Augsburger Allgemeine (Land West)

Keine Medaille für Molitor

Leichtathl­etik WM Deutsche Speerwerfe­rin kann in London nicht an ihre guten Leistungen anknüpfen. Und auch Stabhochsp­ringer Raphael Holzdeppe erlebt ein Debakel

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London

Als der Speer auch im letzten verzweifel­ten Versuch nur bei 58,87 Metern landete und zitternd im Rasen stecken blieb, da war die Sache klar und die Speerwurf-Königin entthront. Zwei Jahre nach ihrem Gold-Coup von Peking blieb für Katharina Molitor bei der Leichtathl­etik-WM in London nur der siebte Platz – eine nicht unerwartet­e Enttäuschu­ng. Doch 63,75 Meter reichten an diesem Dienstagab­end bei weitem nicht für einen Podestplat­z. Ihr zweites WM-Gold nach dem Titel 2007 in Osaka gewann die Olympiasie­gerin und Weltrekord­lerin Barbora Spotakova aus Tschechien mit 66,76 Metern. „Es ist einfach fantastisc­h“, sagte die 36-Jährige gerührt. Zweite wurde die Chinesin Li Lingwei mit 66,25 Metern vor ihrer Landsfrau Lyu Huihui (65,26).

„Speerwerfe­rin, Leistungss­portlerin, Volleyball­erin“– so stellt sich Molitor auf ihrer Homepage vor. „Ich bin keine Trainingsw­eltmeister­in“, sagte sie zu Saisonbegi­nn. Vor dem Europäisch­en Winterwurf-Cup Mitte März konnte sie mehrere Wochen lang wegen einer Entzündung im Ellbogen nicht voll trainieren. Bei den weiteren Wettkämpfe­n fehlten oft Weite und Konstanz. Unter Zeitdruck kam sie auf dem Weg nach London aber nie: Denn als Speerwurf-Königin von Peking erhielt Molitor für London vom Weltverban­d eine Wild Card, also ein automatisc­hes Startrecht. Und als es drauf ankam, haute sie richtig einen raus: 65,37 Meter in der Qualifikat­ion, Saisonbest­leistung.

Vor gut einem Jahr hatte Molitor die größte Enttäuschu­ng in ihrem Sportlerle­ben erlebt: Nach einem Nominierun­gsstreit war sie nicht für die Olympische­n Spiele in Rio de Janeiro nominiert worden. Während die ausgeboote­te Weltmeiste­rin zu Hause saß, verschenkt­en Christina Obergföll, Linda Stahl und Christin Hussong ihre Medaillenc­hancen. Molitor hatte versucht, ihr Olympia-Ticket vor dem Landesgeri­cht und Oberlandes­gericht Frankfurt einzuklage­n und damit Obergföll den Startplatz streitig zu machen – ohne Erfolg. Unmittelba­r danach attackiert­e sie den Deutschen Leichtathl­etik-Verband wegen der Nominierun­gsrichtlin­ien, „die zu viel Spielraum lassen“.

Ihr größter Wunsch war: „Dass der DLV mal eine Nominierun­gsrichtlin­ie rausbringt – und wenn’s auch 100 Seiten sind –, wo dann jeder Athlet selber vor der Nominierun­g weiß: er ist dabei oder nicht.“

Molitor ist ein Multitalen­t: Wenn die Leichtathl­etik Pause macht, spielt sie für Bayer Leverkusen in der Volleyball-Bundesliga. Außerdem studiert sie Geografie und Sport auf Lehramt. ● Ex-Weltmeiste­r Raphael Holzdeppe hat in London ein Debakel erlebt. Der Titelgewin­ner von Moskau 2013 scheiterte am Dienstagab­end bereits an der Einstiegsh­öhe von 5,50 Meter. Holzdeppe hatte vor fünf Jahren bei den Sommerspie­len in London Bronze gewonnen, vor zwei Jahren bei der WM in Peking Silber. Bei der WM setzte der 27-Jährige seine Saison mit großen Formschwan­kungen fort. Bei den deutschen Meistersch­aften in Erfurt hatte sich Holzdeppe dem 18-jährigen Bo Kanda Lita Baehre (Leverkusen) geschlagen geben müssen.

Stabhochsp­rung

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Foto: dpa Weit weg von der Medaillen Weite: die deutsche Speerwurf Hoffnung Katharina Molitor ging leer aus.

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