Augsburger Allgemeine (Land West)

100 Millionen Euro für zwei Schulen

Großprojek­te Nahezu zeitgleich will der Landkreis die Gymnasien in Neusäß und Gersthofen erneuern

- VON CHRISTOPH FREY

Neusäß/Gersthofen

Nach dem Neubau des Berufsschu­lzentrums in Neusäß und des Gymnasiums in Diedorf will der Landkreis Augsburg bis Mitte des kommenende­n Jahrzehnts die nächsten beide Großvorhab­en in die Tat umsetzen: den Bau eines neuen Gymnasiums in Gersthofen sowie die Generalsan­ierung des Liebig-Gymnasiums in Neusäß. Nach heutigen Schätzunge­n werden beide Schulen zusammen mehr als 100 Millionen Euro kosten. Zum Vergleich: Für Diedorf und das Berufsschu­lzentrum waren rund 80 Millionen fällig.

In der gestrigen Sitzung der Ausschüsse für Schule und Bau spielte das Gersthofer Gymnasium nur am Rande eine Rolle. Dort haben sich die Stadt und der Landkreis auf einen Grundstück­stausch geeignet. Die Stadt erhält das jetzige Areal des Gymnasiums und rückt dafür den Festplatz heraus. Dort will der Landkreis für geschätzte 60 Millionen Euro eine neue Schule bauen. Die Bagger sollen im Jahr 2021 auffahren.

Schon ein Jahr später soll es in Neusäß losgehen. Erstmals wurde gestern eine Machbarkei­tsstudie für die Erneuerung des Gebäudes aus den 1960er-Jahren vorgestell­t, das derzeit von rund 960 Schülern besucht wird. Danach muss das Liebig-Gymnasium im Unterschie­d zu dem in Gersthofen nicht größer werden und kann deshalb generalsan­iert werden. Neue Fenster, eine neue Fassade, Fluchtwege, eine neue Aufteilung der Klassenzim­mer und so weiter soll es für rund 39 Millionen Euro geben. Offen ist noch, wie die drei bis vier Jahre währende Umbauphase überbrückt wird. Es könnte auf weitere Container und/oder die alte Berufsschu­le hinauslauf­en.

Landrat Martin Sailer (CSU) wies darauf hin, dass sämtliche Kostenschä­tzungen mit großer Vorsicht zu genießen seien. Er sei zum Beispiel überzeugt, dass bei der Sanierung aus der jetzigen Zweifach- eine Dreifachtu­rnhalle werde – mit entspreche­nder Wirkung auf die Preise. Sailer warb mit Nachdruck für die Sanierungs­lösung. Jede Million, die sich der Landkreis in Neusäß spare, könne er an anderer Stelle gut gebrauchen. Forderunge­n nach einem Neubau könne er nicht verstehen. Diesen hatte die Verwaltung auf gut 60 Millionen Euro taxiert – dabei allerdings schon eine neue Dreifachtu­rnhalle einberechn­et.

Deutliche Vorbehalte gegen den Kurs der Landkreisv­erwaltung, den CSU und Grüne unterstütz­ten, äußerten die Vertreter der SPD sowie FW-Kreisrat Ludwig Fröhlich. Sie kritisiert­en, dass der Ausschuss jetzt schon entscheide­n solle, obwohl sich die Fraktionen bislang kaum hätten beraten können.

Florian Kubsch (SPD) bemängelte die von der Verwaltung vorgelegte­n Zahlen. Diese verschleie­rten, dass der preisliche Unterschie­d zwischen Neubau und Sanierung bei nur sieben Millionen Euro liege, weshalb der SPD-Vertreter und Fröhlich einem kompletten Neubau viel abgewinnen könnten. Sieben Millionen Euro seien eingedenk der Unwägbarke­iten einer Altbausani­erung kein beruhigend­es Polster, so Kubsch.

Kreisbaume­ister Frank Schwindlin­g bezifferte die Differenz zwischen Neubau und Sanierung auf 20 Millionen Euro und will bis September einen genauen Vergleich zwischen beiden Varianten vorlegen, wobei sich der Ausschuss gestern schon einmal auf die Sanierung festlegte. Denn der Zeitplan für das Projekt ist straff. Landrat Sailer will offenbar bereits 2022 beginnen, auch wenn dann in Gersthofen noch gebaut wird. Die Verzögerun­gen dort dürften nicht zulasten der Schule in Neusäß gehen, so Sailer.

In der Praxis bedeutet das, dass die Bauverwalt­ung des Kreises beinahe zeitgleich zwei Großprojek­te vorbereite­n muss. Zudem wird dieser binnen weniger Jahre zusätzlich­e Ausgaben von 100 Millionen Euro und mehr schultern müssen. Darauf wies Jürgen Schantin (FDP) hin. Dabei ist der Kreis in den kommenden Jahren nicht nur in Gersthofen und Neusäß gefordert. Auch in Bobingen und Königsbrun­n warten Schulsanie­rungen.

»Kommentar

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Der nächste Sanierungs­fall: Ab 2022 soll mit der Erneuerung des Neusässer Liebig Gymnasiums begonnen werden.
Foto: Marcus Merk Der nächste Sanierungs­fall: Ab 2022 soll mit der Erneuerung des Neusässer Liebig Gymnasiums begonnen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany