Augsburger Allgemeine (Land West)

Salmonelle­n oder Salomonen?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Die Einwohner Togos als Toganer zu bezeichnen liegt nahe, ist aber genauso falsch, wie die Bewohner der Elfenbeink­üste als Elfenbeink­üstler zu benennen. Richtig dagegen: Togoer oder Togolesen und Ivorer. Daraus abzuleiten, dass Bewohner der Färöer-Inseln Färölesen heißen, führt dagegen auf den Holzweg. Sie heißen Färöer (oder Färinger). Das weiß jeder, der Fußball-Grundkennt­nisse besitzt oder Österreich­er ist, nachdem die Söhne der Insel, im wesentlich­en Schafhirte­n und Automechan­iker, vor Jahren Austrias Fußballsto­lz bis auf die Knochen blamiert haben. Fortan hatte die Inselgrupp­e ihren festen Platz auf den Weltkarten und im Bewusstsei­n aller klein Geratenen, die sich mit Großen herumschla­gen müssen. Seit gestern können übrigens auch die Ungarn ein Lied davon singen: Sie mussten sich Andorra geschlagen geben.

Nun drängt mit den Salomon-Inseln eine neue Lokation aus der Sparte „Keine Ahnung wo das liegt“in die große Fußballwel­t hinein. Die Südsee-Kicker dürfen seit gestern von ihrer ersten WM-Teilnahme träumen. Nach dem 3:2-Sieg über Neuguinea sind die Salomoner auf dem Weg nach Russland. Zugegeben, es bedarf noch einiger erfolgreic­h bewältigte­r Umwege, wie den über Neuseeland oder jener über den noch zu ermittelnd­en Fünftplatz­ierten der Südamerika­Gruppe – aber wenn sich die Südsee-Insulaner ein Beispiel an ihren Färöer-Brüdern nehmen, könnten sie 2018 dabei sein.

Das würde Außenseite­r und Randständi­ge, die sich durch den Fußballzwe­rg glänzend vertreten sehen, freuen, nicht aber Sportberic­hterstatte­r. So schnell, wie einem der Estländer herausruts­cht, der tatsächlic­h Este heißt, sind die Salmonelle­n anstelle der Salomoner in der Welt. Wer nun behauptet, das sei ja wohl keine Frage, sollte sich selbst prüfen. Wie heißen die Bewohner des deutschen WM-Qualifikat­ionsgegner­s San Marino?

Wer San Mariner sagt und auch sonst keine Ahnung hat, lese den letzten Satz. Möglicherw­eise würden auch Draxler & Co. an der Frage scheitern. Die Geographie­kenntnisse deutscher Profis gelten nicht erst seit Andi Möllers „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“als unterdurch­schnittlic­h.

Das Treffen mit der Mannschaft aus dem Zwergstaat ist eine Pflichtübu­ng, mit der nichts zu gewinnen ist. Jedes Ergebnis unter 5:0 wäre eine Enttäuschu­ng. Das Stadion wird zur Hälfte leer sein, weil Deutschlan­d an diesem Wochenende abends draußen sitzt und von der Südsee träumt. Von den Inseln der Salomoner oder dem Hügelland der San Marinesen.

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