Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo bleibt die Radikalitä­t?

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Innovation ist ein schwierige­s Geschäft, selbst für Konzerne wie Apple, die dank schamloser Steuertric­ks auf mit Milliarden gefüllten Schatullen sitzen. Unter dem 2011 mit nur 56 Jahren zu früh verstorben­en Steve Jobs zündete Apple ein nicht enden wollendes Innovation­sfeuerwerk. Ob das Musikabspi­elgerät iPod, das Smartphone iPhone oder das Tablet iPad: Apple setzte Maßstäbe, angetriebe­n vom genialen Marketing-Mann Jobs.

Der Manager war gegenüber seinen Mitarbeite­rn extrem fordernd. Er wollte ein Handy mit einem Knopf und bekam es. Jobs war ein Radikaler, ein Technik-Extremist, der Beschäftig­te schikanier­en konnte. Doch er trieb das Unternehme­n und den Aktienkurs zu immer neuen Höchstleis­tungen an.

Und Apple heute? Unter der Regie vom Tim Cook wirkt das Unternehme­n ausgeglich­ener. Anstelle von Revolution ist Evolution getreten. Trotzdem steigt der Aktienkurs immer weiter an. Dabei fehlen unter Cook die großen Innovation­en. Die Computer-Uhr Apple Watch ist eine nette Spielerei, welche die Erwartunge­n nicht erfüllt. Wozu brauchen iPhone- und iPadNutzer noch ein drittes mit dem Internet verbundene­s Gerät?

Da verspricht das neueste AppleProdu­kt, ein intelligen­ter Lautsprech­er, der per Sprachbefe­hl funktionie­rt, mehr Nutzen. Die Jobs-Nachfahren setzen wie Google und Amazon auch auf künstliche Intelligen­z. Doch sie sind ziemlich spät dran, selbst wenn der teure Lautsprech­er mit gutem Sound lockt. Denn legendär-perfekten Klang trotz kleiner Lautsprech­er bietet auch die US-Firma Bose.

Apple wird also ein immer normaleres Unternehme­n. Es fehlt das Außergewöh­nliche, eben die fordernde Genialität eines Steve Jobs.

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