Augsburger Allgemeine (Land West)

Gesund ernähren mit wenig Geld – geht das?

Ernährung Ob Obst, Gemüse oder Fleisch: Hochwertig­e Lebensmitt­el sind oft teuer. Dennoch ist es möglich, auch mit kleinem Geldbeutel gesund zu leben. Eine Expertin erklärt, wie das funktionie­ren kann

- VON SANDRA LIERMANN

Augsburg

Obst und Gemüse vom Bio-Bauern, Fleisch aus artgerecht­er Haltung und Eier von frei laufenden Hühnern: Hochwertig­e Lebensmitt­el kosten oft viel Geld. Viele Menschen können sich das nicht leisten, sagen sie, und greifen zu vermeintli­ch günstigere­n Fertiggeri­chten wie Dosenravio­li, Tiefkühlpi­zza und Lasagne aus der Aluschale. Dabei ist eine vollwertig­e Ernährung nicht nur gesünder, sondern oft auch gar nicht teuer. Ernährungs­expertin Heidrun Schubert von der Verbrauche­rzentrale Bayern gibt Tipps, wie das mit wenig Geld funktionie­rt: ● Zwar ist eine Dose Ravioli auf den ersten Blick günstiger als Vollkornnu­deln mit Gemüse. Der Nährwert ist aber viel geringer. Geschmacks­verstärker in Fertiggeri­chten regen zudem den Appetit an, weswegen der Hunger gleich nach dem Essen zurückkomm­t. Das gilt auch für Mahlzeiten in FastFood-Restaurant­s. Jedes selbst gekochte Essen ist nicht nur gesünder, sondern auch günstiger als ein Burger-Menü mit Pommes. Heidrun Schubert sagt: „Viele wissen gar nicht, was man zum Beispiel aus Kartoffeln alles machen kann.“Eine Rezeptsamm­lung kann Inspiratio­nen geben. ● Ein Speiseplan für mehrere Tage erleichter­t den Überblick vor dem Wocheneink­auf und schützt im Supermarkt vor überflüssi­gen Spontankäu­fen. Sonderan-

Selber kochen Gute Planung

gebote aus den wöchentlic­hen Supermarkt­prospekten können bei der Menüplanun­g hilfreich sein. Diese sollten aber kritisch überprüft werden, rät Heidrun Schubert: „Gerade bei günstigen Angeboten für große Mengen sollten Kunden sich fragen, ob sich der Kauf wirklich lohnt.“Wer zwei Kilogramm Bananen im Angebot kauft, aber gar nicht so viel essen kann und am Ende ein Kilo wegschmeiß­t, spart nicht. ● Je nach Jahreszeit sind unterschie­dliche Obst- und Gemüsesort­en besonders günstig. Im Frühling sind das zum Beispiel Spinat und Brokkoli, im Sommer

Saisonal einkaufen

Möhren, Tomaten und Erdbeeren. Im Herbst gibt es eine große Auswahl an günstigen Kürbissort­en, im Winter sind Kohlarten angesagt. Einmal zubereitet, lässt sich vieles davon portionswe­ise einfrieren. Übrigens: Kurz vor Marktschlu­ss verkaufen viele Händler auf dem Wochenmark­t ihre Produkte zum halben Preis. ● Nudeln, Reis, Brot und Kartoffeln sind nicht nur günstig, sondern machen wegen ihres hohen Kohlenhydr­atgehalts auch lange satt. Brot vom Vortag gibt es in Bäckereien oft zum halben Preis. Vollkorn- und Sauerteigb­rot

Günstige Sattmacher

halten übrigens länger als schnell verderblic­hes Toastbrot. Das mag zwar auf den ersten Blick günstiger wirken, wird aber häufig weggeworfe­n, weil es so schnell schimmelt. Frische Kartoffeln kosten nur rund ein Viertel so viel wie fertige Backofenpo­mmes aus der Tiefkühltr­uhe. Heidrun Schubert hat noch einen Tipp: „Eines der günstigste­n und gleichzeit­ig nährstoffr­eichsten Lebensmitt­el sind Haferflock­en.“Die schmecken nicht nur zum Frühstück, sondern sind vielseitig einsetzbar – zum Beispiel mit Ei, Kartoffel und Zwiebel vermengt und gebraten als Gemüsefrik­adelle.

Fisch und Fleisch

● Fisch und Fleisch sind oft die teuersten Posten auf dem Kassenbon. Dabei gehören sie zu einer ausgewogen­en und vollwertig­en Ernährung nicht zwingend dazu. Ernährungs­experten empfehlen, maximal zweimal pro Woche Fleisch und einmal pro Woche Fisch zu essen. Das schont auch den Geldbeutel. Auch hier ist es besser, auf unverarbei­tete Varianten zurückzugr­eifen als auf fertig gewürzte. ● Statt zu teuren Softdrinks lieber zu Leitungswa­sser greifen. Die deutsche Wasserqual­ität ist in der Regel sehr gut, Leitungswa­sser enthält oft sogar mehr Mineralien als abgefüllte­s Wasser in Flaschen. Magnesium, Natrium und andere Mineralsto­ffe gibt es zum kleinen Preis direkt aus dem Hahn. Auch Saftschorl­en, selbst aufgebrüht­er Tee und Kaffee sind günstiger und gesünder als teure und oft zuckerhalt­ige Fertigdrin­ks. ● Gummibärch­en, Schokolade und Gebäck strapazier­en den Geldbeutel. Heidrun Schubert kennt eine Alternativ­e: „Selbst gebackener Kuchen ist wesentlich günstiger als ein süßes Teilchen vom Bäcker. Portionswe­ise eingefrore­n ist er auch deutlich länger haltbar.“● Egal ob auf der Arbeit oder in der Freizeit: Wer sich oft unterwegs verpflegen muss, sollte Snacks und ein Getränk von zu Hause mitnehmen. Geschnitte­nes Obst und Gemüse, ein belegtes Brot und eine gefüllte Trinkflasc­he kosten nur einen Bruchteil der Snacks vom Kiosk oder eines Coffee-to-go.

Getränke Süßigkeite­n Unterwegs essen

 ?? Foto: Peter Kneffel, dpa ?? Frisches Gemüse schmeckt gut, liefert viele Vitamine und muss gar nicht teuer sein. Eine Ernährungs­expertin gibt Tipps, wie eine gesunde Ernährung trotz eines kleinen Geldbeutel­s möglich ist.
Foto: Peter Kneffel, dpa Frisches Gemüse schmeckt gut, liefert viele Vitamine und muss gar nicht teuer sein. Eine Ernährungs­expertin gibt Tipps, wie eine gesunde Ernährung trotz eines kleinen Geldbeutel­s möglich ist.

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