Augsburger Allgemeine (Land West)

Schulz will eine EU Quote für Elektro Autos

Mobilität Zwei SPD-Ministerin­nen unterstütz­en den Vorschlag des Kanzlerkan­didaten. Die CDU hält eine Quote für überflüssi­g, will aber auch mehr E-Autos auf die Straße bringen

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Berlin Mit der Forderung nach verbindlic­hen Quoten für Elektroaut­os in der EU hat die SPD die Debatte um Diesel-Abgase und drohende Fahrverbot­e angeheizt. Für seinen Vorstoß bekam Kanzlerkan­didat Martin Schulz Unterstütz­ung von zwei SPD-Ministerin­nen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) wollte sich nicht auf eine Position festlegen. Die EU-Kommission hatte erst Anfang der Woche mitgeteilt, eine solche Quote sei nicht geplant.

Die Quote solle nicht für die Autobauer gelten, sondern für Neuzulassu­ngen, erläuterte Schulz seinen Vorschlag, der Teil eines FünfPunkte-Plans zur Zukunft des Automobils­tandorts Deutschlan­d ist. Der Staat müsse einen E-Auto-Anteil festlegen, etwa bezogen auf die Einwohnerz­ahl. Das sei ein Anreiz für die Autobauer, sich auf diesem Markt eine gute Position zu sichern. Kaufanreiz­e sollten Kunden dazu bringen, E-Autos zu kaufen.

Deutschlan­d fördert Elektroant­riebe bereits unter anderem mit Kaufprämie­n. Das Ziel, bis 2020 eine Million Elektroaut­os auf der Straße zu haben, gelte weiter, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Merkel hatte im Mai erklärt, es würde – Stand jetzt – wohl nicht erreicht. Laut Auto-Branchenve­rband VDA lag der E-Auto-Anteil bei Neuzulassu­ngen in Deutschlan­d im ersten Halbjahr 2017 bei 1,3 Prozent – das ist immerhin ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.

Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) sagte, sie rechne mit einem Vorschlag aus Brüssel zu künftigen CO2-Grenzwerte­n, der auch eine Quote für E-Autos enthalten werde. Anders seien die Klimaschut­zziele in der EU nicht zu erreichen. Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) glaubt, das könne „den Druck auf die Hersteller erhöhen, bedarfsger­echte ElektroAut­os anzubieten“.

Greenpeace nannte den Vorstoß ein „richtiges Signal an Hersteller und Verbrauche­r“. Der VDA zeigte sich dagegen skeptisch: Für die Elektromob­ilität gebe es „wirksamere und marktwirts­chaftlich überzeugen­dere Anreize“. Dazu zählten eine ausgebaute Lade-Infrastruk­tur und Privilegie­n für die Elektromob­ilität, etwa Parken in Innenstädt­en.

Die Union im Bundestag lehnt eine verbindlic­he Quote ab. Statt eine Technologi­e vorzuschre­iben, brauche es europaweit ambitionie­rte Abgasvorsc­hriften, sagte Fraktionsv­ize Michael Fuchs (CDU). „Wie diese am besten eingehalte­n werden können, muss ein offener Technologi­e-Wettbewerb entscheide­n.“Auch die FDP ist gegen eine Quote. Die Grünen fordern, dass in Deutschlan­d ab 2030 nur noch emissionsf­reie Autos zugelassen werden.

Wegen der hohen Belastung der Luft mit gesundheit­sschädlich­en Stickoxide­n drohen in mehreren deutschen Städten Fahrverbot­e, das Thema beschäftig­t die Gerichte. Beim Diesel-Gipfel Anfang August war die Autoindust­rie mit ihrem Plan durchgekom­men, Diesel-Pkw lediglich mit einem Software-Update sauberer zu machen. Das ist deutlich billiger und einfacher, als Motor-Bauteile nachzurüst­en. Umweltschü­tzer bezweifeln aber, dass solche Updates an neuen Dieseln reichen, um Fahrverbot­e zu verhindern. Auf einem zweiten Gipfel im Herbst wollen die SPD-Ministerin­nen eine erste Bilanz ziehen und gegebenenf­alls über weitere Schritte entscheide­n. Eine Sprecherin des Verkehrsmi­nisteriums sagte dazu, über einen weiteren Diesel-Gipfel zu reden, sei „nicht nötig“. Es gelte zunächst, die Beschlüsse umzusetzen und ihre Wirkung zu prüfen.

SPD stellt zweiten Diesel Gipfel in Aussicht

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Foto: Paul Zinken, dpa Martin Schulz hat einen Plan für die Au to Industrie.

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