgewendet werden. Ein Zeitplan für den Umzug besteht aktuell nicht, jedoch sollen noch im Jahr 2017 die Umbaumaßnahmen beginnen und der Betrieb spätestens Anfang 2018 aufgenommen werden.
Dafür muss ein Bauantrag gestellt werden. Aktuell laufen auch die Verhandlungen mit dem Vermieter über einen langfristigen Vertrag. „Ich freue mich sehr auf den Standort in der Innenstadt“, betont Karner. Denn das Ausgehverhalten habe sich in den vergangenen zehn Jahren stark verändert. Die Bereitschaft des Publikums, sich außerhalb der Innenstadt zu bewegen, sei geringer geworden.
Dagegen würde speziell im Stadtkern viel für die Belebung getan. Die Kantinenbetreiber erhofft sich durch den Umzug auch mehr Publikum. Bereits jetzt besuchen jährlich rund 60 000 Menschen die Musikkantine in Kriegshaber. Für Karner ist diese Lösung auch ein Gewinn für die Stadt: „Eine Konzertbühne inmitten der Stadt ist eine kulturelle Bereicherung und ein absolutes Novum, das auch in vergleichbaren Großstädten seinesgleichen sucht.“
Parallel dazu läuft die Bewerbung der Musikkantine für das Reinigergebäude am Gaswerk. „Auf diesem tollen Gelände ist noch alles offen“, sagt Karner. Er hofft, dass sich dort eine Veranstaltungshalle realisieren lässt, die allen Kulturschaffenden zur Verfügung steht und rund 1000 Besuchern einen Platz bieten würde. Karner: „Es wäre eine Bereicherung für den Konzertstandort Augsburg und würde die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Städten steigern.“