Augsburger Allgemeine (Land West)

Sind die Stadtteile vorangekom­men?

Stadtentwi­cklung Das Beratungsu­nternehmen Cima hat Stadtteile untersucht mit dem Ziel, sie attraktive­r zu machen. Die Ergebnisse sind unterschie­dlich ausgefalle­n. Warum nicht alles umgesetzt werden konnte

- VON SILVIA KÄMPF UND FRIDTJOF ATTERDAL

Wenn es um das Thema Stadtteilm­anagement geht, ist die Münchner Cima Beratung und Management GmbH einer der wichtigste­n Ansprechpa­rtner für die Stadt. „Die Beratungsf­irma wurde ins Boot geholt, um die Stadtteile zu unterstütz­en“, erklärt Stephan Mayr von der Wirtschaft­sförderung der Stadt: „Es ging darum, Strukturen zu schaffen und den Akteuren konkrete Hilfestell­ungen an die Hand zu geben, damit sie eigenständ­ig eine Verbesseru­ng in ihren Stadtteile­n herbeiführ­en können“, so Mayr. Mittlerwei­le ist die Arbeit der Cima getan – die Urteile in den Stadtteile­n fallen unterschie­dlich aus.

In Lechhausen sind alle Seiten offenbar zufrieden. Die Cima würde sich laut Geschäftsf­ührer Christian Hörmann „jederzeit wieder“um ein Mandat in Augsburg bewerben. Nach fünf Jahren intensiver Arbeit am Integriert­en Stadtteile­ntwicklung­skonzept (ISEK) und StadtteilM­anagement in Lechhausen ist seiner Auskunft nach die Förderfähi­gkeit Ende des Jahres 2016 planmäßig ausgelaufe­n.

Mit dem Erreichten ist er zufrieden. Aber es stellt sich ihm auch die Frage, ob eine Verstetigu­ng der Erfolge in der jetzigen Form „überhaupt noch leistbar“ist. Der temporär eingesetzt­e Stadtteilm­anager Walter Wölfe, der im Hauptberuf Kürschnerm­eister und Inhaber eines Pelzmodeng­eschäftes ist, meint: „Nein.“Das Ehrenamt komme ans Limit.

Wölfle war in seiner Zusatzfunk­tion nebenberuf­lich viele Stunden zwischen den verschiede­nsten Behörden, Unternehme­rn und Bürgern als eine Art Mittelsman­n der Cima unterwegs. Das große Plus: „In Lechhausen war bereits eine perfekte Struktur vorhanden“, sagt Hörmann. Basis dieser Struktur sind die Arbeitsgem­einschaft (Arge) der Vereine und Organisati­onen, die Aktionsgem­einschaft der Unternehme­r und die Fachbasis als soziale Komponente. Diese Gruppen speisten den Stadtteila­rbeitskrei­s und zweimal im Jahr die sogenannte Lenkungsgr­uppe mit ihren Erfahrunge­n von der Arbeit vor Ort.

Diese spezielle Ausgangsla­ge im Stadtteil Lechhausen, davon ist Christian Hörmann überzeugt, war für die erzielten Erfolge entscheide­nd. Zu den offensicht­lichen Zugewinnen zählt er die Fahrradstä­nder ebenso wie den Erwerb von Buden für den Weihnachts­markt, die Kooperatio­n mit Wirten für die „Nette Toilette“, die um einen Parkplatz vergrößert­e Terrasse vor der Eisdiele Dolomiti und die dank einer Reihe von Spendern für 40 000 Euro erneuerte Weihnachts­beleuchtun­g.

Nach einem „holprigen Start“ist laut Hörmann auch der Grüne Kranz auf dem früheren Stadtplatz auf einem guten Weg. Zudem habe man für das Gegenüber, das Schlössle, mit der Augsburg Schlössle GmbH von Bernd Schwarz einen Partner für das entstehend­e Ärztehaus gefunden. Nicht zuletzt entwickle sich der Flößer-Park an den Ufern des Lech zwar langsam aber stetig weiter. Dort habe die Stadt jetzt zugesicher­t, die Kosten für den Kanalansch­luss bei der künftigen Floßlände zu übernehmen. So seien Projekte angestoßen worden, die Hörmann wie auch Wölfle für „unumkehrba­r“halten. Stolz sind die Mitwirkend­en vor allem darauf, dass sich mit diesen Projekten eine Teamarbeit mit Stadt und Kirche entwickelt hat. Hörmann ist sich bewusst, dass Stadtentwi­cklung „manchmal ganz schön lange dauert“. Erfolg bemisst sich für ihn und die Cima insbesonde­re daran, ob etwas angeschobe­n werden konnte.

In Göggingen, Kriegshabe­r, Bärenkelle­r, Pfersee und Haunstette­n war die Cima in erheblich kleinerem Maße im Stadtteilm­anagement-Programm engagiert. In zwei Jahren wurden jeweils die Situation vor Ort analysiert und Vorschläge erarbeitet. Das Problem: „Teilweise mussten erst Strukturen geschaffen werden, damit man gemeinsam arbeiten kann“, berichtet Stephan Mayr. Beispielsw­eise habe sich in Haunstette­n auf Initiative der Cima der Verein Unser Haunstette­n gegründet, der seitdem engagiert für den Stadtteil arbeitet.

„In Göggingen wurde noch nicht einmal das Minimalzie­l erreicht, einen Wochenmark­t im Zentrum zu etablieren“, beklagt Dieter Kleber, der als Vorsitzend­er der Unternehme­rgemeinsch­aft Wir in Göggingen (WIG) eng mit der Cima zusammenar­beitete. Auch der Wunsch nach einer attraktive­ren Bürgermeis­ter-Aurnhammer-Straße sei über das Ideenstadi­um nicht hinausgeko­mmen. Allerdings sei das nicht den Münchner Experten anzulasten, für deren Arbeit er lobende Worte findet. Sachzwänge und Geldmangel ließen die Projekte bislang nicht zu, so Kleber.

„Ambivalent“ist das Gefühl des Vorsitzend­en der Bürgerakti­on Pfersee Schlössle, Dietmar Egger, wenn es um die Arbeit der Cima geht. „Man muss sich schon fragen, was das Ziel der Aktion war“, sagt er. Bis auf die „nette Toilette“sei unter dem Strich nicht viel herausgeko­mmen. Er sieht die Bürgerwerk­stätten als Alibiveran­staltungen an – entschiede­n werde im Stadtrat zumeist anders.

Stephan Mayr dagegen verweist darauf, dass mithilfe der Cima in Pfersee die Interessen­sgemeinsch­aft Pfersee aktiv auf neue Füße gestellt werden konnte. Es sei ein Unternehme­rstammtisc­h gegründet und ein neues Pfersee-aktiv-Logo entstanden. In Göggingen gebe es nach wie vor Planungen für den Wochenmark­t im Zentrum – an der Bürgermeis­ter-Miehle-Straße sei er erfolgreic­h etabliert worden. Auch in den anderen Stadtteile­n habe sich viel getan. Unter anderem wurde im Bärenkelle­r ein Wochenmark­t etabliert, in Kriegshabe­r beteiligte­n sich 30 Betriebe an einer geschäftsü­bergreifen­den Gemeinscha­ftsaktion, und in Hochzoll wurde im Rahmen des Neubaus des Zwölf-ApostelPla­tzes ein Baustellen­management installier­t, um Besucher trotz Baustelle als Kunden am Platz zu halten und über Fortschrit­te laufend zu informiere­n.

»Kommentar

Es ging um Strukturen und Hilfestell­ungen Unternehme­rstammtisc­h und neues Logo

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Archivfoto: Peter Fastl Weniger Verkehr und mehr Aufenthalt­squalität wünschen sich die Gögginger in der Bürgermeis­ter Aurnhammer Straße.
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Foto: Annette Zoepf Den verschiede­nsten Interessen ist in Stadtteilz­entren wie am Lechhauser Schlössle Rechnung zu tragen. Oft hilft ein Blick von neutraler Stelle, um die verschiede­nen Be lange richtig einzuordne­n.

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