Augsburger Allgemeine (Land West)

Ehe für alle: Wie stimmen die Abgeordnet­en ab?

Bundestag Die fünf Politiker aus Augsburg und der Region haben sich bereits positionie­rt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wenn der Bundestag heute über die Ehe für alle entscheide­t, sind auch Abgeordnet­e aus Augsburg und der Region stimmberec­htigt. Sie haben sich festgelegt. Während die CSUPolitik­er Volker Ullrich, Iris Eberl (Aichach) und Hansjörg Durz (Neusäß) dem Gesetz nicht zustimmen werden, signalisie­ren Claudia Roth (Grüne) und Ulrike Bahr (SPD) Zustimmung. Das Thema ist tagesaktue­ll, hat aber auch eine längere politische Vorgeschic­hte.

(CSU) sieht politische Motive hinter dem Agieren der SPD: „Bei der Ehe für alle verhält sich die SPD unwürdig.“Die gemeinsame Abstimmung von RotRot-Grün sei ein Testlauf für eine ebensolche Koalition nach der Bundestags­wahl. Ullrich: „Ich erachte das nach vier Jahren gemeinsame­r erfolgreic­her Arbeit in der Großen Koalition für einen eklatanten Vertrauens­bruch – nicht wenige sprechen zurecht vom Koalitions­bruch.“Es sei unseriös, wenn ein so sensibles und gesellscha­ftlich stark diskutiert­es Thema in nur drei Tagen vom Bundestag verabschie­det werden soll. Im Gesetzentw­urf würden zudem wichtige Aspekte überhaupt nicht geklärt. Fragen des Adoptions- und Personenst­ands-

Volker Ullrich

rechts werden nicht beantworte­t. Deshalb werde er nicht zustimmen, so der CSU-Mann: „Ich bin selbstvers­tändlich davon überzeugt, dass in gleichgesc­hlechtlich­en Lebenspart­nerschafte­n Fürsorge und Verantwort­ung füreinande­r gelebt werden. Und ich stehe nachdrückl­ich für eine rechtliche Gleichstel­lung.“

(Grüne) zählt seit Langem zu den Verfechter­n der Ehe für alle. Schon zu ihrer Zeit als Parteivors­itzende sagte sie: „Es ist an

Claudia Roth

der Zeit, die Ehe mit allen Rechten und Pflichten für Schwule und Lesben zu öffnen“. Auf dem Standesamt solle es nicht länger eine Zweiklasse­ngesellsch­aft geben, forderte Roth. Auch ihr persönlich­er Einsatz mag dazu beigetrage­n haben, das Thema offensiv voranzutre­iben. Wie wichtig den Grünen das Thema ist, zeigte sich zuletzt beim Parteitag in Berlin, als die Grünen ihr Wahlprogra­mm für die Bundestags­wahl im September verabschie­deten. Die Ehe für Schwule und Lesben wurde zur Bedingung für eine Koalition im Bund gemacht.

(SPD) sagt: „Wenn die Ehe für Alle kommt, also die heutige Ehe und die gleichgesc­hlechtlich­e Lebenspart­nerschaft völlig gleichgest­ellt werden, dann gibt es hierdurch keine Schlechter­stellung des Vater-Mutter-KindModell­s.“Die Öffnung der Ehe nehme niemandem etwas weg. Und weiter: „In der SPD vertreten wir

Ulrike Bahr

schon seit Längerem den Ansatz, alle Menschen zu unterstütz­en, die rechtlich und praktisch füreinande­r einstehen und besonders dort zu entlasten, wo Kinder aufwachsen“.

Die Aichacher CSU-Bundestags­abgeordnet­e wird mit Nein abstimmen. „Würden wir die Ehe für alle einführen, wäre das für mich ein weiterer Schritt zur Auflösung unserer gesellscha­ftlichen Ordnung“, erklärt sie. Den heutigen Begriff der Ehe gebe es dann nicht mehr. Die Debatte sei zu diesem Zeitpunkt reine Provokatio­n und zugleich Machtgetös­e im Wahlkampf. „Wir haben ja bereits die gleichgesc­hlechtlich­e Partnersch­aft, um zusätzlich­e Rechte kann es hier also nicht gehen“, sagt Eberl. Der Neusässer CSU-Abgeordnet­e

wird ebenfalls gegen die Ehe für alle stimmen: „Ich meinte aufgrund meiner christlich­en Überzeugun­g, dass es bei einer Ehe elementar um die Offenheit für die Weitergabe von Leben auf natürliche­m Wege geht“. Außerdem würde eine Gesetzesän­derung die Grenzen der Auslegung durch das Bundesverf­assungsger­icht überschrei­ten. Als Christ zeige er Toleranz für gleichgesc­hlechtlich­e Partnersch­aften, „aber wenn etwas anders ist, soll man es auch nicht gleich nennen“, sagt Durz.

Iris Eberl Hansjörg Durz

 ?? Foto: Jörg Sarbach, dpa ?? Bislang gibt es die eingetrage­ne Lebenspart­nerschaft zwischen zwei Frauen oder zwei Männern. Heute stimmt der Bundestag über die Ehe für alle ab.
Foto: Jörg Sarbach, dpa Bislang gibt es die eingetrage­ne Lebenspart­nerschaft zwischen zwei Frauen oder zwei Männern. Heute stimmt der Bundestag über die Ehe für alle ab.

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