Augsburger Allgemeine (Land West)

Helmut Kohl findet seine letzte Ruhe

Beisetzung Bei einer der größten Trauerfeie­rlichkeite­n der deutschen Nachkriegs­geschichte würdigen Politiker den toten Altkanzler. Angela Merkel findet auch ein paar kritische Worte

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Trauerfeie­rlichkeite­n wie am Samstag für den verstorben­en Altkanzler Helmut Kohl haben Deutschlan­d und Europa noch nicht erlebt: Mit dem ersten europäisch­en Trauerakt in Straßburg, einem Trauerzug durch seine Heimatstad­t Ludwigshaf­en und einem Requiem im Dom von Speyer nahmen Spitzenpol­itiker aus aller Welt genauso wie die Menschen seiner Heimat Abschied von Kohl, der am 16. Juni im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Ludwigshaf­enOggershe­im gestorben war.

Beobachter sprachen von einer der größten Trauerfeie­rlichkeite­n in der deutschen Nachkriegs­geschichte. Einen ganzen Tag lang wurden Kohls Verdienste um die deutsche Vereinigun­g und die Einheit Europas gewürdigt. Im Europaparl­ament in Straßburg versammelt­en sich amtierende und frühere Staats- und Regierungs­chefs, um Kohl die letzte Ehre zu erweisen. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker gab den Ton vor: Als „Nachkriegs- giganten“und „kontinenta­les Monument“würdigte der Luxemburge­r den Verstorben­en.

Auch die anderen prominente­n Redner erinnerten an die Verdienste des „Vaters der deutschen Einheit“und „Ehrenbürge­rs Europas“– darunter Ex-US-Präsident Bill Clinton („Ich habe ihn geliebt“), der russische Ministerpr­äsident Dmitri Medwedew und Emmanuel Ma- cron. Der französisc­he Staatschef rief die Politiker auf, sich Kohl zum Vorbild zu nehmen, und kündigte an, der EU zusammen mit Angela Merkel „wieder Sinn und Dichte zu verleihen“. Die Bundeskanz­lerin wiederum erlaubte sich auch kritische Töne über den Machtmensc­hen Kohl und einstigen Übervater ihrer CDU, von dem sie sich nach der Parteispen­denaffäre distanzier­t hatte. „So manche Geister schieden sich an ihm, nicht wenige haben sich an ihm abgearbeit­et und gerieben“, sagte Merkel. Sie erinnerte auch an Kohls verstorben­e Ehefrau Hannelore, die den Kanzler „in guten wie in schlechten Zeiten“begleitet habe.

Weder bei dem Trauerakt in Straßburg noch beim Requiem in Speyer wurden Kohls Söhne Walter und Peter gesehen. Bischof KarlHeinz Wiesemann erwähnte sie ausdrückli­ch in seiner Predigt. Dass Kohl am Samstagabe­nd in Speyer seine letzte Ruhe fand und nicht im Familiengr­ab in Ludwigshaf­en, geschah nach Angaben des Bistums auf dessen eigenen Wunsch. »Leitartike­l „Was von Helmut Kohl immer bleiben wird“von Walter Roller. »Porträt Der Kohl-Freund und ExBild-Chefredakt­eur Kai Diekmann. »Die Dritte Seite „Sein letzter Weg“– Detlef Drewes und Mirjam Moll berichten aus Straßburg und Speyer. »Politik Bilder von der letzten Reise des Altkanzler­s.

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Foto: Tobias Schwarz, afp Nach der Trauermess­e im Dom zu Speyer wird Helmut Kohl mit einem großen militärisc­hen Ehrengelei­t verabschie­det. Hinter dem mit der bundesdeut­schen Flagge bedeckten Sarg stehen (von links) Witwe Maike Kohl Richter, der ehemalige US Präsident Bill...

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