Augsburger Allgemeine (Land West)
Radikale Mäharbeiten?
Umwelt Die Naturschutzallianz schlägt Alarm. Sie sieht nicht nur Tiere bedroht
Die Augsburger Naturschutzallianz schlägt wegen Mäharbeiten des Tiefbauamtes am Lochbach Alarm. Dort sei Anfang August gemäht worden, also zu einem Zeitpunkt, wo am Lochbach ein besonders großer Insektenreichtum bestehe, und das nicht zum ersten Mal, kritisiert Allianzsprecher Günther Groß in einem Schreiben an Umweltreferent Reiner Erben. Die Mäharbeit erfolge auch mit Maschinen, die in Naturschutzgebieten nicht eingesetzt werden sollten. „Man kann davon ausgehen, dass diese Art der Mahd kaum ein Tier übersteht“, so Groß.
Nach Einschätzung der Naturschützer sind auch mobile Arten bedroht, wenn wie heuer die Mahd bei feuchter Witterung geschieht. Zudem erfolge die Arbeit sehr „akkurat“, was in einem Schutzgebiet nicht unbedingt erwünscht ist. „Bis unmittelbar an den Waldrand bleibt keine Nische und kein Halm verschont“, sagt Groß. Diese Vorgehensweise konterkariere das Bemühen des Landschaftspflegeverbandes Augsburg, in der Natur Verbundsysteme für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Es widerspreche auch der aufwendigen und sorgsamen Pflege, die Landwirte im Auftrag des Landschaftspflegeverbandes leisten. Auch vom Verein Lebensraum Lechtal werde entlang des Lechs an den Dämmen nach einer Lösung für die Pflege mit Kraftwerksbetreibern und den zuständigen Wasserwirtschaftsämtern gesucht. Das Thema „Verkehrssicherheit“sei in diesem Fall nicht berührt, da teilweise am gemähten Bereich gar keine Wege sind.
Groß verweist darauf, dass die Bäche und Kanäle samt ihrem Begleitgrün im Stadtwald wichtige Lebensräume und Verbundsysteme sind. Deshalb sei die übliche Mahd mitten im Sommer entlang des Lochbachs durch das Tiefbauamt sowohl vom Zeitpunkt wie auch vom eingesetzten Gerät mit der Zielsetzung des NSG unvereinbar. Umweltreferent Reiner Erben soll sich dafür einsetzen, dass die Stadt den Zeitpunkt der Mahd ändert und ein dem ökologischen Wert des Geländes angepasstes Gerät zum Einsatz kommt. Laut Umweltreferent Erben (Grüne) ist für den Gewässerunterhalt wie am Lochbach das Tiefbauamt zuständig. Dessen Aufgabe sei es, Bachbett und Ufer der Gewässer zu pflegen und sicherzustellen, dass durch Bewuchs keine Schäden im Dammbereich entstehen. Erben will die Beschwerde der Naturschutzallianz bei einem Termin mit den zuständigen Stellen der Stadtverwaltung und dem Landschaftspflegeverband zur Sprache bringen. „Aus meiner Sicht muss Gewässerunterhalt und Naturschutz kein Gegensatz sein und kann besser abgestimmt werden.“Dafür gebe es im Bereich Unterhalt und Naturschutz positive Beispiele, an denen sich die Verwaltung bei zukünftigen Pflegearbeiten orientieren soll.
Ein besonders gutes Beispiel ist für Erben der Unterhalt von Leitungstrassen der Stadtwerke im Stadtwald. Der Stadtwald ist durchzogen von einem 32 Kilometer langen Netz aus Trinkwasserleitungen. Bei einer entsprechenden Pflege stellen die Leitungstrassen optimale Verbindungswege zwischen den Lechheiden dar.
Wichtig sei es, dass die Trassen erst im Spätsommer gemäht werden, sagt auch der Umweltreferent. Dabei sollte immer ein Viertel des Pflanzenbestandes stehen bleiben. Somit können spätblühende Pflanzenarten ausreifen. Außerdem gibt es immer genügend Versteck- und Brutmöglichkeiten sowie ausreichend „Nektar-Tankstellen“für wandernde Insektenarten. Eine ähnliche Vernetzungsarbeit könne auch über die Bäche und Ufer im Stadtwald geleistet werden. Dazu muss die Pflege gut abgestimmt werden, er will zu einem Gespräch darüber einladen.