Augsburger Allgemeine (Land West)
Dieser Duftschaum soll Wild abhalten
Verkehr An der Kreisstraße bei Häder stehen seltsame Gebilde. Wie sie Unfälle verhindern sollen
Dinkelscherben Häder
Gelbe Hundehaufen auf einer Holzplattform? Ein bisschen sehen die Gebilde so aus, die an der Kreisstraße bei Häder stehen. Das Landratsamt klärt auf, was dahinter steckt.
Wolfgang Kuhlmann, der bei der Behörde für Jagd zuständig ist, erklärt: Es handelt sich um einen sogenannten Duftzaun. Der Jagdpächter habe ihn aufgestellt, um Wildunfälle zu vermeiden. Er soll Wildschweine und Rehe abhalten. Die Methode hat eine Firma aus Landsberg am Lech entwickelt. Fachleute sprechen von einer „olfaktorischen Maßnahme“(vom lateinischen Wort für riechen).
Der Schaum (ähnlich Bau- oder Montageschaum) wird mit einer Art Spritzpistole an Bäumen oder Pfosten aufgetragen und mit einem Duftkonzentrat versetzt. Das Sekret enthält künstlich hergestellte Geruchsstoffe von Mensch, Bär, Wolf und Luchs. Dieser „Feindgeruch“sensibilisiere das Wild, es verhalte sich vorsichtiger, heißt es vom Hersteller. Durch die Kombination von Geräusch und Bewegung des Verkehrs, Lichtreflexion der Reflektoren und Duft blieben die Tiere stehen und überquerten erst nach den Fahrzeugen die Straße.
Der ADAC hat in Zusammenarbeit mit Jägern, Behörden und der Polizei an Unfallschwerpunkten in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt solche Duftzäune installiert. Dort konnten Wildunfälle um bis zu 75 Prozent reduziert werden, teilt der Automobilclub mit. Wildunfälle kommen in Deutschland häufig vor: Durchschnittlich alle 2,5 Minuten kollidiert ein Reh, ein Wildschwein oder ein Hirsch mit einem Fahrzeug, heißt es in einer Broschüre von ADAC, Jagdschutzverband und Verkehrssicherheitsrat. Mehr als 3000 Menschen würden dadurch jedes Jahr verletzt, Dutzende sogar getötet. Dazu entstehe ein Sachschaden von einer halben Milliarde Euro jährlich.
Auch die Kreisstraße bei Häder ist besonders betroffen. „An dieser Straße sind sehr häufig Wildunfälle zu verzeichnen“, sagt Kuhlmann. Erst vor etwa zwei Wochen habe es auf der Strecke einen Wildunfall mit Feuerwehreinsatz gegeben. Für den Menschen ist der Duftzaun nicht gefährlich, sagt Kuhlmann. Nur: Es „riecht vielleicht etwas streng“.