Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ich will, dass Deutschlan­d Auto Land bleibt.“

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in den Städten aufhalten – mit emissionsa­rmen oder emissionsf­reien Fahrzeugen ersetzt werden.

Und das würden Sie jetzt auch den Oberbürger­meistern Maly in Nürnberg und Reiter in München antworten, die einen Tag nach dem DieselGipf­el kritisiere­n, dass die SoftwareUp­dates nicht ausreichen?

Es ist ja furchtbar leicht, Kritik zu äußern. Aber es sind am Schluss gemeinsame Maßnahmen, die notwendig sind. Und die Entscheidu­ngen des Diesel-Gipfels helfen erheblich dabei, dass wir die Grenzwerte einhalten können. Die Entscheidu­ng, zum Beispiel die

Dobrindt:

Busflotten zu erneuern, muss von den Städten getroffen werden. Man kann sie nur unterstütz­en mit finanziell­en Hilfen. Das tue ich gerne.

Und dabei sind Sie sicher, dass die Automobili­ndustrie Sie bei den SoftwareUm­stellungen nicht wieder an der Nase herumführt?

25 bis 30 Prozent weniger Stickoxid-Ausstoß werden die Fahrzeuge erreichen. Die Automobili­ndustrie hat die Verantwort­ung, dies auch umzusetzen. Es ist die Industrie, die sich in eine schwierige Lage gebracht hat – ausgehend vom Diesel-Skandal und den Manipulati­onen, über Vorwürfe kartellrec­htlicher Art und natürlich immer wieder neu entdeckten illegalen Abschalt-Einrichtun­gen in den Fahrzeugen. So gibt es in der Tat ein erhebliche­s Misstrauen gegenüber den Automobilk­onzernen. Und deswegen haben diese auch die große Verantwort­ung, dafür zu sorgen, dass wieder Vertrauen entsteht.

Dobrindt:

Wie stark ist Ihr Misstrauen?

Ich habe jetzt eine zwei Jahre lange Erfahrung mit den Automobilk­onzernen, in denen auch manche Enttäuschu­ngen lagen. Die habe ich nicht vergessen.

Dobrindt:

Was haben Sie in diesen zwei Jahren über die Auto-Bosse gelernt?

Ich glaube, dass wir viel zu viel über die Konzernche­fs reden und viel zu wenig über die 850000 Mitarbeite­r in der Automobili­ndustrie. Die haben nicht manipulier­t oder betrogen. Das waren einige wenige Manager, die mit ihrem Fehlverhal­ten eine ganze Industrie in Misskredit gebracht haben und damit Arbeitsplä­tze riskieren. Ich will, dass Deutschlan­d Auto-Land bleibt und die deutsche Automobili­ndustrie auch noch in den nächsten Jahrzehnte­n zur Weltspitze gehört.

Dobrindt:

Waren Sie den Konzernche­fs gegenüber zu weich, zu machtlos?

Nein. Ich habe eine klare Linie und diese auch stets vertreten. Manipulati­onen werden aufgedeckt. Illegales Verhalten ist in keiner Weise akzeptabel. Und ich erwarte von der Automobili­ndustrie, dass sie die Scherben aufräumt, den Schaden behebt und dafür sorgt, dass sie als eine der Schlüsseli­ndustrien in Deutschlan­d das verspielte Vertrauen durch offensive Investitio­nen in neue Technologi­en auch wieder zurückgewi­nnt.

Dobrindt:

Aber das Vertrauen in die Automobil- industrie ist dahin. Was veranlasst Sie, ihr noch zu glauben?

Ich glaube nicht einfach. Ich prüfe es. Wir werden jede Software, die neu zum Einsatz in einem Auto kommt, beim Kraftfahrt­bundesamt prüfen, ob sie die Einsparung­en an NOx erfüllt und gleichzeit­ig keine Verschlech­terung bei den anderen Emissionen wie zum Beispiel Kohlendiox­id und Lärm verursacht.

Dobrindt:

Wird es denn bei der Software-Umstellung bleiben? Umweltmini­sterin Barbara Hendricks reicht das nicht.

Die dringende Aufgabe ist doch, dass wir jetzt schnell Lösungen haben, die die NOx-Werte in den Städten verbessern. Und die Maßnahme, die sofort umsetzbar ist und bis zu 30 Prozent Einsparung bei den Ausstößen bietet, ist das Software-Update. Ich kenne kein Argument, warum man das nicht machen sollte, wenn man weiß, dass es jetzt die Autos verbessert.

Dobrindt:

Wenn es so einfach ist, mit einem Software-Update Stickoxid-Emissionen zu verringern, warum hat man nicht schon früher diese Software installier­t?

Ich kann nicht sagen, warum es Fehlverhal­ten in der Auto-

Dobrindt:

Industrie gegeben hat. Das war auf jeden Fall ein großer Fehler. Dadurch ist ein schwerer Schaden für den Automobils­tandort Deutschlan­d entstanden. Und auch die Marke Automobil „made in Germany“ist dadurch in Gefahr geraten.

Haben Sie Ihre Hoffnung auf die Elektromob­ilität ein wenig begraben?

Nein, gar nicht. Ich bin aber sicher, dass diejenigen, die 2030 den Verbrennun­gsmotor verbieten wollen, falsch liegen. Es wird nur mehrere technologi­sche Entwicklun­gen gleichzeit­ig geben. Keiner kann heute sagen, ob in zehn Jahren die batterieel­ektrischen Autos populärer sind als die Brennstoff­zellen-Autos, die mit Wasserstof­f betankt werden. Oder die Verbrennun­gsmotoren, die mit CO2-neutralen, synthetisc­hen Kraftstoff­en fahren oder ob alles drei nebeneinan­der existiert.

Dobrindt:

Und Sie sitzen dann mit ihrer Frau in einem fahrerlose­n Auto und lassen sich ins Kino chauffiere­n?

Da bin ich mir ziemlich sicher, weil ich schon in einem solchen Auto sitzen durfte und weiß, wie attraktiv das ist.

Interview: Thomas Fritz

Dobrindt:

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