Augsburger Allgemeine (Land West)
Mann greift Passantin mit Messer an
Gewalt Ein Asylbewerber aus Eritrea soll erst am Augsburger Königsplatz Frauen belästigt haben. Später attackierte er laut Polizei zwei Personen in Bobingen mit einem Küchenmesser. Gibt es Parallelen zur Hamburger Gewalttat?
Das Motiv des 28 Jährigen ist noch unbekannt
Augsburg/Bobingen
Ein 28-Jähriger ist am Freitag offenbar ausgerastet und innerhalb von wenigen Stunden zum Gewalttäter geworden. Zuerst habe der Asylbewerber aus Eritrea mehrere Frauen in Augsburg belästigt, so die Polizei, später griff er in Bobingen zum Messer und verletzte eine Passantin auf der Straße. Der 28-Jährige sitzt wegen gefährlicher Körperverletzung in Haft.
Nach Angaben des Polizeipräsidiums Schwaben Nord wurde der Asylbewerber am vergangenen Freitag gegen 10 Uhr zunächst in einem Schnellrestaurant im Augsburger Zentrum am Eingang zur Fuggerstraße auffällig. Er belästigte mehrere Frauen und versuchte sie anzufassen. Die Leiterin des Schnellrestaurants rief die Polizei. Der Asylbewerber wurde von den Beamten mitgenommen, überprüft und danach wieder auf freien Fuß gesetzt.
Nur wenige Stunden nach seiner Freilassung wurde der 28-Jährige in Bobingen gewalttätig. Gegen 13.20 Uhr griff er laut Polizeiangaben eine Passantin in der Turmstraße mit einem Küchenmesser an. Die 41-Jährige wurde am Oberkörper verletzt. Sie konnte flüchten und die Polizei verständigen. Unterdessen lief der Asylbewerber zum Café International im Zentrum von Bobingen in der Pestalozzistraße. Die Einrichtung in der alten Mädchenschule wird von der Helfergruppe Asyl betrieben. Dort versuchte der Eritreer einen 27-jährigen Mann mit dem Messer anzugreifen. Der Mann konnte die Attacke jedoch erfolgreich abwehren. Er nahm dem Afrikaner das Messer ab, ohne verletzt zu werden, und brachte es zur Polizei. Zwei 15-jährige Asylbewerber aus Syrien konnten den Eritreer unterdessen beruhigen. Der Täter wurde von ei- ner Streife festgenommen. Am Samstag wurde er der Ermittlungsrichterin vorgeführt. Sie erließ Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung.
Bislang ist nicht bekannt, welches Motiv der Asylbewerber für seinen Gewaltausbruch hatte. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen verhielt sich der Eritreer, der allein unterwegs war, auffällig. Möglicherweise habe er psychische Probleme, hieß es.
Die Tat ereignete sich bereits am vergangenen Freitag. Vom Polizei- präsidium wurde sie erst am Sonntagnachmittag bekannt gegeben. Ein Sprecher der Einsatzzentrale sagte auf Anfrage unserer Zeitung, die Dimension des Falles habe sich erst im Laufe der Ermittlungen herausgestellt. Auch sei zunächst kein Dolmetscher für die Vernehmung zur Verfügung gestanden.
Doch warum wurde der Asylbewerber zunächst wieder freigelassen, nachdem er in Augsburg mehrere Frauen belästigt hatte? Ein Sprecher der Einsatzzentrale verwies darauf, dass es am Augsburger Königsplatz öfter Probleme mit bestimmten Gruppen gebe, darunter auch mit Asylbewerbern. Deshalb werde der Kö verstärkt von der Polizei überwacht. In Augsburg habe der Eritreer noch nicht zum Messer gegriffen. Das sei später in Bobingen geschehen.
Der Fall vom vergangenen Freitag wird im Polizeipräsidium als einer der schwereren Fälle mit Asylbewerbern im Einsatzbereich eingestuft. Er sei aber nicht vergleichbar mit der Messerattacke, die sich kürzlich in Hamburg ereignet hat, so ein Augsburger Polizeisprecher. „Der Eritreer ist nicht losgezogen, um Menschen umzubringen.“In Hamburg hatte ein abgelehnter Asylbewerber in einem Supermarkt wahllos auf Menschen eingestochen. Dabei verletzte er fünf Personen und tötete einen Mann.
Und wie wird der Fall von den Flüchtlingshelfern in Bobingen bewertet? Von der Helfergruppe, die das Café International betreibt, war am Sonntag niemand zu sprechen. Am heutigen Montag soll es eine Stellungnahme geben.