Augsburger Allgemeine (Land West)

Was eine Diesel Nachrüstun­g kostet

Mobilität Auch für ältere Fahrzeuge sollen die Abgaswerte sinken. Ein technische­r Umbau am Auto ist aber teuer

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg

Drohende Fahrverbot­e in München hatten Politik und Industrie wohl aufgeschre­ckt. In einer gemeinsame­n Erklärung haben sich diese Woche die Staatsregi­erung und die bayerische­n Autobauer Audi und BMW darauf geeinigt, dass ein großer Teil älterer DieselFahr­zeuge nachgerüst­et werden soll, damit sie weniger Stickoxide ausstoßen. Aber wie teuer ist so etwas? Wie ist eine Nachrüstun­g überhaupt möglich?

Dem ADAC zufolge gibt es zwei Wege, Diesel-Fahrzeuge nachzurüst­en. Ein Weg ist ein SoftwareUp­date, ein zweiter Weg ist die Hardware-Lösung, also ein Umbau am Auto selbst.

Eine solche Hardware-Lösung hat der ADAC kürzlich an einem VW-Passat getestet, der noch auf die ältere Abgasnorm Euro 5 ausgelegt war. Bei der Nachrüstun­g handelte es sich um einen Prototypen des Abgas-Spezialist­en Twintec. Unter anderem wurde in das Auto ein spezieller Katalysato­r eingebaut, wie er in modernen Diesel-Fahrzeugen mit Euro-6-Norm zum Einsatz kommt. Dabei wird unter dem Einsatz einer als AdBlue bezeichnet­en Lösung Stickoxid in ungefährli­chen Stickstoff und in Wasser umgewandel­t. Das Ergebnis war vielverspr­echend: Mit dem nachgerüst­eten sogenannte­n SCR-Katalysato­r konnten die Emissionen des Euro-5-Diesels „um bis zu 90 Prozent reduziert werden“, schreibt der ADAC. Was aber kostet das?

Ein ADAC-Sprecher bezifferte allein die Kosten des Nachrüstsy­stems in einem Gespräch mit unserer Zeitung auf 1500 Euro. Dazu kommen die Werkstattk­osten für den Einbau. Daneben fallen noch im ungünstigs­ten Fall Kosten von rund 20 Cent pro hundert Kilometer für die AdBlue-Lösung an. Diese muss immer wieder in einen Extra-Tank nachgefüll­t werden. Zudem stellte der ADAC einen um rund fünf Prozent höheren Diesel-Verbrauch fest. Der Autoklub betont zudem, dass es sich bei dem Gerät erst um einen Prototyp handelt. „Bis zur flächendec­kenden Markteinfü­hrung solcher Nachrüstlö­sungen kann es noch dauern.“

Günstiger sind Software-Updates. In Berichten werden rund 100 Euro Kosten genannt. VW soll den Werkstätte­n im Zuge der Nachrüstun­g in der Diesel-Affäre zum Beispiel 60 Euro für ein Update der Abgas-Software pro Auto zahlen. Dem ADAC zufolge sind Software-Updates aber weniger effektiv als eine Hardware-Lösung: „Über Software-Updates können StickoxidE­missionen im realen Betrieb um bis zu 60 Prozent reduziert werden.“Das zeigten ADAC-Messungen im Zuge der VW-Nachrüstun­gen.

Wie groß die Kosten einer DieselNach­rüstung am Ende sind, erscheint derzeit noch recht offen. Auf dem bayerische­n Autogipfel erklärten Politik und Autobauer lediglich: „Die bayerische Automobili­ndustrie verpflicht­et sich, die Kosten für die Umrüstung hinsichtli­ch der Entwicklun­g und Zertifizie­rung zu übernehmen und in den Werkstätte­n zum Selbstkost­enpreis anzubieten.“Für die Kunden werde Kostenneut­ralität angestrebt.

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