Augsburger Allgemeine (Land West)

Erzählung einer jahrelange­n Flucht

Aktion Gersthofer Gymnasiast­en organisier­en ein Gespräch mit dem afghanisch­en Flüchtling Hafiz Rezai

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Gersthofen

Eine ganz besondere Idee hatten zwei Schüler der 9. Klasse des Paul-Klee-Gymnasiums in Gersthofen: Im Rahmen des JahresSchw­erpunktes „Demokratie­erziehung“luden sie den afghanisch­en Flüchtling Hafiz Rezai zum persönlich­en Gespräch in ihre Schule ein. Nina Berger und Maximilian Krahé wollten damit ein Zeichen setzen – gegen pauschale Verurteilu­ng von Flüchtling­en. „Man muss immer genau hinschauen, jeder Mensch hat ein anderes Schicksal“, beschreibt Nina Berger ihre Motivation, zu der sie auch die Schulleitu­ng und den Klassenlei­ter gewinnen konnte.

Der ausgebilde­te Lederschne­ider Hafiz Rezai lebt mit seiner Familie und den drei Kindern seit fast zwei Jahren in Deutschlan­d und schilderte in sehr gutem Deutsch eindrucksv­oll seine Flucht aus Afghanista­n. Mehr als drei Jahre dauerte der lange Weg vom Verlassen der Heimat 2012 bis zur eigenen Wohnung in Meitingen.

Über den Iran floh die Familie in die Türkei, nach Griechenla­nd, Mazedonien, Serbien, Ungarn, Österreich und schließlic­h weiter bis nach München im Juli 2015. Sämtliche Ersparniss­e – fast 4000 Euro – wurden für Transportm­ittel und Schlepper bezahlt, einen Monat war die Familie auch zu Fuß unterwegs. Mehrmals bangte die Familie ums Überleben. „Das wünsche ich keinem Menschen“, kommentier­te der 37-Jährige den Bericht seiner Flucht.

Angekommen sind alle mittlerwei­le sehr gut, das dritte Kind der Familie wurde bereits in Deutschlan­d geboren. Hafiz Rezai ist Mitglied der Freiwillig­en Feuerwehr Meitingen, träumt von einer eigenen Taekwondo-Schule und möchte gerne als Deutschleh­rer für Immigrante­n arbeiten.

„Der Krieg hat Afghanista­n kaputtgema­cht“, meinte er. „Hier in Deutschlan­d möchte ich mit meiner Familie in Frieden leben und eine Zukunft aufbauen. Dafür werden wir arbeiten.“Mit großem Interesse lauschten die Schüler dem Vortrag, der außerdem durch Musik und Fotos noch eindrucksv­oll unterstütz­t wurde.

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Foto: Iris Steiner Auf Einladung von Nina Berger und Ma ximilian Krahé berichtete Hafiz Rezai (Mitte) im Gymnasium von seiner Flucht aus Afghanista­n.

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