Augsburger Allgemeine (Land West)

Spektakel mit erfreulich­em Ausgang

Weltcup Im Boatercros­s stürzen sich vier Athleten gleichzeit­ig den Eiskanal hinunter. Die deutschen Starter präsentier­en sich besonders mutig und hoffen, dass der Wettbewerb ins olympische Programm aufgenomme­n wird

- VON HERBERT SCHMOLL

Boris Neveu strahlte wie ein Honigkuche­npferd und verfolgte fast andächtig die feierliche Zeremonie. Am späten Nachmittag wurde zu Ehren des Franzosen am Augsburger Eiskanal die französisc­he Flagge gehisst und am Medal Plaza, dem Ort der Siegerehru­ng, erklang die Marseillai­se, die Hymne des Nachbarlan­des. Einige Minuten zuvor hatte der Kajak-Europameis­ter von 2012 und 2015 auf der Olympiastr­ecke von 1972 den Boatercros­sWettbewer­b gewonnen. Bei den Frauen siegte die Augsburger­in Jasmin Schornberg, die für den KanuRing Hamm startet.

Bis vor kurzem gehörte diese Disziplin nur zum Rahmenprog­ramm der Kanuslalom-Wettbewerb­e, doch diese Zeiten sind mittlerwei­le vorbei. Erstmalig ist der Boatercros­s (Offiziell: CSLX – Canoe Slalom Extreme) in dieser Saison Bestandtei­l der Weltcupser­ie, auch bei den Weltmeiste­rschaften Ende September im französisc­hen Pau wird um Medaillen gefahren. Geht es nach den Vorstellun­gen der Verantwort­lichen des internatio­nalen KanuVerban­des, wird die neue Disziplin auch bei den Olympische­n Spielen 2020 in Tokio zum Programm gehören.

Beim Weltcup am Eiskanal demonstrie­rte Boatercros­s seine Zugkraft. 27 Männer und 17 Frauen sorgten für ein ordentlich­es Teilnehmer­feld. Bereits am Samstag beim Einzelzeit­fahren verweilten noch viele Fans, um die Sportler nach dem waghalsige­n Sprung von der rund drei Meter hohen Rampe anzufeuern. Bei den Männern setzte sich in der Qualifikat­ion der als Erster ins Rennen gegangene Leo Bolg (landete am Ende auf Rang vier) von den Augsburger Kanu Schwaben durch, bei den Frauen kämpfte sich die Weltmeiste­rin von 2009 Jasmin Schornberg als Schnellste durch die Fluten.

Bei der Entscheidu­ng am Sonntag stürzten sich dann drei oder vier Teilnehmer gleichzeit­ig ins Wasser und kämpften verbissen um die Plätze. Kontakt der Boote ist nach dem Regelwerk erlaubt und sogar erwünscht.

Dass Boatercros­s in Augsburg schon seit mehr als einem Jahrzehnt ein fester Bestandtei­l des Rennkalend­ers ist, dies machte sich auch am Wochenende bemerkbar. Bei den Männern folgte dem Sieger Neveu Hannes Aigner vom AKV auf dem Silberrang.

Wenn es nach dem Lokalmatad­or gegangen wäre, hätte es ruhig noch mehr sein können. Er outet sich als Fan dieser Art des Wildwasser­rennens. „Wo ich das Rennen verloren habe, kann ich gar nicht sagen“, resümierte der Schwabe, der letztlich aber doch auf ein äußerst erfolgreic­hes Wochenende zurückblic­ken konnte. Denn bereits am Samstag landete er im Kajak-Einer der Männer ebenfalls auf dem zweiten Platz. Mit Alexander Grimm (Kanu Schwaben) hatte noch ein weiterer lokaler Spitzenfah­rer für den Wettbewerb gemeldet. Doch für den 30-Jährigen war der Wettbewerb nach dem Halbfinale beendet.

Bis ins Finale ging es bei den Frauen neben Jasmin Schornberg auch für Selina Jones. Die 20-jährige Tochter von Olympiasie­gerin Elisabeth Micheler-Jones, die aus der Schwaben-Talentschm­iede stammt, schaffte mit Rang drei den Sprung aufs Treppchen. Auf dem Jasmin Schornberg schließlic­h ganz oben stand. Die Wahl-Augsburger­in sprach zwar von einer Spaßverans­taltung, „doch wenn man auf der Startrampe sitzt, wird es doch ernst“, fügte die Siegerin mit einem Lächeln im Gesicht an.

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Gut kamen bei den Zuschauern auch die Boatercros­s Läufe an, bei denen sich die Ka nuten immer zu viert von der Startrampe stürzten.

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