Du, ein Stinker?

Alle reden über den Diesel, den Abgas-Skandal, die Schummeleien, das Software-Update, die drohenden Fahrverbote. Aber hat jemand schon mal gefragt, wie Besitzern von Diesel-Fahrzeugen im Augenblick zu Mute ist? Sie fühlen sich ziemlich veräppelt, um es salonfähig auszudrücken. Sie haben sich vor Jahren für die teurere Motorisierung entschieden, die einen höheren Wirkungsgrad und folglich einen geringeren Verbrauch versprach. Jetzt ist alles anders.

Wer Freunden von seinem Dieselfahrzeug erzählt, wird erst einmal schräg angeschaut. Du? Ein Stinker? Aus dem kräftigen und vielleicht sogar sparsamen Gefährt von einst ist plötzlich eine Dreckschleuder geworden, die andere Menschen krank macht. Der Leidensdruck wächst, das schlechte Gewissen auch, und irgendwann reift der Gedanke: Der Diesel muss weg. Am besten möglichst schnell, schließlich bringt jeder neue Tag jede Menge neue Hiobsbotschaften. Aber wer will jetzt noch Fahrzeuge mit Betrugssoftware? Die Nachfrage sinkt. Und damit vielleicht auch der Preis. Den Wagen unter Wert verkaufen? Oder doch nicht? Das ist die Gretchenfrage in einem Drama, das den Ruf einer ganzen Branche ruiniert hat. Ein Patentrezept gibt es nicht, nur viel Verunsicherung und Kopfschütteln.