Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo Grüne den Mut verlieren

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Mit derzeit rund sieben Prozent in den Umfragen wären die Grünen im Bundestag die Kleinsten der Kleinen, obwohl sie gerne die Größten wären. Doch von Resignatio­n keine Spur. Selbstbewu­sst formuliere­n sie auf dem Parteitag ihren Anspruch, regieren zu wollen. Aber sie sagen nicht mit wem – und ziehen gleich mehrfach rote Linien, die sowohl Bündnisse mit der Union (Homo-Ehe/Flüchtling­snachzug) als auch mit der SPD (Kohle-Ausstieg) erschweren.

Auf dem Parteitag bemühten sich Fundis wie Realos fast krampfhaft, die Jamaika-Koalition in Kiel als ein singuläres Lokalereig­nis ohne Vorbildcha­rakter kleinzured­en. Dabei könnte dies am Ende die einzige Option sein, zu regieren und dafür zu sorgen, dass aus Angela Merkel wirklich eine Klimakanzl­erin wird.

Wenn Zukunft wirklich aus Mut gemacht wird, wie die Grünen vollmundig über ihr Wahlprogra­mm schreiben, wäre an dieser Stelle tatsächlic­h mehr Mut nötig gewesen. Aber ein klares Bekenntnis zu Schwarz-Grün oder Jamaika hätte den mühsam austariert­en Burgfriede­n zwischen den Flügeln gefährdet. So viel Mut verträgt die Öko-Partei nicht. Noch nicht.

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