Augsburger Allgemeine (Land West)
Falscher Flugkapitän legt Frau herein
Justiz Eine 31-Jährige glaubt, ihren Traumprinzen gefunden zu haben. Es folgen Hochzeit und Kind. Doch seine Uniform ist ein Faschingskostüm, der Arbeitsvertrag mit der Lufthansa eine Fälschung. Und er soll ihre Konten geplündert haben
In der amerikanischen Gaunerkomödie „Catch Me If You Can“spielt der Schauspieler Leonardo DiCaprio den gewieften Hochstapler Frank, der sich als Pilot bei der USFluggesellschaft „Pan Am“ausgibt. Bei den Frauen steht der vermeintliche Flugkapitän hoch im Kurs. Auch Martin G.*, 48, achtfach vorbestrafter Betrüger, „befördert“sich selbst zum Flugkapitän bei der Lufthansa, er fälscht Arbeitsverträge und zieht schon mal eine Pilotenuniform an – ein Faschingskostüm.
Was für den arbeitslosen Hochstapler wie im Film beginnt, endet im wirklichen Leben mit einer äußerst unsanften Bruchlandung. Seit fast einem Jahr sitzt der Möchtegern-Pilot hinter Gittern. Der falsche Flugkapitän und angebliche vielfache Millionär verdrehte einer 31-jährigen Frau mit seinem Lügengebilde völlig den Kopf, heiratete sie schon nach zwei Monaten und soll sie ausgenommen haben wie eine Weihnachtsgans.
In einem Prozess vor der Dritten Strafkammer des Landgerichts wirft Staatsanwältin Katharina Kling dem falschen Piloten 29 Einzelfälle des Betrugs vor. Dass sich Hochstapler als angebliche Flugkapitäne die Herzen von Frauen erobern, dafür kennt die Justizgeschichte unzählige Beispiele. Nichtsdestotrotz fallen immer wieder leichtgläubige Opfer auf die „Piloten-Kiste“herein, weil sie glauben, endlich ihren Traummann fürs Leben gefunden zu haben. So geht es auch Rosalie F.*, einer schlanken, attraktiven Frau, die nach vielen Enttäuschungen im Internet auf Partnersuche ist. Sie klickt am 4. Januar 2016 auf der Plattform einer Partnerbörse auf die vielversprechende Selbstdarstellung des „Lufthansa-Piloten“Martin G., der sich neun Jahre jünger gemacht hat, angeblich Häuser und Wohnungen in der Schweiz besitzt, auf der Suche nach der großen Liebe ist und „endlich sesshaft werden“will.
Man trifft sich schon einen Tag später. „Er hat schnell Besitz von meinem Leben ergriffen“, versucht Rosalie F. die nun folgende Beziehung, die mit Riesenschritten forteilt, zu erklären. Schon zwei Tage nach dem ersten Date bucht Martin G. eine Flugreise nach Fuerteventura auf den Kanaren. Der angebliche Lufthansa-Pilot, so schildert die Frau im Zeugenstand, habe gesagt, er bekomme doch Freiflüge von seiner Airline und auch ganze Urlaubsreisen geschenkt. Die Beziehung besteht ganze drei Wochen, da macht der Traumprinz Martin G. seiner neuen „Liebe“schon einen Heiratsantrag. Man kauft für 2000 Euro Eheringe, außerdem schicke Kleider für die Trauung. Das Paar wohnt zusammen. Dass Martin G. seine Pilotenuniform nicht anzieht, wenn er aus dem Haus „zur Arbeit“geht, fällt der Frau auf. Er aber sagt: „Ich ziehe mich immer an Bord um“. Rosalie