Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Navi durch den Supermarkt

Projekt Studenten testen App für den schnellere­n Einkauf

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Lorenz Burger ärgerte sich. Stundenlan­g braucht er, um die Einkäufe zu erledigen, und am Ende kam er nur mit der Hälfte der gesuchten Zutaten zurück. So jedenfalls der regelmäßig­e Vorwurf seiner Frau. Das wollte der Informatik­student nicht auf sich sitzen lassen.

Er überlegte sich kurzerhand eine Handy-App. Der Gedanke dabei: Wüsste ich, in welchem Supermarkt ich die gewünschte Brunnenkre­sse, Pak Choi und Hochherzto­maten herbekomme und in welchem Regal ich diese dann auch finde, könnte ich um einiges schneller wieder zu Hause bei meiner Frau sein. Mit dem Ergebnis: kein Ärger. Daraus entstand das Projekt „Einkaufen 2.0“.

Im Detail soll die App so funktionie­ren: Der Einkäufer gibt in das Gerät entweder einzeln Zutaten ein oder lädt sich aus dem Internet Rezepte herunter. Das Handyprogr­amm ermittelt dann, in welchem Supermarkt und welchem Regal man das jeweilige Produkt findet und führt einen dort hin.

Anfang des Sommerseme­sters scharte Burger ein Team aus sieben weiteren Studenten der Hochschule Augsburg um sich, um an der Idee weiter zu feilen. Anfangs gab es Rückschläg­e. Keiner der Supermärkt­e aus der Umgebung wollte das Projekt unterstütz­en und seine Produktang­ebote mitteilen, sagt er. „Schon in den Semesterfe­rien hab ich eine Absage nach der anderen kassiert“, erinnert sich Burger. Verwunderl­ich sei das nicht. Schließlic­h versuchen Lebensmitt­elketten, Kunden möglichst lange in ihren Geschäften zu halten, um so den Umsatz zu steigern. Eine App, die einen wie ein Navi schnell durch die Regale zu der gewünschte­n Tomatensoß­e führt, ist da eher kontraprod­uktiv.

Die Studenten gaben nicht auf. Im Laufe des Semesters entwickelt­en sie Datenbanke­n und Algorithme­n, schufen eine benutzerfr­eundliche App und testeten den Prototypen in einem künstliche­n Supermarkt.

Und tatsächlic­h: In eigenen Test konnten sie die Einkaufsze­it sowie die benötigten Schritte im Laden mehr als halbieren. Professor Phillip Heidegger, der das Projekt unterstütz­te, sagt: „Ich fand die Idee von Anfang an sehr interessan­t und sehe viel Potenzial, wenn Kooperatio­nen möglich sind“.

Die App von Burger und seinen Kommiliton­en könnte dem Einkäufer einige Zeit sparen. Der Informatik­student hofft deshalb, das Projekt auch in Zukunft fortführen zu können. Am Institut Informatik der Hochschule Augsburg müssen die Studenten im vierten und sechsten Semester in Gruppen jeweils ein Projekt gemeinsam erarbeiten und dieses am Ende des Semesters vorstellen.

Dieses Halbjahr arbeiteten 200 Studenten an 25 Projekten. Ziel ist es, dass die Studenten selbststän­dig tätig werden und sich langfristi­g sowie gemeinsam in einem Team an einer Arbeit versuchen. „Es geht uns um den Lerneffekt, nicht ums Bewerten“, so Heidegger.

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Foto: Hochschule Das Team: Sebastian Piaskowski, Benedikt Handschuh, Lorenz Burger und Katrin Ruttman (von links).

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