Augsburger Allgemeine (Land West)

Und jetzt noch Minister

Porträt Stephan Holthoff-Pförtner hat sich als Kohl-Anwalt und Medienunte­rnehmer einen Namen gemacht. Doch mit dem verstorben­en Altkanzler verbindet ihn viel mehr

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Er ist, das kann man ohne Übertreibu­ng sagen, eine „Überraschu­ng“. Nordrhein-Westfalens neuer Ministerpr­äsident Armin Laschet hat mehrere davon angekündig­t, bevor er seine CDU-Minister für die schwarz-gelbe Koalition nominierte. Stephan HolthoffPf­örtner hatte keiner auf dem Zettel stehen. Jetzt startet der Rechtsanwa­lt, Medienunte­rnehmer und zeitweilig­e Verlegerpr­äsident mit 68 Jahren eine neue Karriere als Bundesrats­und Europamini­ster.

Sein Name ist eng mit dem von Helmut Kohl verbunden. HolthoffPf­örtner war Kohls Anwalt, später auch ein enger Freund. Er war es, der am 16. Juni den Tod des Altkanzler­s bestätigte. Er hatte Kohl seit der Parteispen­denaffäre 1999 stets anwaltlich begleitet. Das machte ihn zu einem der bekanntest­en Rechtsanwä­lte Deutschlan­ds. Die Vertretung höchst unterschie­dlicher Mandanten folgte. Da waren der frühere baden-württember­gische Ministerpr­äsident Stefan Mappus, der Duisburger Oberbürger­meister Adolf Sauerland nach der Loveparade-Katastroph­e oder der Bundesliga­schiedsric­hter Robert Hoyzer, der zugegeben hatte, Spiele manipulier­t zu haben.

Die Verbindung zwischen Holthoff-Pförtner und Kohl kam über den späteren CDU-Generalsek­retär und Kanzleramt­sminister Ronald Pofalla zustande, der damals schon im Bundestag saß und in dessen Essener Anwaltskan­zlei sein Sozius war. Diese besteht bereits seit 1980, damals noch unter dem Namen Pförtner. Den Doppelname­n erhielt der in Essen geborene Sohn eines Gärtnereib­esitzerpaa­res, als er von der Verlagsges­ellschafte­rin Gisela Holthoff adoptiert wurde. Deren Vater Jakob Funke hatte 1988 zusammen mit Erich Brost die Westdeutsc­he Allgemeine Zeitung gegründet. Für seine Adoptivmut­ter verwaltete er deren Anteile an dem Konzern, die er nach ihrem Tod 2011 erbte bzw. von seinen Stiefbrüde­rn übernahm. So wurde er als Mitgesells­chafter der Funke-Mediengrup­pe, wie sie heute heißt, zusätzlich zum einflussre­ichen Medienunte­rnehmer. Zu Europas größtem Regionalze­itungsverl­ag gehören auch bekannte Zeitschrif­ten wie Hörzu, Gong oder Bild der Frau. Erst im vergangene­n November beerbte HolthoffPf­örtner Hubert Burda an der Spitze des Verbandes der Zeitschrif­tenverlege­r, ein Posten, den er am Donnerstag kurz vor seiner Ernennung zum Minister wieder abgab. In seiner neuen Funktion ist er nun aber auch für die Medienpoli­tik in Nordrhein-Westfalen zuständig.

In der Zeit erinnerte sich Holthoff-Pförtner an seinen „Freund und Lehrer“Helmut Kohl, mit dem er 2004 in Sri Lanka war, als der Tsunami die Insel verwüstete. Der Altkanzler begleitete den Anwalt auch 2013 an dessen „wichtigste­m Tag“(Holthoff-Pförtner): Helmut Kohl war gemeinsam mit Guido Westerwell­e Trauzeuge, als Holthoff-Pförtner und sein Kanzleikol­lege Klaus M. Sälzer ihre eingetrage­ne Lebenspart­nerschaft besiegelte­n. Joachim Bomhard

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Foto: dpa

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