Augsburger Allgemeine (Land West)
Ärger nach der Party
Feier Am Gablinger Baggersee haben Feierwütige am Wochenende ein Schlachtfeld hinterlassen. Einige von ihnen kamen von der Abschlussklasse der Realschule Neusäß
Am Baggersee in Gablingen ist eine Feier aus dem Ruder gelaufen: Auf der Liegewiese haben Feierwütige ein Schlachtfeld aus Scherben und Müll hinterlassen.
Gablingen Als Hasan Anac am Sonntag das Gelände am Baggersee in Gablingen betritt, wird er wütend. „Es sah aus, als hätte hier eine Bombe eingeschlagen. Überall lagen Tetrapacks und vor allem Scherben. Ich hatte das Gefühl, dass hier mutwillig Flachen zerstört wurden“, sagt er. Es war klar: Am Baggersee in Gablingen ist eine Party aus dem Ruder gelaufen. Anac macht Fotos und postet diese auf Facebook. Die Kommentare überschlagen sich, mehr Bilder werden gepostet. Auf einem ist sogar ein totes Reh zu sehen. So wie Anac wollen viele jetzt wissen, wer für die Verwüstung verantwortlich ist.
Auf einem der Fotos ist ein weißes T-Shirt zu sehen. Aufgedruckt das Motto der Abschlussklasse der Realschule Neusäß. Anscheinend eine Art Abschlussfeier. Direktor Franz Bohn hat sich der Angelegenheit am Montagmorgen persönlich angenommen und mit den betreffenden Klassen gesprochen. Ein Teil der Jugendlichen sei auch tatsächlich von seiner Schule gekommen. Insgesamt hätten an die 300 Menschen am Baggersee gefeiert. „Das kann keiner mehr kontrollieren“, sagt Bohn.
Auch die Gemeinde Gablingen reagiert auf den Vorfall. Schon am Wochenende habe er Anrufe wegen des Abfalls am Baggersee erhalten, erklärt Bürgermeister Karl Hörmann. Das Ausmaß sei ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar gewesen. Er betont, dass die Party nicht bei der Gemeinde angemeldet wurde. Normalerweise müssen größere Veranstaltungen zuvor abgesprochen werden, damit ein Verantwortlicher bekannt ist. Aus den aktuellen Verwüstungen hat die Gemeinde schon am Montag Konsequenzen gezogen. Sofort wurden Mitarbeiter des Bauhofs beauftragt, den Müll zu beseitigen. Außerdem „mussten wir den Sachverhalt an die Polizei melden, da es in einem Rahmen eskaliert ist, den wir nicht hinnehmen können“, sagt der Bürgermeister.
Die Polizeiinspektion Gersthofen ermittelt jetzt in dem Fall. Thomas Klingler, der stellvertretende Dienststellenleiter, kommt zu einer ersten Einschätzung: „Eine Verwüstung in diesem Ausmaß sieht man selten.“Verwunderlich sei, dass in der Nacht auf Samstag keine Meldungen oder Beschwerden bei der Gersthofer Polizei eingegangen sind.
die Familien aus Gablingen kommt die Verwüstung des Baggersees einer kleinen Katastrophe gleich. Der Beitrag von Hasan Anac auf Facebook ruft eine Menge verärgerter Gablinger auf den Plan. Vor allem Eltern wie er selbst haben jetzt Bedenken, dass sie mit ihren Kindern nicht mehr sorgenfrei an den Baggersee gehen können. „So ein abgebrochener Flaschenhals ist scharf wie ein Messer“, sagt Anac. Außerdem könne man sich nicht sicher sein, ob nicht auch im seichten Wasser Scherben versteckt liegen. Auch deshalb machen die Bürger ih- rem Ärger und ihrem Unverständnis auf Facebook Luft. Alle wollen, dass die Verantwortlichen den Müll wegräumen. Mehrere fordern Sozialstunden, andere, dass „hart durchgegriffen“wird. Es fallen Ausdrücke und Beschimpfungen. Einige Kommentare schießen über das Angebrachte hinaus.
Was für Konsequenzen die verantwortlichen Schüler zu befürchten haben, ist noch unklar. Im Gespräch mit Direktor Bohn zeigen sich die Schüler überwiegend einsichtig. Einige hätten schon am Samstagabend versucht, das Chaos wenigstens anFür satzweise zu beseitigen. Bohn erklärt: „Die Schüler wollen bei den Aufräumarbeiten helfen und sich beim Bauhof und der Gemeinde entschuldigen.“Auch deshalb findet der Direktor, dass schulische Disziplinarmaßnahmen über das Ziel hinausschießen. „Wir sind sicherlich nicht die einzige Schule, an der so etwas passiert“, sagt er. Obwohl er noch immer wütend ist, gibt auch Hasan Anac zu: „Wir haben früher auch am Baggersee gefeiert und es sollte auch erlaubt bleiben. Aber so darf es danach nicht aussehen.“Schon am Montagnachmittag sind die Aufräumarbeiten am Baggersee abgeschlossen. Laut Bürgermeister Hörmann beteiligten sich auch einige Freiwillige an der Aktion. Ob es Teilnehmer der Feier waren, ist allerdings nicht sicher.
Auch die Frage, wie das tote Tier an die Partystätte kam, scheint mittlerweile geklärt. Jagdpächter Dietmar Schmaltz vermutet, dass das Reh vor dem Lärm der Feier flüchten wollte und auf der Straße angefahren wurde. „Danach wollte es sich wahrscheinlich zurück an den See schleppen und ist dort gestorben“, sagt er.