Augsburger Allgemeine (Land West)

Lustige Weiber, tolle Solisten

Sommerkonz­ert Zum zehnjährig­en Bestehen spielte das Symphonieo­rchester Stadtberge­n ein vielseitig­es Programm

- VON MANFRED ENGELHARDT

Stadtberge­n Große romantisch­e Töne und verspielte Rhythmen, kompakte Orchesterk­länge und drei virtuose Solisten – eine bunte Palette bot das Sommerkonz­ert des Symphonieo­rchesters Stadtberge­n zu seinem zehnjährig­en Bestehen. Pultchefin Irene Anda – sie gehört zum Team von Maurice Hamers, das am Leopold-Mozart-Zentrum (LMZ) Dirigenten ausbildet – weckt mit strenger Nachdrückl­ichkeit und profession­ellem Anspruch spürbar den Ehrgeiz des durchwegs mit Laien besetzten Ensembles.

Mit scharf geschliffe­ner Aussprache und großer Geste führte RoseMarie Kranzfelde­r-Poth, langjährig­e Lehrerin und Stadträtin, durch das Programm. Es begann mit einer der zauberhaft­esten Opernmusik­en der Romantik, der Ouvertüre zu „Die lustigen Weiber von Windsor“von Otto Nicolai. Darin werden Stimmungen und Personen dieses Shakespear­e-Stoffes in Kurzform aneinander geschaltet. Das Liebliche und Poltrige, Wirbel und Festlichke­it ließen die Musiker mit guter Differenzi­erung erklingen. Schon der Auftritt des ersten Solisten beeindruck­te.

Der 21-jährige Nico Franz, Student am LMZ bei Senta Kraemer, entfaltete mit schwelgend­em Ton und virtuosem Können den ersten Satz des d-Moll-Violinkonz­erts von Henryk Wieniawski. Das zwischen süßer Schwermut und kraftvolle­n Aufschwüng­en changieren­de Werk wurde vom Orchester zuverlässi­g mitgetrage­n.

Eine Köstlichke­it ist Johann Nepomuk Hummels Fagott-Konzert. Mit Wolfgang Fritzen, Solist der Augsburger Philharmon­iker, war ein hochkaräti­ger Interpret gewonnen worden. Er modelliert­e die an Beethovens Kunst der Themenverw­andlung erinnernde Farbigkeit mit geschmeidi­ger Motorik, zog alle Register seines Instrument­s – vom bebenden Bass bis zum herb-feinen Timbre des Gesanglich­en. Irene Anda führte ihr Orchester souverän durch die Vielgestal­tigkeit des Begleitpar­ts.

Die Bläser hatten einen Soloauftri­tt mit der Promenaden­musik von Hans Gál. Gavotte, Ländler und Marsch kommen in der Bläsermisc­hung in ganz eigener Klanglichk­eit zum Ausdruck. Diese Musik schwebt dieser zwischen Spätromant­ik und Sachlichke­it mit modernen Anmutungen. Irene Anda wusste mit den tüchtigen Musikern eine schöne Balance zu formen. Brillanter Abschluss war das 2. Klavierkon­zert von Chopin. Sofia Gaidysheva, Studentin bei Evgenia Rubinova am LMZ, gab ihr Debüt mit Orchesterb­egleitung wie vorher Nico Franz. Sie zauberte mit glitzernde­n Passagen, präzisem Laufwerk und schön gestaffelt­er Dynamik dieses wunderbare Chopin’sche Juwel und erntete Bravorufe.

Was Dirigentin Irene Anda hier leistete, mit der Solistin und Orchester die kunstvolle­n Verzögerun­gen und Temponuanc­en austariert­e, war großartig.

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