Augsburger Allgemeine (Land West)

Wir sagen Spasiba und Doswidanja

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Eigentlich ist es nie zu früh für eine Bilanz. Das denken sich jedes Jahr schon im November die TV-Sender, die die Zuschauer daraufhin mit einem Jahresrück­blick beglücken. Und das dachte sich offenbar auch Julian Draxler, der Aushilfska­pitän der deutschen Nationalma­nnschaft. In einem offenen Brief, der auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes veröffentl­icht wurde, tut der 23-Jährige kund, was er vom russischen Gastgeber und dem gestern dort zu Ende gegangenen Confederat­ions Cup hält. Ohne Übertreibu­ng lautet sein Fazit: Ist super gelaufen.

In dem Text, der mit „Herzlich! Julian Draxler“endet, singt der Mittelfeld­spieler geradezu Lobeshymne­n auf die russischen Gastgeber. Unter anderem sind dort Sätze zu lesen wie: „Man sagt, der Confed Cup sei ein Testlauf für die WM. Nach drei Wochen können wir sagen: Russland hat den Test mit Bravour bestanden“oder: „Wir haben versucht, zum russisch-deutschen Verhältnis auch jenseits der vier Eckfahnen einen Beitrag zu leisten“. Zum Ende hin wird es noch richtig sentimenta­l: „Wir sagen Dankeschön. Wir sagen Spasiba und Doswidanja. Und freuen uns schon heute auf unsere Rückkehr im Sommer 2018.“

Sapperlot! Draxler, der abseits des Platzes bislang vor allem durch sein Wechselthe­ater zu Paris St. Germain und seinem Ibiza-Trip samt Fremdbusse­rln kurz vor Turniersta­rt aufgefalle­n ist, hat in Russland offenbar eine Wandlung zum Staatsmann erfahren. Während seine Mitspieler die Mannschaft­sabende an der Playstatio­n verschwend­eten, darf man sich Draxler im Mondschein von Sotschi auf seinem Hotelzimme­r vorstellen, um die treffenden Formulieru­ngen ringend.

Manche mögen ihm nun unterstell­en, dass lediglich sein Name und der Satz „es schien immer die Sonne“von ihm selbst stammen, während der Rest von der Presseabte­ilung des DFB zu einem Heranwanze­n an die russische Staatsregi­erung zusammenge­schrieben wurde. Wer das sagt, hat aber nichts verstanden. Ist halt alles nicht so einfach mit der großen Politik.

Wir sagen jedenfalls Dankeschön. Und wir sagen Spasiba (Dankeschön) und Doswidanja (auf Wiedersehe­n). Herzlich!

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Foto: dpa Den Ball im Blick, das große Ganze im Hinterkopf: Julian Draxler.
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