Augsburger Allgemeine (Land West)
Genforscher benutzen Embryonen
Herzkrankheit konnte so geheilt werden. Ethische Fragen offen
Amerikanische Forscher haben mit neuester Gentechnik einen Eingriff in die Keimbahn von Embryonen vorgenommen. Die Pioniertat bricht Tabus. Konkret haben die Forscher bei menschlichen Embryonen einen Gendefekt behoben. Sie korrigierten mithilfe der Genschere Crispr-Cas9 eine Mutation, die zu Herzmuskelverdickung (hypertrophe Kardiomyopathie) führt. Andere ErbgutTeile wurden dadurch nicht geschädigt, wie die Forscher im Magazin Nature betonen. Mit dem Verfahren könne man eines Tages tausende Erbkrankheiten verhindern, schreibt das Team um Shoukhrat Mitalipov von der Oregon Health and Science University in Portland. Die Embryonen wurden nach wenigen Tagen zerstört.
Bei Mitgliedern des Deutschen Ethikrats stieß die Arbeit auf ein geteiltes Echo. Der Vorsitzende Michael Dabrock spricht von „unseriösen Heilsversprechungen“. Dagegen sagt Medizinethikerin Claudia Wiesemann von der Universitätsmedizin Göttingen, die Studie zeige, dass die Technik unter Umständen praktikabel sein könne. Ob dies wünschenswert sei, hänge vom Einzelfall ab. In Deutschland sind solche Versuche verboten.