Augsburger Allgemeine (Land West)

Immer mehr Azubis psychisch krank

Gesundheit Techniker Krankenkas­se sieht beunruhige­nden Trend und erklärt eine Ursache

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Immer mehr Auszubilde­nde leiden unter seelischen Erkrankung­en. Zu diesem Ergebnis kommt die Techniker Krankenkas­se (TK) in ihrem aktuellen Gesundheit­sreport. Demnach seien die Fehlzeiten aufgrund beispielsw­eise von Depression­en, Anpassungs- und Belastungs­störungen seit dem Jahr 2000 um 77 Prozent gestiegen. Beunruhige­nd findet die Krankenkas­se auch, dass 2,5 Prozent der Berufseins­teiger im Freistaat im vergangene­n Jahr ein Antidepres­sivum verordnet bekamen. Das seien so viele wie in keinem anderen Bundesland. Der Schnitt bundesweit liege hier bei 2,2 Prozent.

Christian Bredl, der Leiter der TK in Bayern, kommt zu dem Schluss, dass sich Krankenkas­sen und Betriebe mehr um die Gesundheit der jüngsten Arbeitnehm­ergruppe kümmern müssten. Die Arbeitnehm­er in Bayern waren nach Berechnung­en der TK im Schnitt 13,1 Tage krankgesch­rieben. Die Fehlzeiten lagen damit um 14,2 Prozent niedriger als im Bundesdurc­hschnitt. Auch bei der Arzneivero­rdnung liegen die Erwerbsper­sonen unter dem Bundesschn­itt. Für den Gesundheit­sreport wertete die TK nach eigenen Angaben Daten ihrer 4,8 Millionen versichert­en Erwerbsper­sonen aus, rund 650000 davon aus Bayern, und die von 187000 TK-versichert­en Azubis zwischen 16 und 25 Jahren, davon über 27 000 im Freistaat. Die Gesundheit der Berufsstar­ter bildete in diesem Jahr den Schwerpunk­t. So seien Auszubilde­nde im Vergleich zu Erwerbstät­igen zwar im Schnitt weniger lang krankgesch­rieben, aber häufiger.

Als eine Ursache für den hohen Stressleve­l der Berufseins­teiger sieht die TK den Medienkons­um. „Viele verbringen ihren Feierabend gern mit digitalen Medien. Das allein muss nicht per se schädlich sein“, sagt Dr. Volker Busch, Leiter der psychosozi­alen Stress- und Schmerzfor­schung an der Uniklinik Regensburg. „Aber der Versuch, sie gleichzeit­ig oder wechselwei­se zu nutzen, und so ständig abgelenkt und unterbroch­en zu sein, kostet das Gehirn Kraft und geht auf Kosten der Regenerati­on.“Zumal der Neurologe im Film „Digital ins Berufslebe­n“, der auf der Homepage der TK zu sehen ist, erklärt, dass Multitaski­ng kaum zu trainieren ist.

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