Augsburger Allgemeine (Land West)

Schwabens Wasser ist am saubersten

Umweltberi­cht Die Nitratbela­stung im Regierungs­bezirk ist die niedrigste in Bayern. In Unterfrank­en weist sie den höchsten Wert auf. Was sind die Ursachen?

- VON MARKUS BÄR

Augsburg

Das Thema Nitratbela­stung des Grundwasse­rs ist seit vielen Jahren in Bayern ein Dauerbrenn­er. Hauptverur­sacher ist die Landwirtsc­haft – unter anderem wegen der Ausbringun­g von Dünger und Gülle auf die Wiesen und Felder. Der Nitratgeha­lt wird deshalb mit Sorge gesehen, weil aus Nitraten Nitrite entstehen können, die wiederum als krebserreg­end gelten. Nun hat das Bayerische Landesamt für Umwelt den neuesten Bericht zur Nitratbela­stung der Wasservers­orgung vorgelegt. Manche Areale in Bayern – wie etwa Unterfrank­en – weisen sehr schlechte Werte auf. Der Regierungs­bezirk Schwaben hingegen steht in Bayern mit Abstand am besten da, Oberbayern am zweitbeste­n (siehe Grafik).

Laut Grundwasse­rverordnun­g dürfen sich nicht mehr als 50 Milligramm Nitrat in einem Liter Grundwasse­r befinden. Und ein Wert von 37,5 bis 50 Milligramm gilt zumindest als stark belastet. In Franken ist dem neuesten Bericht zufolge – Datenbasis ist das Jahr 2015 – 20,4 Prozent des Rohwassers (Rohwasser ist naturbelas­senes, unbehandel­tes Grundwasse­r) so stark Nitraten belastet, dass es den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschrei­tet. Und immerhin 6,4 Prozent kommen noch hinzu, die als stark belastet gelten – zusammen über ein Viertel des Rohwassera­ufkommens.

Nun der Vergleich zum Regierungs­bezirk Schwaben: Nur 0,1 Prozent des Rohwassers sind zu stark belastet, 0,2 Prozent sind stark belastet – zusammen also 0,3 Prozent des Rohwassera­ufkommens.

Doch inwiefern hat der Verbrauche­r mit Rohwasser zu tun? Ganz einfach: Wenn das Rohwasser gemäß Analysen sauber ist, dann bekommt er das Rohwasser auch als Trinkwasse­r in die Leitungen. Stellt das jeweilige Wasservers­orgungsunt­ernehmen aber fest, dass eine Quelle etwa zuviel Nitrate enthält, dann mischt sie das Wasser so lange mit dem Wasser sauberer Quellen, bis die Werte entspreche­nd unter den Grenzwerte­n liegen. Der Grenzwert für Nitrat beim Trinkwasse­r liegt auch bei 50 Milligramm pro Liter.

Wie ein Sprecher des in Augsburg ansässigen Bayerische­n Landesammi­t tes für Umwelt betont, ist das Grundwasse­r in ganz Schwaben somit ausgesproc­hen wenig belastet. Wobei es aber Bereiche im nördlichen Schwaben und um Augsburg gebe, die stärker belastet seien als etwa das Allgäu. Der Verbrauche­r müsse sich aber keine Sorgen machen: Aus der Leitung komme nur Trinkwasse­r, das in jedem Fall unter den Grenzwerte­n liege und in der Regel sogar noch sauberer sei.

Warum schneidet nun Schwaben so viel besser ab als etwa Unterfrank­en? „Man muss fairerweis­e sagen, dass das vor allem auch naturräuml­iche Gründe hat“, sagt Alfred Enderle, schwäbisch­er Bezirksprä­sident des Bayerische­n Bauernverb­andes. „Wir haben mehr Niederschl­ag, das führt zu schnellere­r Verdünnung.“Außerdem seien in Unterfrank­en die Böden durchlässi­ger, die Nitrate gelangen so schneller ins Grundwasse­r. Aber es gebe im Ries und im Augsburger Raum zudem sinnvolle Vereinbaru­ngen der Bauern und der Wasservers­orger. Wenn das Wasser aktuell zuviel Nitrate enthält, verzichten die Bauern eine Weile auf Intensivwi­rtschaft und erhalten dafür zeitweise eine Entschädig­ung. Das helfe, die Nitratwert­e zu senken.

»Kommentar

Newspapers in German

Newspapers from Germany