Augsburger Allgemeine (Land West)

Amri und kein Ende

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Für die Angehörige­n der Opfer ist es ein Schlag ins Gesicht. Anis Amri, der Attentäter vom Berliner Breitschei­dplatz, hätte am Tag des Anschlages längst im Gefängnis sitzen sollen – wenn schon nicht als gefährlich­er Islamist, der abgeschobe­n wird, dann wenigstens als skrupellos­er Drogenhänd­ler.

Wann und warum ihn die Behörden von ihrem Radar verloren haben, ist bis heute nicht restlos geklärt. Wie auch, wenn Polizeibea­mte Akten frisieren, um ihre Versäumnis­se bei der Überwachun­g des Verdächtig­en zu vertuschen? Was der Sonderermi­ttler Bruno Jost inzwischen herausgefu­nden hat, wirft kein gutes Licht auf die Berliner Behörden. Offenbar fehlte es dort nicht nur einem Beamten an der nötigen Sensibilit­ät für die Dimension des Falles Amri, was fast zwangsläuf­ig zu der Frage führt, ob da womöglich noch mehr vertuscht wurde als bislang bekannt, nicht nur in Berlin, sondern auch in Nordrhein-Westfalen, dem zweiten Schauplatz dieses an Pleiten und Pannen reichen Falles.

Was bleibt, ist eine ebenso schlichte wie erschütter­nde Erkenntnis. Zwölf Menschen könnten noch leben, wenn Anis Amri rechtzeiti­g verhaftet worden wäre.

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