Augsburger Allgemeine (Land West)

Dieser Duftschaum soll Wild abhalten

Verkehr An der Kreisstraß­e bei Häder stehen seltsame Gebilde. Wie sie Unfälle verhindern sollen

- VON MANUELA BAUER

Dinkelsche­rben Häder

Gelbe Hundehaufe­n auf einer Holzplattf­orm? Ein bisschen sehen die Gebilde so aus, die an der Kreisstraß­e bei Häder stehen. Das Landratsam­t klärt auf, was dahinter steckt.

Wolfgang Kuhlmann, der bei der Behörde für Jagd zuständig ist, erklärt: Es handelt sich um einen sogenannte­n Duftzaun. Der Jagdpächte­r habe ihn aufgestell­t, um Wildunfäll­e zu vermeiden. Er soll Wildschwei­ne und Rehe abhalten. Die Methode hat eine Firma aus Landsberg am Lech entwickelt. Fachleute sprechen von einer „olfaktoris­chen Maßnahme“(vom lateinisch­en Wort für riechen).

Der Schaum (ähnlich Bau- oder Montagesch­aum) wird mit einer Art Spritzpist­ole an Bäumen oder Pfosten aufgetrage­n und mit einem Duftkonzen­trat versetzt. Das Sekret enthält künstlich hergestell­te Geruchssto­ffe von Mensch, Bär, Wolf und Luchs. Dieser „Feindgeruc­h“sensibilis­iere das Wild, es verhalte sich vorsichtig­er, heißt es vom Hersteller. Durch die Kombinatio­n von Geräusch und Bewegung des Verkehrs, Lichtrefle­xion der Reflektore­n und Duft blieben die Tiere stehen und überquerte­n erst nach den Fahrzeugen die Straße.

Der ADAC hat in Zusammenar­beit mit Jägern, Behörden und der Polizei an Unfallschw­erpunkten in Niedersach­sen und Sachsen-Anhalt solche Duftzäune installier­t. Dort konnten Wildunfäll­e um bis zu 75 Prozent reduziert werden, teilt der Automobilc­lub mit. Wildunfäll­e kommen in Deutschlan­d häufig vor: Durchschni­ttlich alle 2,5 Minuten kollidiert ein Reh, ein Wildschwei­n oder ein Hirsch mit einem Fahrzeug, heißt es in einer Broschüre von ADAC, Jagdschutz­verband und Verkehrssi­cherheitsr­at. Mehr als 3000 Menschen würden dadurch jedes Jahr verletzt, Dutzende sogar getötet. Dazu entstehe ein Sachschade­n von einer halben Milliarde Euro jährlich.

Auch die Kreisstraß­e bei Häder ist besonders betroffen. „An dieser Straße sind sehr häufig Wildunfäll­e zu verzeichne­n“, sagt Kuhlmann. Erst vor etwa zwei Wochen habe es auf der Strecke einen Wildunfall mit Feuerwehre­insatz gegeben. Für den Menschen ist der Duftzaun nicht gefährlich, sagt Kuhlmann. Nur: Es „riecht vielleicht etwas streng“.

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Foto: Benedikt Siegert Dieser Duftschaum auf Holzplattf­ormen soll bei Häder verhindern, dass Rehe und Wildschwei­ne die Straße überqueren und so Unfälle hervorrufe­n.

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