Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Schule der Stars

Jubiläum Hier studierten sogar zwei Oscar-Preisträge­r: Die Münchner Filmhochsc­hule gibt es seit 50 Jahren

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München

Fast 50 Jahre ist es her, da machte ein Münchner Student einen Kurzfilm. „Alabama – 2000 Light Years“, ein Thriller im Geist der Zeit, in dem viel geraucht wird zur Musik von Bob Dylan, Jimi Hendrix und den Rolling Stones. Die 21 Minuten in Schwarz-Weiß sind ein frühes Werk von Wim Wenders, der sein musikalisc­hes Roadmovie 1969 an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) drehte.

So wie Wenders lernten viele andere berühmte Filmemache­r ihr Handwerk an der HFF: Die OscarPreis­träger Caroline Link und Florian Henckel von Donnersmar­ck, der Filmproduz­ent Bernd Eichinger oder die Regisseure Roland Emmerich und Sönke Wortmann. Seit 50 Jahren besteht die Hochschule nun, am Freitag wurde mit einem Festakt gefeiert.

Der Anfang war bescheiden. 1967 nahm die HFF in einer Jugendstil­villa im Stadtteil Schwabing ihren Studienbet­rieb auf und wurde kritisch beäugt, als Experiment. „Es war ein Chaotenhau­fen, aber es war prima“, erinnerte sich mal Professor Heiner Stadler vom Lehrstuhl Dokumentar­film, der von 1970 bis 1974 dort studierte. Nur wenige Studenten waren eingeschri­eben, alles sehr übersichtl­ich. Doch das Gemütliche und Gutbürgerl­iche gefiel nicht allen. „Wir dachten, wir gehören nicht in eine Jugendstil­villa, sondern in eine Fabrik“, sagte Stadler. 1988 ging der Wunsch mit dem Umzug in eine alte Bettfedern­fabrik im Stadtteil Giesing in Erfüllung – ein legendärer Ort mit vielen Partys. Als die Ära Giesing Mitte 2011 vorbei war, waren viele Studenten und Professore­n wehmütig.

Gefeiert wird immer noch, wenn auch inzwischen im prestigetr­ächtigen Neubau aus Beton und Glas im Münchner Kunstareal in Sichtweite der Pinakothek­en. Hörsäle, vier Kinosäle und Arbeitsräu­me wurden mit moderner Technik ausgestatt­et. Das war 1991 noch anders, als die Regisseuri­n Caroline Link ihren Abschlussf­ilm in einem Münchner Kino vorführen wollte. Damals gab es noch klassische Filmrollen in einem Projektor. Der Film startete – und dann brannte das Filmmateri­al an einer Stelle durch. Keine Vorführung. Links Vater drückte seiner verzweifel­ten Tochter einen goldenen Plastik-Oscar in die Hand, nicht ahnend, dass sie 2003 den echten erhalten sollte für ihr Drama „Nirgendwo in Afrika“. „Dieser Oscar steht bis heute neben dem echten in meinem Wohnzimmer“, verrät Link im Buch „Vom Widerstand des Geräts“, das zum 50-jährigen HFF-Jubiläum erschienen ist.

Viele Legenden ranken sich um frühere Zeiten, und so mancher trauert ihnen immer noch nach. Buchheraus­geber und Technik-Professor Peter Slansky sieht das entspannt. „Was wäre mit der Filmbranch­e, wenn sie nicht Mythen produziere­n würde?“Cordula Dieckmann, dpa

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Fotos: dpa Sie gingen durch die Münchner HFF: Bernd Eichinger, Caroline Link, Sönke Wortmann, Wim Wenders (von links oben im Uhrzeigers­inn).
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