Augsburger Allgemeine (Land West)

Minister will „wolfsfreie Zonen“

Naturschut­z Nach der Sichtung von Wolfswelpe­n im Bayerische­n Wald plädiert Helmut Brunner für den Abschuss

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München

Mit der Forderung nach wolfsfreie­n Zonen hat Agrarminis­ter Helmut Brunner (CSU) auf Meldungen über das erste Wolfsrudel in Bayern reagiert. Er plädierte in der Passauer Neuen Presse für einen gelockerte­n Schutzstat­us des Wolfes und im Einzelfall auch für eine „Entnahme“, um den Bestand zu regulieren. Das bedeutet im Notfall auch den Abschuss.

Auch der Bayerische Bauernverb­and hatte bereits verlangt, der strenge Artenschut­z müsse gelockert und einzelne Tiere notfalls auch erlegt werden dürfen. „Wir brauchen eine Möglichkei­t, den Schutzstat­us des Wolfes abzusenken, um im Einzelfall eine Regulierun­g des Bestandes vornehmen zu können“, sagte Brunner. „Anders kann ich mir ein funktionie­rendes Nebeneinan­der von Wolf und Landwirtsc­haft schwer vorstellen.“Brunner wie auch Umweltschü­tzer riefen das Umweltmini­sterium auf, die nächste Stufe des Wolfsmanag­ementplans umgehend vorzulegen.

Am Management­plan „Wolf – Stufe 3“zum Umgang mit Wölfen mit Nachwuchs werde mit Hochdruck gearbeitet, teilte das Umweltmini­sterium dazu zunächst nur mit. Auch ein Förderprog­ramm zum Herdenschu­tz werde gerade erarbeitet. „Die Herdenschu­tzmaßnahme­n sollen voraussich­tlich sichere Weidezäune und Herdenschu­tzhunde umfassen.“

Der SPD-Landtagsab­geordnete Florian von Brunn kritisiert­e Brunners Vorschlag zu wolfsfreie­n Zonen scharf. „Kaum gibt es in Bayern Wolfswelpe­n, fällt der CSU nichts anderes ein, als sie abknallen zu wollen.“„Brunners „wolfsfreie Zonen“sind bei einem Tier, das so weit wandert und neue Reviere sucht, totaler Quatsch – eine Umsetzung dieses Vorschlage­s würde auf massive Abschüsse hinauslauf­en.“

Das europäisch­e Naturschut­zrecht sehe für Wölfe einen „günstigen Erhaltungs­zustand“vor, der noch lange nicht erreicht sei. Deshalb gehe es vielmehr um mehr Investitio­nen in die Prävention, um Schafe und andere Nutztiere zu schützen. Herdenschu­tzhunde hätten sich hier bewährt. Außerdem müsse die Entschädig­ung unbürokrat­isch funktionie­ren.

Am Freitag hatte das Bayerische Landesamt für Umwelt drei Jungtiere im Bayerische­n Wald gemeldet. Es ist der erste wilde Wolfsnachw­uchs in Bayern seit rund 150 Jahren. Umweltschü­tzer reagierten erfreut, verlangten aber ebenfalls Unterstütz­ung für Schäfer und Weidehalte­r.

Auch der Bund Naturschut­z (BN) kritisiert­e, dass die bei Wolfnachwu­chs erforderli­che Stufe drei des Management­plans immer noch nicht vorgelegt wurde. Außerdem sei eine wissenscha­ftlich fundierte Öffentlich­keitsarbei­t notwendig. „Das alles könnte es längst geben, wir fordern das seit Jahren. Die Staatsregi­erung hat jedoch jahrelang nichts getan und heizt damit mögliche Konflikte noch an“, kritisiert­e BN-Wolfsexper­te Christian Hierneiss.

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Archivfoto: Ingo Wagner, dpa Im Bayerische­n Wald wurden erstmals seit 150 Jahren wieder junge Wölfe gesich tet.

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