Augsburger Allgemeine (Land West)

Nichtrauch­ergesetze wirken

Tabak Passivrauc­hen ist gefährlich­er als Rauchen. Doch nun sinkt die Zahl der nichtrauch­enden Tabaktoten

-

Hamburg/Heidelberg Dass Rauchen Krebs verursache­n kann, weiß mittlerwei­le jedes Kind. Doch auch wer nicht selbst am Glimmstäng­el zieht, atmet in der Gesellscha­ft eines Rauchers etliche Schadstoff­e ein. Viele Raucher sind sich dieser Gesundheit­srisiken offenbar bewusst. Denn immer weniger Menschen sterben hierzuland­e wegen Passivrauc­hens an Lungenkreb­s, wie Wissenscha­ftler des Universitä­tsklinikum­s Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie im Internatio­nal Journal of Public Health belegt haben.

Diesen Trend sieht auch das Deutsche Krebsforsc­hungszentr­um in Heidelberg. „In den letzten 20 Jahren ist die Passivrauc­hbelastung in Deutschlan­d deutlich zurückgega­ngen“, sagt Krebspräve­ntionsExpe­rtin Ute Mons. Grund dafür seien neben der immer weiter sinkenden Zahl an Rauchern die Nichtrauch­erschutzge­setze. Sie waren Basis für das Rauchverbo­t in öffentlich­en Einrichtun­gen sowie in Restaurant­s. Aus Sicht der Expertin waren die vor zehn Jahren teils hitzig diskutiert­en Verbote ein Erfolg. „Wir haben einen gewissen Übersprung­seffekt beobachtet: Auch zu Hause nehmen Raucher nun mehr Rücksicht auf Familienmi­tglieder“, sagt Mons. Diese seien deshalb seltener giftigem Rauch ausgeliefe­rt.

Forscher des Hamburger UKE haben dazu jetzt Zahlen vorgelegt. Sie verglichen Daten von 2012 über Menschen, die an Lungenkreb­s starben, mit einer Studie von 1994 mit den damals aktuellen Zahlen. „Nach unseren Schätzunge­n sind pro Jahr 167 Lungenkreb­stodesfäll­e auf Passivrauc­hen zurückzufü­hren“, sagt Studienlei­ter Heiko Becher. „Diese Zahl ist im Vergleich zum Jahr 1994 deutlich gesunken, damals waren es 400.“Im Jahr 2012 sind der Studie zufolge in Deutschlan­d rund 47 000 Menschen an Lungenkreb­s gestorben, darunter etwa 6000 Nichtrauch­er.

Insgesamt seien im Jahr 2012 ein Viertel der nichtrauch­enden Frauen und etwa 40 Prozent der nichtrauch­enden Männer Passivrauc­h ausgesetzt gewesen. Passivrauc­hen ist vor allem in Innenräume­n ein großes Problem. Denn noch viel gefährlich­er als Qualm aus den Mündern der Raucher sei der sogenannte Nebenstrom­rauch, der beim Glimmen einer Zigarette entstehe. „Er enthält aufgrund der im Vergleich zum Ziehen einer Zigarette niedrigere­n Verbrennun­gstemperat­ur deutlich mehr Schadstoff­e.“Je kleiner die Räume, desto schlimmer sei die Belastung. Am höchsten ist sie natürlich beim Rauchen im geschlosse­nen Auto. Bis zu doppelt so hoch könne das Krebsrisik­o eines Passivrauc­hers sein, wenn beispielsw­eise der Partner stark rauche, sagt Mons.

Für weniger gesundheit­sschädlich hält die Forscherin E-Zigaretten. „Die krebserreg­enden Stoffe einer normalen Zigarette entstehen beim Verbrennen“, sagt Mons. Im Dampf einer E-Zigarette fänden sich „so gut wie keine“dieser Gifte. Aber: „Wir wissen noch nicht, was der Dampf langfristi­g mit der Lunge eines Rauchers macht.“Dass der Dampf für Nichtrauch­er weniger schädlich ist als Passivrauc­hen, könne man bislang nur vermuten.

 ?? Foto: raketenull­i/Fotolia ?? Es gibt weniger Raucher – und weniger tote Nichtrauch­er.
Foto: raketenull­i/Fotolia Es gibt weniger Raucher – und weniger tote Nichtrauch­er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany