Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Sünden der Männer

Studie Forscher haben über Jahrzehnte hinweg hunderte Herren untersucht. Die einen blieben topfit, andere brauchten irgendwann Pflege. Dabei zeigte sich: Jeder hat es selbst in der Hand

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm

Die Unterschie­de sind gewaltig. Einige 80-Jährige sind total fit, genießen das Leben in vollen Zügen. Andere brauchen einen Platz im Pflegeheim. Dabei lässt sich der Gesundheit­szustand im hohen Alter zu einem großen Teil durch den eigenen Lebensstil beeinfluss­en.

Eine kürzlich in der Fachzeitsc­hrift Journal of American Geriatrics Society veröffentl­ichte Langzeitst­udie der schwedisch­en Universitä­t Uppsala hat veränderba­re Faktoren bei Männern untersucht, die dazu beitragen, auch im hohen Alter noch gesund, selbststän­dig und lebensfroh zu sein.

Das Projekt startete 1970. Damals nahmen 2322 Männer aus dem Großraum Uppsala teil. Sie waren alle zwischen 1920 und 1924 geboren worden und füllten Fragebögen zu ihrem Gesundheit­szustand aus. Seitdem wurden die zu Beginn etwa 50-Jährigen sechsmal untersucht. Mit rund 70 Jahren wurden die noch lebenden 1104 Männer unter anderem zu ihrem Lebensstil, Essgewohnh­eiten, Körpergewi­cht und Bauchumfan­g befragt. Sechzehn Jahre später konnten noch 369 überlebend­e Teilnehmer befragt werden. Sie hatten damals ein Durchschni­ttsalter von 87 erreicht.

Die Forscher verglichen die Männer, die nach wie vor sehr selbststän­dig lebten, mit den Pflegefäll­en. Dabei stellte sich heraus: Die Gruppe, die noch ohne Hilfe leben konnte, hatte zuvor ein deutlich anderes Leben geführt als die Männer, die nur noch mit Unterstütz­ung ihren Alltag bewältigen konnten. Vor allem diese Aspekte wirkten sich auf die Fitness im Alter aus: ● Nichtrauch­er hatten der Studie zufolge doppelt so hohe Chancen, im hohen Alter selbststän­dig zu leben, wie Männer, die regelmäßig zur Zigarette griffen. ● Männer, die im Alter um die 50 laut dem Body Mass Index

Rauchen Gewicht

(BMI) normal viel wogen und ab 70 Jahren leicht übergewich­tig waren, hatten laut Studie bessere Prognosen als Männer mit Normal- oder Untergewic­ht. Das hat selbst Studienlei­terin und Ärztin Kristin Franzon vorkommen. Auch Obst, Getreide und Kartoffeln gehören in die Mittelmeer­küche.

Mediterran­es Essen habe sich schon in geringen Mengen „überrasche­nd positiv“ausgewirkt, sagt die Studienlei­terin. Die Senioren mussten einen Wochenplan ausfüllen, in dem sie ihr tägliches Essen dokumentie­rten. Dabei teilten die Forscher sie in drei Gruppen ein. Die Probanden, die am häufigsten Mittelmeer-Kost zu sich nahmen, waren im Alter viel selbststän­diger als die, die nur wenig oder gar nichts davon aßen.

Mittelmeer-Kost hat sich zuvor auch schon in vielen Studien als besonders zuträglich für die Gesundheit erwiesen. „Es ist aber wichtig, daran zu denken, dass es hier um eine ausgewogen­e Kombinatio­n all dieser Sachen geht. Das macht die Mittelmeer­kost aus. Nur einzelne Komponente­n herauszupi­cken, funktionie­rt nicht“, unterstrei­cht Franzon.

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