Augsburger Allgemeine (Land West)
Salmonellen oder Salomonen?
Die Einwohner Togos als Toganer zu bezeichnen liegt nahe, ist aber genauso falsch, wie die Bewohner der Elfenbeinküste als Elfenbeinküstler zu benennen. Richtig dagegen: Togoer oder Togolesen und Ivorer. Daraus abzuleiten, dass Bewohner der Färöer-Inseln Färölesen heißen, führt dagegen auf den Holzweg. Sie heißen Färöer (oder Färinger). Das weiß jeder, der Fußball-Grundkenntnisse besitzt oder Österreicher ist, nachdem die Söhne der Insel, im wesentlichen Schafhirten und Automechaniker, vor Jahren Austrias Fußballstolz bis auf die Knochen blamiert haben. Fortan hatte die Inselgruppe ihren festen Platz auf den Weltkarten und im Bewusstsein aller klein Geratenen, die sich mit Großen herumschlagen müssen. Seit gestern können übrigens auch die Ungarn ein Lied davon singen: Sie mussten sich Andorra geschlagen geben.
Nun drängt mit den Salomon-Inseln eine neue Lokation aus der Sparte „Keine Ahnung wo das liegt“in die große Fußballwelt hinein. Die Südsee-Kicker dürfen seit gestern von ihrer ersten WM-Teilnahme träumen. Nach dem 3:2-Sieg über Neuguinea sind die Salomoner auf dem Weg nach Russland. Zugegeben, es bedarf noch einiger erfolgreich bewältigter Umwege, wie den über Neuseeland oder jener über den noch zu ermittelnden Fünftplatzierten der SüdamerikaGruppe – aber wenn sich die Südsee-Insulaner ein Beispiel an ihren Färöer-Brüdern nehmen, könnten sie 2018 dabei sein.
Das würde Außenseiter und Randständige, die sich durch den Fußballzwerg glänzend vertreten sehen, freuen, nicht aber Sportberichterstatter. So schnell, wie einem der Estländer herausrutscht, der tatsächlich Este heißt, sind die Salmonellen anstelle der Salomoner in der Welt. Wer nun behauptet, das sei ja wohl keine Frage, sollte sich selbst prüfen. Wie heißen die Bewohner des deutschen WM-Qualifikationsgegners San Marino?
Wer San Mariner sagt und auch sonst keine Ahnung hat, lese den letzten Satz. Möglicherweise würden auch Draxler & Co. an der Frage scheitern. Die Geographiekenntnisse deutscher Profis gelten nicht erst seit Andi Möllers „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“als unterdurchschnittlich.
Das Treffen mit der Mannschaft aus dem Zwergstaat ist eine Pflichtübung, mit der nichts zu gewinnen ist. Jedes Ergebnis unter 5:0 wäre eine Enttäuschung. Das Stadion wird zur Hälfte leer sein, weil Deutschland an diesem Wochenende abends draußen sitzt und von der Südsee träumt. Von den Inseln der Salomoner oder dem Hügelland der San Marinesen.