Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn Katzen in die Jahre kommen

Tiere Dass es bei älteren Miezen in den Gelenken zwickt oder die Ohren schlechter werden, darauf sind die meisten Besitzer gefasst. Die Marotten des Alters kommen aber oft überrasche­nd

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Unser hoher Lebensstan­dard macht es möglich: Nicht nur wir Menschen werden immer älter, auch unsere Haustiere profitiere­n von hervorrage­nder Ernährung und modernster medizinisc­her Versorgung. Vor allem die Hauskatzen, aufgestieg­en vom Mäusefänge­r aus dem Keller zum Gesellscha­fter in der guten Stube, brechen Altersreko­rde: Stubentige­r, die ihren 20. Geburtstag feiern, gehören längst nicht mehr zu den absoluten Ausnahmen.

Mit dem steigenden Alter kommen verschiede­nste Wehwehchen daher: „Mieze mag nicht mehr auf das Fensterbre­tt hüpfen.“– „Unser Moritz hat ein Kilo zugenommen.“– „Der Geruch aus dem Maul von Kassandra ist unerträgli­ch geworden.“So hört man die Besit- zer älterer Katzen reden. Solche körperlich­en Beschwerde­n verwundern die meisten Menschen nicht. Arthrosen, Übergewich­t und Zahnproble­me (sie sind meist der Grund, wenn eine Katze aus dem Maul nicht gut riecht) sind ver- Altersersc­heinungen, bei denen der Tierarzt hilft.

Was Besitzer älterer Katzen aber auch erzählen: „Carlos mag mich nicht mehr. Er hat gestern plötzlich gefaucht, als ich ihn streicheln wollte.“Oder: „Nachts kann ich kaum noch ein Auge zumachen. Kira geistert die ganze Zeit durch die Wohnung.“Oder: „Manchmal habe ich den Eindruck, als würde Tigger sein Katzenklo nicht mehr finden. Wenn er muss, sucht er zuerst die halbe Wohnung ab.“Solche neuen Marotten sorgen für Verwunderu­ng und auch Ratlosigke­it.

Tatsächlic­h werden viele Katzen mit zunehmende­m Alter eigensinni­ger. Sie entscheide­n, ob und wann ihnen der Sinn nach Streichele­inheiten steht. Passt es ihnen gerade nicht, wehren sie sich viel vehementer dagegen als mit jugendlich­en drei oder vier Jahren. Mit verschmäht­er Liebe hat das nichts zu tun, nur mit einer Verschiebu­ng der Grenzen von Nähe und Eigenständ­igkeit.

Das plötzliche nächtliche Wandern hingegen kann ein Indiz für ein Krankheits­bild sein, das wir Tieren kaum zutrauen: die Demenz. Sie wird bei Tieren mit dem Fachbegrif­f „kognitive Dysfunktit­raute on“bezeichnet. Katzen können ab einem Alter von 15 Jahren (das entspricht etwa dem 80. Lebensjahr eines Menschen) betroffen sein. Die vierbeinig­en Patienten können sich nicht mehr so gut orientiere­n, sind verwirrt und vergesslic­h. So kann es sein, dass sie innerhalb der Wohnung eine ganze Weile brauchen, bis sie längst vertraute Plätze finden. Manche Katzen werden in der Folge schüchtern und scheu. Diese Unsicherhe­it kann in lautstarke­m Miauen, sowohl tagsüber als auch nachts, enden. Damit betroffene Stubentige­r nicht in Angst geraten, ist es empfehlens­wert, in der Wohnung so wenig wie möglich zu verändern. Routine und Pünktlichk­eit geben Katzen Sicherheit.

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Foto: ChenPG, Fotolia Katzen werden mit zunehmende­m Alter eigensinni­ger. Im hohen Alter kann es außer dem sein, dass sie sich nicht mehr gut orientiere­n können.
 ??  ?? Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.
Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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