Augsburger Allgemeine (Land West)
100 Millionen Euro für zwei Schulen
Großprojekte Nahezu zeitgleich will der Landkreis die Gymnasien in Neusäß und Gersthofen erneuern
Neusäß/Gersthofen
Nach dem Neubau des Berufsschulzentrums in Neusäß und des Gymnasiums in Diedorf will der Landkreis Augsburg bis Mitte des kommenenden Jahrzehnts die nächsten beide Großvorhaben in die Tat umsetzen: den Bau eines neuen Gymnasiums in Gersthofen sowie die Generalsanierung des Liebig-Gymnasiums in Neusäß. Nach heutigen Schätzungen werden beide Schulen zusammen mehr als 100 Millionen Euro kosten. Zum Vergleich: Für Diedorf und das Berufsschulzentrum waren rund 80 Millionen fällig.
In der gestrigen Sitzung der Ausschüsse für Schule und Bau spielte das Gersthofer Gymnasium nur am Rande eine Rolle. Dort haben sich die Stadt und der Landkreis auf einen Grundstückstausch geeignet. Die Stadt erhält das jetzige Areal des Gymnasiums und rückt dafür den Festplatz heraus. Dort will der Landkreis für geschätzte 60 Millionen Euro eine neue Schule bauen. Die Bagger sollen im Jahr 2021 auffahren.
Schon ein Jahr später soll es in Neusäß losgehen. Erstmals wurde gestern eine Machbarkeitsstudie für die Erneuerung des Gebäudes aus den 1960er-Jahren vorgestellt, das derzeit von rund 960 Schülern besucht wird. Danach muss das Liebig-Gymnasium im Unterschied zu dem in Gersthofen nicht größer werden und kann deshalb generalsaniert werden. Neue Fenster, eine neue Fassade, Fluchtwege, eine neue Aufteilung der Klassenzimmer und so weiter soll es für rund 39 Millionen Euro geben. Offen ist noch, wie die drei bis vier Jahre währende Umbauphase überbrückt wird. Es könnte auf weitere Container und/oder die alte Berufsschule hinauslaufen.
Landrat Martin Sailer (CSU) wies darauf hin, dass sämtliche Kostenschätzungen mit großer Vorsicht zu genießen seien. Er sei zum Beispiel überzeugt, dass bei der Sanierung aus der jetzigen Zweifach- eine Dreifachturnhalle werde – mit entsprechender Wirkung auf die Preise. Sailer warb mit Nachdruck für die Sanierungslösung. Jede Million, die sich der Landkreis in Neusäß spare, könne er an anderer Stelle gut gebrauchen. Forderungen nach einem Neubau könne er nicht verstehen. Diesen hatte die Verwaltung auf gut 60 Millionen Euro taxiert – dabei allerdings schon eine neue Dreifachturnhalle einberechnet.
Deutliche Vorbehalte gegen den Kurs der Landkreisverwaltung, den CSU und Grüne unterstützten, äußerten die Vertreter der SPD sowie FW-Kreisrat Ludwig Fröhlich. Sie kritisierten, dass der Ausschuss jetzt schon entscheiden solle, obwohl sich die Fraktionen bislang kaum hätten beraten können.
Florian Kubsch (SPD) bemängelte die von der Verwaltung vorgelegten Zahlen. Diese verschleierten, dass der preisliche Unterschied zwischen Neubau und Sanierung bei nur sieben Millionen Euro liege, weshalb der SPD-Vertreter und Fröhlich einem kompletten Neubau viel abgewinnen könnten. Sieben Millionen Euro seien eingedenk der Unwägbarkeiten einer Altbausanierung kein beruhigendes Polster, so Kubsch.
Kreisbaumeister Frank Schwindling bezifferte die Differenz zwischen Neubau und Sanierung auf 20 Millionen Euro und will bis September einen genauen Vergleich zwischen beiden Varianten vorlegen, wobei sich der Ausschuss gestern schon einmal auf die Sanierung festlegte. Denn der Zeitplan für das Projekt ist straff. Landrat Sailer will offenbar bereits 2022 beginnen, auch wenn dann in Gersthofen noch gebaut wird. Die Verzögerungen dort dürften nicht zulasten der Schule in Neusäß gehen, so Sailer.
In der Praxis bedeutet das, dass die Bauverwaltung des Kreises beinahe zeitgleich zwei Großprojekte vorbereiten muss. Zudem wird dieser binnen weniger Jahre zusätzliche Ausgaben von 100 Millionen Euro und mehr schultern müssen. Darauf wies Jürgen Schantin (FDP) hin. Dabei ist der Kreis in den kommenden Jahren nicht nur in Gersthofen und Neusäß gefordert. Auch in Bobingen und Königsbrunn warten Schulsanierungen.
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