Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Rebellen wollten das Lechwasser nicht
Jubiläum Seit 50 Jahren versorgt die Thierhauptener Gruppe fünf Gemeinden mit Trinkwasser. Doch anfangs gab es heftige Widerstände, sodass das Landratsamt eingreifen musste
Thierhaupten
Ganz selbstverständlich dreht man den Hahn im Bad oder in der Küche auf, und das saubere Trinkwasser sprudelt aus der Leitung. Das war aber nicht immer so. In Thierhaupten und Umgebung sorgt der Zweckverband zur Wasserversorgung der Thierhauptener Gruppe seit 50 Jahren für das wichtige Lebensmittel. Mit dem sogenannten Lechwasser werden nicht nur die Marktgemeinde Thierhaupten und ihre Ortsteile versorgt, sondern auch vier Nachbarkommunen.
In den Thierhauptener Lechauen wird aus drei Brunnen Trinkwasser gewonnen. Die Fördermenge im vergangenen Jahr betrug 650000 Kubikmeter und versorgte rund 8500 Einwohner.
Durch ein Leitungsnetz von über 100 Kilometern erreicht das Trink- wasser die Haushalte. Das Team aus Wassermeister Ronny Liermann und den beiden Wasserwarten Leonhard Kopold und Matthias Kriese ist täglich im Wasserwerk Thierhaupten, am Hochbehälter in Neukirchen und an den drei Pumpstationen tätig.
Eine Besonderheit an dem Thierhauptener Trinkwasser ist, dass es aus einem Tiefbrunnen und zwei Flachbrunnen gewonnen und zu gleichen Teilen vermischt wird. Bereits im Jahre 1970 wurde der erste und neun Jahre später der zweite Flachbrunnen errichtet. Erst 1985 kam der Tiefbrunnen hinzu, der im kommenden Jahr durch einen Neubau ersetzt werden soll.
Die Rohre des Tiefbrunnens reichen bis zu 140 Meter tief in das Erdreich hinein, die beiden Flachbrunnen zapfen hingegen das Grundwasser in einer Tiefe von Metern an. Durch dieses Verfahren ist der Zweckverband seiner Zeit voraus. Denn eine aktuelle Bilanz über das Grundwasser und dessen Vorräte zeigt, dass in Bayern überwiegend das Tiefenwasser gefördert wird.
Und das hat seine Folgen: Knapp drei Viertel aller Vorkommnisse an Tiefengrundwasser sind bereits aufgebraucht. Um auch künftig stets genügend Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, setzt sich der Freistaat Bayern gezielt für die Trinkwassergewinnung aus den weniger tiefen Vorräten ein.
Vor zehn Jahren erhielten die Thierhauptener Brunnen erneut eine Betriebserlaubnis. Dadurch ist bis ins Jahr 2027 die lokale Trinkwasserversorgung sichergestellt. Und auch künftig können die Marktgemeinde Thierhaupten, die Gemeinde Baar, die Gemeinde Holzheim, die Gemeinde Münster und die Marktgemeinde Pöttmes (nur die Ortsteile Wiesenbach, Echsheim, Reicherstein und Kühnhausen) mit dem Lechwasser versorgt werden. Zudem ist die Stadt Rain als Gast am Netz angeschlossen: Die Ortsteile Bayerdilling, Etting, Wächtering, Hagenheim und Wallerdorf werden von der Thierhauptener Gruppe bedient.
Der Weg zum gemeinsamen Wasser war jedoch nicht immer leicht. In den Anfangsjahren standen viele Verbraucher der zentralen Versorgung skeptisch gegenüber. Vor der Gründung setzten die Einwohner vor allem auf hauseigene Brunnen und hatten ihre Wasserversorgung selbst in der Hand. Aber die sinkenden Kapazitäten und die schlechte Qualität der Privatbrunnen waren der Grund, dass sich immer mehr Gemeinden dem Zweckneun verband anschlossen. Zu den größten Rebellen zählten die Orte Wiesenbach (Markt Pöttmes) und Heimpersdorf (Gemeinde Baar). Selbst das Landratsamt musste damals eingreifen, um per Bescheid die Wasserzugehörigkeit für Wiesenbach anzuordnen. Dass sich die Gemeinden aber nach und nach dem Verband anschlossen, lag vor allem an dem damaligen Geschäftsführer Ludwig Lammel.
Nun feierte der Zweckverband sein rundes Jubiläum mit einem Festakt im Herzog-Tassilo-Saal. Dazu kamen nicht nur die Bürgermeister aller Mitgliedskommunen, sondern auch deren Amtsvorgänger. Ein Höhepunkt war die Diskussionsrunde, bei der Altbürgermeister Fritz Hölzl und dessen ehemaliger Stellvertreter Max Kienberger von den Anfängen des Wasserzweckverbands berichteten.