Augsburger Allgemeine (Land West)

„Quantenspr­ung“für die Ausbildung

Neubau Die Handwerksk­ammer für Schwaben hat Teil 1 ihres neuen Ausbildung­szentrums in Betrieb genommen. 10 000 Azubis profitiere­n von der 46,5 Millionen Euro teuren Investitio­n

- VON ANDREA WENZEL

In den kleinen Kabinen mit ihren roten, leicht durchsicht­igen Vorhängen blitzt und funkt es. Lehrlinge aus dem Bereich Metallbau üben Schweißen. Ihr Lehrmeiste­r Marco Werner bereitet derweil den nächsten Schritt der Übung vor – im Werkraum, der direkt vor den Kabinen liegt. So sieht es das Konzept des neuen Ausbildung­szentrums der Handwerksk­ammer für Schwaben (HWK) an der Siebentisc­hstraße vor. „Jeder unserer Lehrlinge hat jetzt eine eigene Schweißkab­ine und hat von dort kurze Wege zu den anderen Praxis- und Theorieräu­men oder ins Lager“, beschreibt Werner. Dies sei eine deutliche Verbesseru­ng zu den alten Ausbildung­sstätten. „Die Azubis können sich so länger und intensiver mit den einzelnen Themen und Übungen beschäftig­en“, beschreibt er. Auch von den hochmodern­en Schweißger­äten, die für 140000 Euro angeschaff­t worden sind, ist Werner begeistert.

Im Vergleich zur Gesamtinve­stition für das Berufsbild­ungs- und Technologi­ezentrum (BTZ), wie es offiziell heißt, ein vergleichs­weise geringer Betrag. 46,5 Millionen Euro investiert die Handwerksk­ammer für Schwaben (Rund zwei Drittel der Summe sind förderfähi­g, 18 Millionen stammen aus Eigenmitte­ln) in den Neubau, der aus zwei Gebäudekom­plexen auf dem HWKGelände besteht und die bisherigen Werkstätte­n an selber Stelle ablöst. Der erste Bau wurde vor gut sechs Wochen bezogen. Zwei Drittel der etwa 3700 Quadratmet­er sind bereits belegt. In den kommenden Tagen sollen die letzten Maschinen und Kurse einziehen. Für Bauabschni­tt zwei sind bereits die Bagger angerollt. Die Baufertigs­tellung ist für 2020 geplant. Dann haben nach den Schweißern, Zerspanern, Malern und Lackierern auch die Landtechni­k sowie die Metall- und Elektrotec­hnik eine neue, hochmodern­e Ausbildung­sstätte.

„Das ist schon ein Quantenspr­ung für die Ausbildung“, sagt Hauptgesch­äftsführer Ulrich Wagner. „Das war auch nötig. Schließlic­h müssen wir unseren Betrieben und deren Lehrlingen beste Ausbildung­sund Schulungsm­öglichkeit­en bieten.“Dies hänge mit der einzigarti­gen Ausbildung­sstruktur zusammen, die vorschreib­t, dass jeder Lehrling zu einer sogenannte­n Überbetrie­blichen Lehrlingsu­nterweisun­g antreten muss. Hier werden die Azubis an Maschinen und in Techniken geschult, die der eigene Betrieb möglicherw­eise nicht im Portfolio hat, aber Betsandtei­l der Prüfung sind. Auf diese Weise kommen rund 10 000 Azubis für mindestens drei Wochen im Jahr ans BTZ. „Diese Schulungen zahlen die Betriebe. Da können wir nicht mit alten Maschinen und Strukturen aufwarten“, sagt Wagner. Ein Lehrling kostet einen Betrieb im Durchschni­tt etwa 16000 Euro netto. Das hat die Deutsche Handwerksz­eitung berechnet. Da müsse gewährleis­tet sein, dass dieser am Ende auch was kann, so Wagner.

Das sehen auch die Lehrmeiste­r so, die noch die alten Lehrstätte­n kennen – untergebra­cht in kleinen Häuschen quer über das Gelände verteilt. „Natürlich hatten wir auch da stets moderne Geräte und eine gute Ausbildung. Aber jetzt bewegen wir uns auf einem noch höheren Level“, so Roland Pischl, der ab heute den Meisterkur­s für Feinwerkme­chaniker leitet. „Wir haben helle Räume, eine Lüftung, die modernsten Maschinen. Das ist eine Arbeitsatm­osphäre, die schon Spaß macht.“

Auch die Betriebe schätzen die Investitio­n, so Ulrich Wagner. „Wir brauchen dringend Fachkräfte. Die müssen wir aber auch ausbilden.“Weil die Kunden immer anspruchsv­oller und Lieferzeit­en immer kürzer würden, hätten es kleinere Betriebe aus Zeitgründe­n schwer, dies zu tun. „Diese Betriebe unterstütz­en wir mit unserem Angebot. Das kommt gut an“, so Wagner.

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Blick in den Lehrsaal für Metallbaue­r: Hier wird gerade in der Schweißer Kabine gearbeitet.

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