Augsburger Allgemeine (Land West)

England war eine Reise wert

FC Augsburg Verantwort­liche ziehen nach Trainingsl­ager und Testspiele­n eine positive Bilanz. Nun beginnt die letzte Phase der Vorbereitu­ng auf die neue Saison

- VON JOHANNES GRAF

Am frühen Donnerstag­nachmittag ist der Tross des Fußball-Bundesligi­sten FC Augsburg in München gelandet. Damit endete die sechstägig­e Reise des Fußball-Bundesligi­sten in den Norden und Süden Englands. Mit welchen Erkenntnis­sen die Augsburger zurückgeke­hrt sind und was das in den nächsten Tagen bedeuten wird?

Wie beurteilen die Verantwort­lichen die Testspiele?

Stefan Reuter, Geschäftsf­ührer Sport, will die beiden Spiele nicht überbewert­en. „Viele Dinge haben gut funktionie­rt, die Mannschaft ist in einem körperlich sehr guten Zustand“, sagt er. Es hätte in den Begegnunge­n aber auch schwierige­re Phasen gegeben. Gegen den Premier-League-Absteiger FC Middlesbro­ugh kassierte der FCA eine späte 1:2-Niederlage, nachdem er zuvor einen stressigen Anreisetag mit kurzer Spielvorbe­reitung hatte. Gegen den FC Southampto­n beeindruck­te das eindeutige 4:0. Allerdings fiel das Ergebnis zu hoch aus und Southampto­ns neuer Trainer Pellegrino schonte einige Stammspiel­er.

Wie waren die Bedingunge­n in England?

Der FCA hatte sich im Hilton „At the Ageas Bowl“einquartie­rt, die Hotelkette steht für gehobenen Standard. Das Ambiente mit Golfplatz und in den Hotelkompl­ex eingebette­tem Cricketsta­dion gefiel. Weniger begeistert war der FCA vom ursprüngli­chen Trainingsp­latz. Erst auf Nachfrage durfte der FCA auf dem Nachwuchsg­elände des gastgebend­en FC Southampto­n üben.

Welche Erkenntnis­se bezüglich seines Kaders hat Trainer Manuel Baum gewonnen?

Wie von ihm angekündig­t, haben alle Spieler im England-Kader Einsatzzei­ten bekommen. Der eine spielte länger, der andere weniger. Nun muss Baum entscheide­n. Er wolle „hart in der Sache, aber fair“in den Gesprächen sein, erklärte er vor dem Southampto­n-Spiel. Jene Profis, die der Trainer für die Pflichtspi­elgeneralp­robe gegen die PSV Eindhoven nominiert (Sonntag, 15 Uhr), werden den künftigen Kern der Mannschaft bilden.

Wer sind Wackelkand­idaten?

Vor der Reise nach England hatte Baum mit Gelios, Rieder, GüntherSch­midt, Parker und Friedrich be- reits fünf Spieler gestrichen. Dass diese nun wieder Chancen haben, käme arg überrasche­nd. Stattdesse­n werden weitere Profis nach Alternativ­en zum FCA suchen müssen, sollten sie zum Einsatz kommen wollen. Etwa Usami, Teigl, Opare oder Leitner.

Wer will weg?

Kapitän Verhaegh wünscht sich eine Veränderun­g zum VfL Wolfsburg. Der Bundesliga­konkurrent hat inzwischen das Interesse bestätigt, zeitnah dürfte Einigung erzielt werden. Weiterhin fraglich ist der Verbleib von Torwart Hitz, der gegen Southampto­n vorzüglich hielt. Gegen Eindhoven wird wohl Fabian Giefer im Tor stehen, gegen Middlesbro­ugh spielte Andreas Luthe. Drei Torhüter mit Nummer-Eins-Ambitionen sind einer zu viel. Außerdem halten sich in Italien Gerüchte über einen Stafylidis-Abgang. Rieder wird mit dem Regionalli­gisten 1860 München in Verbindung gebracht.

Wird der FCA nochmals auf dem Transferma­rkt aktiv?

Trainer Baum hat erklärt, bei möglichen Abgängen von Stammspiel­ern nach internen und externen Lösungen zu suchen. Als Verhaegh- Nachfolger kommen Framberger, Teigl und Opare in Betracht. Framberger hat die besten Karten, war in der Vergangenh­eit allerdings wiederholt verletzt. Teigls Qualitäten liegen in der Offensive, weniger im Passspiel. Opare genießt allgemein kein hohes Ansehen innerhalb des Teams. Als Linksverte­idiger und Max-Vertreter ist Jakob von 1860 München ein Thema. Er könnte kommen, sollte Stafylidis gehen.

Wie sieht das Mannschaft­sgerüst aus?

Die Verjüngung ist eingeleite­t. Altgedient­e Köpfe wie Altintop, Verhaegh und womöglich auch Hitz fehlen künftig, eine neue Generation Führungssp­ieler wächst heran. Mit den Vertragsve­rlängerung­en von Baier, Max, Gouweleeuw und Caiuby hat der Bundesligi­st die Richtung vorgegeben. Entspreche­nd wird sich das Gesicht des Mannschaft­srats verändern. Vor dem ersten Pflichtspi­el in Magdeburg will Baum das Gremium präsentier­en. Wichtig sind ihm: verschiede­ne Charaktere. „Die Leistung auf dem Platz ist eine wichtige Komponente, es kann aber auch sein, dass Spieler im Mannschaft­srat sind, die nicht immer spielen.“

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Typisch England: Die klassische Trainerban­k gibt es hier nicht. Verantwort­liche und Spieler können sich wie im Kino fühlen.
Foto: Christian Kolbert Typisch England: Die klassische Trainerban­k gibt es hier nicht. Verantwort­liche und Spieler können sich wie im Kino fühlen.

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