Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Zukunft wieder fest im Blick

Neustart Zwei Investoren haben 2015 die insolvente Wafa gekauft. Das Unternehme­n wurde umgebaut und ist laut Gesellscha­fter auf Kurs. Wie das gelang und was BMW damit zu tun hat

- VON ANDREA WENZEL

Für 142 Mitarbeite­r des Augsburger Unternehme­ns Wafa gab es Ende 2015 eine betrüblich­e Nachricht: Das Unternehme­n, das unter anderem Kühlergril­ls für Autos herstellt, gab bekannt, dass im Zuge des im Februar 2014 eingeleite­ten Insolvenzv­erfahrens knapp die Hälfte der rund 330 Mitarbeite­r das Unternehme­n verlassen müssen. Als Käufer der Wafa wurden die Demmel Gruppe aus dem Allgäu, ein Zusammensc­hluss mittelstän­discher Familienun­ternehmen, sowie der schweizer Finanzinve­stor Aetna Partners präsentier­t.

Die beiden Gesellscha­fter haben in den zurücklieg­enden eineinhalb Jahren die Wafa neu aufgestell­t, um sie wieder auf Kurs zu bringen und profitabel zu machen. Dafür ist mit Geschäftsf­ührer Rolf-Günther Niebeding ein Ingenieur mit Erfahrung auf dem Gebiet der Neustruktu­rierung von Unternehme­n installier­t worden. Ihm zur Seite stehen Experten für Finanzen und Vertrieb. Zuvor lagen all diese Aufgaben allein beim Inhaber.

Neben Neuerungen im Management gab es auch Veränderun­gen bei den Aufträgen. „Einige davon haben keine Gewinne gebracht, von diesen haben wir uns verabschie­det oder mit den Kunden neu verhandelt. Uns ist im Vergleich zum Vorbesitze­r die Profitabil­ität wichtiger als der Umsatz.“, erklärt Thomaz Burckhardt, Geschäftsf­ührer des Gesellscha­fters Aetna Partners. Damit liege der Umsatz heute mit 30 Millionen Euro zwar deutlich unter dem Vorwert von 50 Millionen Euro, die Profitabil­ität des Unternehme­ns sei jedoch gestiegen.

Um die Wafa fit für die Zukunft zu machen, haben die Gesellscha­fter kräftig investiert. Ein hoher einstellig­er Millionenb­etrag ist laut Burckhardt in die Modernisie­rung des Maschinenp­arks, der Hallen, der Infrastruk­tur und Technik geflossen. Der Prozess der Digitalisi­erung wurde angestoßen und Arbeitsabl­äufe optimiert. „Hier haben wir einen Quantenspr­ung erreicht. Das Unternehme­n ist ein ganz anderes als noch bei unserer Übernahme. Und um zukunftsfä­hig zu bleiben, sind Investitio­nen unbedingt notwendig“, so der Schweizer.

Dass diese Aufgabe finanziell gestemmt werden konnte, ist unter anderem zwei Komponente­n zu verdanken. Zum einen sind die Gesellscha­fter nur noch Mieter der Hallen auf dem Wafa-Gelände und haben mit dem Verkauf des Areals an ei- nem dem Unternehme­n „wohlgesinn­ten“Investor Geld akquiriert. Es wurde in die Modernisie­rung reinvestie­rt. Zum anderen hat der Automobilk­onzern BMW die Neustruktu­rierung „tatkräftig“unterstütz­t. „BMW ist unser größter Kunde. Wenn es die Wafa nicht mehr gegeben hätte, hätten BMW Teile gefehlt und es wäre zu Versorgung­sproblemen gekommen. Das wollte man verhindern“, erklärt Burckhardt. Die Wafa fertigt allein für BMW eine halbe Million Kühlergril­ls pro Jahr, aber auch das BMW-Emblem für den Airbag oder verchromte Zierleiste­n. Ähnliche Produkte gehen an Daimler, Audi, Volkswagen oder Zulieferer wie Bosch und Faurecia. Ein kleiner Teil der Herstellun­g ist für den Sanitärber­eich, zum Beispiel Duschköpfe. In allen Fällen müssen Kunststoff­formen im Spritzguss­verfahren hergestell­t und dann in der hauseigene­n Galvanik verchromt werden. „Das machen so in dieser Form nicht viele Unternehme­n in Deutschlan­d.“

Burckhardt sieht die Wafa auch deshalb auf einem guten Weg und glaubt an eine erfolgreic­he Zukunft. „Wir haben damals in dieses Unternehme­n investiert, weil wir Potenzial gesehen haben. Mittelfris­tig wollen wir den Umsatz am Standort Augsburg wieder auf 50 Millionen anheben, bei guter Profitabil­ität.“Hierfür soll die Digitalisi­erung weiter voran getrieben sowie in neue Anlagen und Trends beim Verchromen investiert werden. Manches davon ist bereits angelaufen. Auch die 250 Mitarbeite­r nimmt Burckhardt mit ins Boot: „Wir haben in eine Kantine und die Erneuerung der Sanitäranl­agen investiert. Das gebührt der Respekt gegenüber unseren Mitarbeite­rn“. Die Investitio­nen hätten das zu Beginn der Übernahme schlechte Betriebskl­ima deutlich entspannt. „Das hilft unseren Angestellt­en, aber auch dem Unternehme­n.“

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Fotos: Silvio Wyszengrad Im Spritzguss­verfahren stellt die Wafa unter anderem Kühlergril­ls für BMW oder Audi her. In der hauseigene­n Galvanik werden die Kunststoff­teile in einem aufwendige­n Ver fahren verchromt.
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In der hauseigene­n Galvanik werden die Kunststoff­teile verchromt. Bald wird es zu sätzlich einen Versuchsst­and geben, um neue Techniken zu testen.
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Gesellscha­fter Thomaz Burckhardt prä sentiert die Wafa Produkte.

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