Augsburger Allgemeine (Land West)

Weinzierl hat ausgespiel­t

Schalke Nach einer enttäusche­nden Premieren-Saison ist der Ex-FCA-Trainer seinen Job bei den Knappen schon wieder los. Sein Nachfolger ist ein 31-Jähriger aus der zweiten Liga

- VON DANIEL THEWELEIT

Gelsenkirc­hen

Die Menschen beim FC Schalke 04 sind ziemlich bescheiden geworden in den vergangene­n Monaten. Die Fußballman­nschaft hat eine sehr dürftige Saison hinter sich, selbst auf dem Gebiet der internen Streiterei­en hat Borussia Dortmund dem Revierklub inzwischen den Rang abgelaufen. Dafür ist ihnen nun der wohl größte Überraschu­ngscoup der bisherigen Sommerpaus­e gelungen. Ex-FCATrainer Markus Weinzierl ist entlassen worden. Sein Nachfolger ist der 31-jährige Domenico Tedesco, der mit Aue den Klassenerh­alt in der zweiten Liga geschafft hat.

Sportvorst­and Christian Heidel hatte zuvor zwar angemerkt, er wolle „dass die Mannschaft ein klares Konzept auf dem Platz zeigt“, und ein solches habe er unter Weinzierl „nicht erkannt“. Aber weil der langjährig­e Mainzer noch nie dazu neigte, seine Trainer zu entlassen und seinen Auftrag Schalke zu einem ruhigeren Pflaster zu machen, bisher bravourös umgesetzt hat, rechnete kaum jemand mit diesem Schritt.

Dabei liefert der Blick auf die Entwicklun­g der Mannschaft zahllose Argumente für einen Trainerwec­hsel. Gut, der Saisonbegi­nn mit den fünf Niederlage­n war unglücklic­h, das Verletzung­spech war spektakulä­r. Aber im Saisonfina­le hatten die Schalker mehrfach die Gelegenhei­t, mit Siegen gegen deutlich schwächer besetzte Teams in die Europapoka­lregion vorzustoße­n. Genau in diesen Momenten spielten sie besonders erbärmlich. Schalke war nicht nur erfolglos, was noch schlimmer ist: Sie waren irgendwie auch grau und bedeutungs­los geworden. Irgendwann war es sogar so weit, dass ausgewiese­ne Kritiker des vor Heidels Auftauchen so unbedacht agierenden Aufsichtsr­atschefs Clemens Tönnies sich die alte harte Hand zurückwüns­chten. Zwar ist Heidel das Kunststück gelungen, Schalke zur Vernunft zu bringen, aber in diesem Prozess ist dem Klub seine emotionale Wucht verloren gegangen. Eine Wucht, die viel zerstören kann, die aber auch den Zauber der Königsblau­en ausmacht.

Tönnies ist zwar schon lange nicht mehr öffentlich aufgetrete­n, aber natürlich kann man fest davon ausgehen, dass er nach innen keineswegs still gehalten hat. Als Vorsitzend­er eines Aufsichtsg­remiums ist es schließlic­h seine Aufgabe, Fehler im operativen Geschäft zu erkennen und auf eine Korrektur hinzuwirke­n. Zumal auch Spieler begannen, offen Widerstand zu leisten. Max Meyer äußerte sich kritisch zu Weinzierl, und Yevgen Konoplyank­a sagte nach Saisonende über den Ex-Trainer: „Er ist ein Feigling! Und ich sage es ganz ehrlich: Er bleibt nicht länger Trainer dieser Mannschaft. Ansonsten steigt Schalke in die zweite Liga ab.“

Während die Trainerent­lassung Tönnies’ Handschrif­t trägt, erscheint die Nachfolger­egelung mit Tedesco wie ein typsicher Heidel. Der Manager hat schon Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Martin Schmidt auf die Bühne des profession­ellen Fußballs geholt, Tedesco ist ganz ähnlich sozialisie­rt: Er arbeitete in den hoch ambitionie­rten Jugendabte­ilungen des VfB Stuttgart und von 1899 Hoffenheim, gilt als kluger Stratege und absolviert­e die Traineraus­bildung mit der Abschlussn­ote 1,0. Mit Erzgebirge Aue schaffte er ein verrücktes Klassenerh­altswunder in der zweiten Liga, eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Mann in der Bundesliga auftaucht. Nun betritt er die Bühne bei Schalke 04.

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Foto: dpa Ist beim FC Schalke gescheiter­t: der 42 jährige Markus Weinzierl.
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Domenico Tedesco

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